DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2016 - page 67

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Richtig ist, dass mitunter Bäume fallen müssen,
aber ebenso richtig ist auch, dass diese grund-
sätzlich ersetzt werden. Da ein Großteil der
Freiflächen in ihrer Entstehungszeit lediglich
der schnellen Begrünung dienten, sind die als
Erholungsorte nur begrenzt nutzbar. Ebenso ver-
hält es sich mit dem verbreiteten Vorwurf einer
angeblichen Beseitigung von Spielplätzen, auch
wenn diese überhaupt nicht tangiert werden oder
– im Gegenteil – mit den Neubauten zusätzliche
Spielplatzflächen entstehen. Ferner stört sich
i. d. R. niemand an mit Betonplatten versiegel-
ten, unattraktiven Parkplatzflächen zwischen den
Gebäuden. Es stellt sich somit die Frage, ob der
Protest gegen die Vernichtung von Grünflächen
nicht eher der gefürchtete Verlust des Parkplatzes
vor der Haustür ist.
Als Quintessenz ergibt sich z. B. für den Bereich
Friedrichshain-West, dass der Anteil versiegelter
Fläche nach den Neubauvorhaben sogar sinkt. Eine
Analyse einer Landschaftsarchitektin veranschau-
lichte, dass die absolute Mehrheit der geplanten
Neubauten auf momentan versiegelten Flächen
entstehen soll. Diese versiegelte Fläche ist an
den meisten Stellen sogar größer als die Grund-
fläche des Neubauvorhabens und wird nach Ende
der Bauarbeiten als gestaltete Grünfläche zur
Verfügung stehen. Durch die nötige Anpassung
und Qualifizierung vorhandener Infrastruktur
wieMüllstandsflächen, Feuerwehrstellfläche etc.
Quelle: WBM, TU Darmstadt
Quelle: WBM, Arge Gneise AnneLampen GbR
kannmit einemausgeklügelten Konzept der Anteil
der Versiegelung sogar weiter gesenkt werden. Mit
einem solchen Plan, der die realen Verhältnisse
schwarz auf weiß zeigt, können die o. g. Argumen-
te der Neubaugegner widerlegt werden.
In Bezug auf Parkplatzmöglichkeiten gibt es viel-
fältige Lösungen, die nur in Zusammenarbeit mit
den örtlichen Behörden gelingen können. So stellt
sich die Frage, ob die teils übergroßen Straßen
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
in den Wohnquartieren nicht in Einbahnstraßen
umgewandelt werden können bzw. eine Fahrspur
wegfallen kann, sodass ein Quer- oder Diago-
nalparken möglich wird. Dies böte sich in Fried-
richshain-West in der völlig überdimensionierten
Lichtenberger Straße an oder in der zentral durch
das Quartier verlaufenden Singerstraße. Ferner
ermöglicht eine Parkraumbewirtschaftung eine
Bevorzugung der direkten Anwohnerschaft.
Nutzen für Quartiere
Über neue und besser nutzbare Grün- und Frei-
zeitflächen hinaus kann ein Quartier auch von
Gewerbeflächen profitieren, die durch Neubau
hinzugewonnen werden, oder durch die Einbrin-
gung von Gemeinschaftsflächen, die vorher nicht
vorhandenwaren. Gerade bei Wohnquartieren, die
bis in die 1980er Jahre entstanden, fehlt es oft an
Flächen für Einzelhandel oder sozialen Einrichtun-
gen, da diese Areale überwiegend als reineWohn-
gebiete, ohne Gewerbenutzung im Erdgeschoss,
entstanden – so auch in Friedrichshain-West. Mit
der Ausnahme zentraler Quartiers-Supermärkte
fehlt es fast vollständig an Läden für den täglichen
Bedarf, ganz abgesehen von Restaurants, Cafés
oder Bildungseinrichtungenwie Bibliotheken oder
Freizeittreffs. An geeigneten Standorten können
mittels Neubauten diese Defizite gelindert wer-
den, indem die Erdgeschosszone z. B. dem Ein-
zelhandel oder sozialen Einrichtungen gewidmet
wird. Nicht zuletzt entsteht auch barrierearmer
oder gar -freier Wohnraum, an dem es allerorts
mangelt.
Fassadenkomposition der Low-Tech-High-Rise-Entwürfe
Visualisierung der Gartenperspektive eines möglichen Punkthochhauses in der Krautstraße
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