DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2016 - page 48

NEUBAU UND SANIERUNG
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4|2016
Ein zukunftsorientiertes Projekt im genossenschaftlichen Wohnungsbau
Neubau im Herzen der Gothaer Innenstadt
Gotha – eine Mittelstadt im Zentrum Thüringens – muss sich wie viele andere Städte Deutschlands
Gedanken um Stadtentwicklung und demografischen Wandel machen. Um innerstädtisch barrierefreien
Wohnraum zu schaffen, entschloss sich die Wohnungsbaugenossenschaft Gotha e.G. (wbg) zu einem
Neubau in der Altstadt der Residenzstadt. Im Februar wurde er fertiggestellt.
Mit einem Investitionsvolumen von 5 Mio. €wurde
im historischen Brühl Gothas eine Gesamtwohn-
fläche von rund 2.000 m2 durch Neubau geschaf-
fen, die sich auf 29 barrierefreie Wohnungen und
eine Gewerbeeinheit verteilen. Planung und Um-
setzung dieses Projekts stellten eine große Her-
ausforderung für alle beteiligten Akteure dar, denn
der Eingriff in die Altstadt sollte möglichst scho-
nend erfolgen. Außerdemgalt es, einenwürdigen
Ersatz für den historischen Gebäudekomplex Brühl
9, 11, 13/15 zu schaffen, dessen Fachwerkgebäu-
de aufgrund von irreparablen Mauerwerksschä-
den abgerissenwerdenmussten. Das entstandene
Wohngebäude ist das erste Neubauprojekt der wbg
seit 1990 und setzt neue Maßstäbe für bezahl-
baren, modernen und barrierefreien Wohnraum.
Vorausschauend bauen für die Region
Der demografische Wandel ist auch in Gotha ein
prägender Faktor, den die wbg bei der Planung und
Bewirtschaftung vonWohnraum zu berücksichti-
gen hat. Der Bedarf an hochwertigen, modernen
und vor allem barrierefreien Wohnungen für alle
Generationen wächst stetig. Im Hinblick auf die
Stadtentwicklung ist dieses wbg-Projekt also auch
ein erster Schritt zur Stärkung Gothas als Alter-
native zum teuren Wohnraum im angrenzenden
Großraum der Landeshauptstadt Erfurt.
Erfolge bei Rückbau und Modernisierung ande-
rer Genossenschaftsobjekte konnten schon früher
verzeichnet werden. Bereits 2010 erhielt die wbg
den „Deutschen Bauherrenpreis Modernisierung
2009“ für die Sanierungs- und Modernisierungs-
maßnahmen in der Fritzelsgasse 8-22. Damit
wurden neue Wohnqualitäten am Rande der his-
torischen Altstadt geschaffen. Dieser Hintergrund
ermutigte das Planungsteam, ein ambitioniertes
Projekt wie den Brühl-Neubau anzugehen.
Dabei galt es, einen großen Planungsaufwand
zu bewältigen, für den die wbg sich frühzeitig
Kooperationspartner suchte. Am Anfang stand
eine Planwerkstatt, an der sich neben dem Ar-
chitekturbüro Wiegand aus Waltershausen und
zwei weiteren Architekturbüros auch Gothas
Bürgermeister, die Denkmalschutzbehörde und
das Stadtplanungsamt beteiligten. Zudem wur-
den zahlreiche Gespräche mit der städtischen
Baugesellschaft Gotha GmbH (BGG) geführt, die
damals noch Eigentümer der ins Auge gefassten
Objekte war. In enger Zusammenarbeit mit Denk-
Alexandra Schulz
Pett PR Strategische
Unternehmenskommunikation
Gotha
Erstmalige Erwähnung des Straßenzugs „Brühl“ 1492.
Haus 9-11
wurde von einem Bauhistoriker mittels Holzana-
lysen als das älteste bekannte Fachwerkhaus Gothas iden-
tifiziert: Über die Jahresringablesung lässt es sich in seiner
Grundsubstanz auf das Jahr 1525 datieren.
Haus 13-15
beherbergte im Laufe seiner Geschichte viele Ge-
werbetreibende: seit 1859-1928 verschiedene Fleischereien,
seit 1930 eine Buchhandlung, seit 1937 eine Graveurswerk-
statt und zuletzt von 1988-1999 ein Stempeldienst, danach
Leerstand.
Seit 2005 befand sich in dem verwaisten Schaufenster eine
Ausstellung zur Geschichte des Straßenzuges und zu Projekten
des Vereins für Stadtgeschichte Gotha.
Abriss im Frühjahr 2014 aufgrund des katastrophalen Zu-
stands und großräumigem Schwammbefall.
HISTORIE DES BRÜHLENSEMBLES
Die historischen Gebäude – darunter das älteste Fachwerkhaus Gothas – mussten leider
abgerissen werden. Eine Folge von Bauschäden aufgrund langjährigen Leerstands
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52,53,54,55,56,57,58,...92
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