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malschutz, BGG und Stadtverwaltung entstand auf
diese Weise die Konzeption für Kauf, Abriss und
Neubau der Gebäude Brühl 9-15. Im November
2013 präsentierte die wbg die Pläne des Projekts
zum ersten Mal der Öffentlichkeit.
Vision für einen Ort mit Geschichte
Ein solcher Eingriff in die Altstadt sollte behut-
sam und durchdacht angegangen werden. Der
1482 erstmals erwähnte Straßenzug Brühl liegt
im Denkmalensemble „Altstadt“ und stellt das
Tor zur ebenjener dar. Durch seine repräsentati-
ve Lage ist eine besondere Berücksichtigung von
Bausubstanz und Umgebungsbebauung wichtig.
Zunächst stand deshalb die bauliche Bewertung
der Gebäudereihe Brühl 9-15 imFokus. Durch jah-
relangen Leerstand hatte die Bausubstanz aller
Teilgebäude enormen Schaden erlitten. Ein von
der Baugesellschaft Gotha in Auftrag gegebenes
Gutachten bestätigte irreparable Schäden durch
Feuchtigkeit undMauerschwamm. Die Häuser wa-
ren bereits in so schlechtem Zustand, dass eine
akute Einsturzgefahr bestand und das Betreten
nicht mehr möglich war. Die BGG übernahm den
Abriss der Häuser einschließlich ihrer Hinterhö-
fe. Dieser wurde im Frühjahr 2014 vollzogen. Mit
demEnde der Abrissarbeiten und archäologischen
Grabungen hatte die BGG ihren Teil des Vertrages
erfüllt.
Die wbg erwarb das Grundstück und nahm sich
der Aufgabe an, einen Ersatz für das – wie sich
bei der Analyse der Holzbalken herausstellte –
vermutlich älteste Haus Gothas zu schaffen. Die
Altstadt sollte durch den Neubau geprägt und
nachhaltig gestaltet, gleichzeitig das historische
Umfeld jedoch nicht gestört werden. Die Her-
ausforderung bestand darin, eine städtebauliche
und architektonisch anspruchsvolle Lösung für die
Neubebauung der Grundstücke zu finden, die aber
auch den funktionellen und wirtschaftlichen An-
forderungen der Genossenschaft Rechnung trägt.
Im Zuge dessen wurde auch die Modernisierung
der angrenzenden Wohnblöcke Fritzelsgasse 2-6
und Blumenbachstraße 10-16 beschlossen, die
imNovember 2016 abgeschlossen sein soll. Dazu
gehören der Rückbau des fünften Geschosses in
der Blumenbachstraße, die Reduzierung von ur-
sprünglich 72Wohnungen auf 48, ein barrierefrei-
er Zugang sowie eine umfassende haustechnische
und energetische Sanierung.
Von der Ruine zum wertvollen Wohnraum
Am 21. Mai 2014 erfolgte nach langer Vorberei-
tungsphase der erste Spatenstich des Bauvorha-
bens „Neubau Brühl“. Umdas Bild der historischen
Altstadt während der Bauzeit nicht zu stark zu
stören, wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung
eines ansprechenden Bauzaunes ausgelobt. Die
Schulen der Stadt reichten ihre Entwürfe ein
Quelle aller Fotos: wbg
Unweit des Hauptmarkts im historischen Zentrum der Residenzstadt Gotha errichtete die wbg moderne, barrierefreie Wohnungen
Die Badezimmer weisen i. d. R. eine Badewanne sowie eine barrierearme Dusche auf