DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2016 - page 62

ENERGIE UND TECHNIK
Pflegen zu Hause
Gibt es ausreichend altersgerechten Wohnraum?
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt stärker als bisher vorausgesagt.
Im Jahr 2060 werden geschätzt 4,52 Mio. Menschen deutschlandweit gepflegt werden.
Aufgrund der Alterung der Pflegebedürftigen und ihrer steigenden Zahl wird auch der
Bedarf an altersgerechtem Wohnraum steigen.
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in den kom-
menden Jahren unvermindert an. Bis 2060werden
rund 4,52Mio. Menschen inDeutschland pflegebe-
dürftig sein. In Sachsenwird die höchste Anzahl mit
223.000 Pflegebedürftigen bereits 2050 erwartet.
Gleichzeitig aber werden auch Pflegebedürftige
immer älter. Die Lebenserwartung in Deutschland
liegt aktuell für Männer bei 78 und für Frauen bei
83 Jahren. Langfristige Trends zeigen, dass nicht
nur der Anteil der Pflegebedürftigen gemessen an
der Gesamtbevölkerung steigt, sondern auch die
Anzahl aller Menschen, die jemals in ihrem Leben
gepflegt werdenmussten. Allein innerhalb von vier
Jahren stiegen deren Raten um2%. Hochgerechnet
auf die kommenden Jahrzehntewerden sich immer
mehr sehr hochbetagte Menschen (85 bis über 90
Jahre) in der Pflege befinden. Mit der steigenden
Lebenserwartung steigt somit auch für jeden von
uns dieWahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit
im Alter.
Ursächlich dafür sind die Lebensumstände und der
medizinische Fortschritt. Die Folgen dieser Ent-
wicklung zeigen sich in der stark steigenden Zahl
Alexandra Brylok
Referentin Soziales und Projekte
Verband Sächsischer Wohnungs-
genossenschaften e. V. (VSWG)
Dresden
Was bringt die aktuelle Pflegereform?
Loose:
Die Pflegereformder Bundesregierungwar
notwendig und ist ein weiterer Schritt in die rich-
tige Richtung. Mit dem Pflegestärkungsgesetz II
wird endlich ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff
eingeführt und damit eine der Schwächen der So-
zialen Pflegeversicherung beseitigt. Diese Reform
ist entschlossen undweitreichend. Sie verspricht,
dass weder in der ambulanten noch in der statio-
nären Pflege beim Übergang in das neue System
von Pflegegraden und Begutachtung ein bisher
Pflegebedürftiger schlechtergestellt werden soll.
Was folgt aus der erhöhten Pflegebedürftig-
keit für die Wohnungswirtschaft?
Viehweger:
Nötig ist eine optimale und nachhal-
tige Verteilung der Ressourcen und eine effektive
– auch städtebauliche – Planung der notwendigen
ambulanten und stationären Wohn- und Versor-
gungsformen.
Können wohnumfeldverbessernde Maßnah-
men helfen?
Loose:
Kommt es zum Pflegefall, hat die Pflege in
der gewohnten Umgebung für die meisten Men-
schen Priorität. Dies wird durch eine Reihe von
Maßnahmen der Pflegeversicherung unterstützt,
Interviewmit Dr. Axel Viehweger (r.)
und Paul-Friedrich Loose (l.)
Über Zuschüsse informieren
Die gesellschaftlichen Herausforderungen durch
die steigende Zahl Pflegebedürftiger können nur
mit gemeinsamen Anstregungen bewältigt werden.
Der VSWG-Vorstand (r.) und der Landesgeschäfts-
führer der Barmer GEK Sachsen (l.) erklären, wie.
60
4|2016
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,...92
Powered by FlippingBook