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7|2016
Potenzial, neuen Wohnraum zu schaffen – ohne
massiv in bestehende Quartiere eingreifen zumüs-
sen. Hierzu eignen sich vor allem die häufig ver-
tretenenNachkriegsbautenmit vier bis fünf Stock-
werken. In Berlin könnten in zentralen Lagen z. B.
tausende neue Wohnungen auf den Gebäuden der
sog. WohnbauserienQ3A und IW57 entstehen. Die
WBM hat für diese Gebäudetypen ihres Bestandes
bereits konkrete Konzepte entwickelt. Doch auch
andere Gebäudetypen des industriellenWohnungs-
baus, allen voran die häufigen Plattenbautypen
P2, QP und WBS70, eignen sich nach Studien der
WBM bestens zur Aufstockung. Hierbei bedarf es
eines sensiblen Umgangs mit dem Erbe der Mo-
derne und einer engen Zusammenarbeit mit den
Behörden, um baurechtliche Lösungen für diese
Art der Wohnraumgewinnung zu finden.
Neben der Wohnraumschaffung auf dem Dach
bietet sich auch die Verlängerung von Gebäu-
den an oder der Einsatz von Punkthäusern. Diese
bieten viel Wohnraum auf geringer Grundfläche.
Gerade in Quartieren, die nach dem 2. Weltkrieg
entstanden, gibt es mitunter riesige Freiflächen,
die sich für den Einsatz serieller oder modularer
Punktbebauung eignen. Darüber hinaus lässt sich
die architektonische Handschrift des Bestandes
fortführen und weiterentwickeln.
Potenzial erkennen – und nutzen
Für das Quartier Friedrichshain-West, etwa zwi-
schen dem Berliner Ostbahnhof und dem Alex-
anderplatz gelegen, ergeben sich exakt diese
Chancen. GroßmaßstäblicheWohnscheiben, klei-
ne Zeilenbauten und Punkthochhäuser inmitten
großer Freiflächen bestimmen hier die inner-
städtische Bebauung. 2014 erstellte die WBM in
Zusammenarbeit mit demStadtentwicklungsamt
Friedrichshain-Kreuzberg die „Potenzialanalyse
Friedrichhain“. Auf eigenen und Bezirksflächen
könnten so 37 Punkthochhäuser mit etwa zehn
Stockwerken und einer Grundfläche von 18 x 18m
entstehen. In weiteren Bearbeitungsstufen und
unter Beteiligung der Bürger wurden zunächst 20
Standorte gefunden, für die es um die konkrete
Umsetzung geht. Zwei dieser Standorte, in der
Kraut- und Mollstraße, sind bereits im fortge-
schrittenen Planungsstadium, Baubeginn wird
voraussichtlich 2016 bzw. 2017 sein. Für die
Neubaustandorte wurden diverse Gutachten über
die gesetzlichen Bestimmungen hinaus in Auftrag
gegeben, inkl. Klima, Verschattung, Umwelt und
Schadstoffbelastung. Diese Gutachten kamen al-
lesamt zu einem positiven Ergebnis und wurden
den Mietervertretern und Interessierten vor Ort
vorgestellt.
Partizipation
Für diesen Zweck hat dieWBM2015 den „Runden
Tisch Stadtentwicklung Friedrichshain“ ins Leben
gerufen sowie aktiv zur Wahl von Mietervertre-
tern aufgerufen. AmTisch sitzen neben Vertretern
der WBM, des Bezirks und der Mieterschaft auch
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und der Neu-
baubeauftragte des Landes Berlin, Frank Bielka.
Auf diese Weise sollen die Anfragen, Information
und auch Bedürfnisse seitens Bauherrn und beste-
hender Bewohnerschaft in den Quartieren gebün-
delt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt
werden. Standortbezogene Ausstellungen zu
Eine Analyse zeigt, dass sich mittels ca. 20 Punkthochhäusern Wohnraum schaffen lässt
Ein Gutachten untersuchte versiegelte Flächenpotenziale, Spiel- und Grünflächen
Quelle: WBM, Plan: Architekturbüro Meyer Große Hebestreit Sommerer
Quelle: WBM, Landschaftsarchitekturbüro Birgit Hammer