DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2016 - page 27

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außerhalb der Häuser, die für Feste oder zum An-
pflanzen von Gemüse genutzt werden können.
Günstige Mieten, gemischte Mieterschaft
Die Genossenschaft legt großenWert auf eine bunt
gemischte Mieterschaft und orientiert sich dabei
an der sozialen Mischung des Kantons Zürich. 40
Wohnplätze sind für Menschenmit Behinderungen
reserviert, mehr als 60 für Studierende. Familien
mit kleinen Kindern sind eher überrepräsentiert,
Senioren unterrepräsentiert. „Wir versuchen, bei
Wiedervermietungen die unterrepräsentierten
sozialen Gruppen speziell zu berücksichtigen“,
erklärt Anna Haller von „mehr als wohnen“.
Die Kaltmiete liegt umgerechnet bei rund 16 €/m
2
und damit rund 30% unter dem marktüblichen
Preis. Hinzu kommen der Genossenschaftsbeitrag
in Höhe von umgerechnet mindestens 914 € sowie
ein Pflichtanteil von umgerechnet rund 230 €/m
2
.
In 20%der Wohnungen leben Geringverdiener, de-
ren Mieten durch die Stadt Zürich subventioniert
werden. Für dieWohnungen gelten Belegungsvor-
schriften. Da sich die Bewohner Gemeinschafts-
räume teilen, steht ihnen weniger individuelle
Wohnfläche zur Verfügung: pro Person 34 statt
der heute in der Schweiz üblichen 45m
2
. Die Sied-
lung ist so gut wie autofrei. Nur wer beruflich auf
ein Auto angewiesen ist – weil er nachts arbeitet
oder Waren ausliefern muss – kann einen der 106
Parkplätze in der Tiefgarage beantragen.
Gemeinschaft statt anonyme Nachbarschaft
Die Baugenossenschaft möchte, dass sich die
Bewohner vernetzen und bei der Gestaltung des
Quartierslebens freiwillig mitarbeiten. Als Infor-
mationsdrehscheibe fungiert die ständig besetz-
te Rezeption des Gästehauses. Hier können die
Mieter Räume reservieren, Autos mieten, Schä-
den melden oder Pakete abholen. Die Rezeption
betreut auch die Onlineplattform Hunzikernetz,
das die Bewohner nutzen, um Inserate aufzuge-
ben, Dienstleistungen anzubieten und zu tau-
schen. Mit dieser Rezeption, so Anna Haller, hat
die Baugenossenschaft sehr gute Erfahrungen
gemacht. Die freiwillige Mitarbeit geschieht in
Quartiergruppen aus jeweils fünf oder mehr Be-
wohnern. Mittlerweile gibt es mehr als 30 dieser
Gruppen, die u. a. eine Gemüsegenossenschaft
und einen Lebensmittelladen betreiben. Beglei-
tet und organisiert werden die Mitwirkungs-
prozesse von einer eigens dafür eingestellten
Leiterin Partizipation.
Vision: „2000-Watt-Gesellschaft“
Auch in Sachen Energieeffizienz verfolgt die Bau-
genossenschaft ehrgeizige Ziele. Die Siedlung soll
den Ansprüchen der „2000-Watt-Gesellschaft“
gerecht werden. Das von der ETH Zürich entwi-
ckelte Konzept sieht vor, den durchschnittlichen
Energieverbrauch und CO
2
-Ausstoß erheblich zu
senken und fossile durch erneuerbare Energieträ-
ger zu ersetzen. Bis 2018 soll das Hunziker-Areal
als 2000-Watt-Areal im Betrieb zertifiziert wer-
den. Gut ein Jahr nach dem Einzug der Bewohner
liegen die ersten Ergebnisse vor: Die Siedlung er-
füllt bezüglich Gebäudeinfrastruktur und Mobili-
tät die Vorgaben der „2000-Watt-Gesellschaft“.
Nachholbedarf besteht noch auf den Gebieten
Konsumund Ernährung. Ob es „mehr als wohnen“
gelingt, den Lebensstil der Bewohner durch An-
gebote wie Repair Café, Gärtnerei oder Bioladen
zu ändern, wird sich zeigen.
Bauherr und Eigentümer:
Baugenossenschaft „mehr als wohnen“
Architektur:
Arge Futurafrosch, Duplex Architekten,
Müller Sigrist Architekten, Architektur-
büro Miroslav Sik, Pool Architekten
Wohneinheiten:
450
Grundstücksfläche:
40.200m
2
im Baurecht der Stadt Zürich
Wohnfläche:
41.000 m
2
Hauptnutzfläche:
47.800m
2
Gemeinschaftsfläche:
6.000 m
2
Baukosten:
umgerechnet rund 178 Mio. €
Baukosten/m
2
:
umgerechnet rund 3.427 €
Fertigstellung:
2014/2015
Primärenergiebedarf
Minergie-P-Standard
HUNZIKER-AREAL
Weitere Informationen:
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
ndManagement
Modernes, städtisches Wohnen ist heute oft gemeinschaftliches Wohnen für Menschen mit einem ökologisch orientierten Lebenstil – wie im Hunziker-Areal in Zürich
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