MARKT UND MANAGEMENT
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10|2016
Bilanz- und Steuerwissen –
Aktuelles aus den Prüfungsorganisationen des GdW
Fit für die Zukunft? Die Zukunftsfähigkeit von
Wohnungsunternehmen
Wie müssen sich Wohnungsunternehmen strategisch aufstellen, um für die vielfältigen Herausforderungen
gewappnet zu sein? Die Antwort auf diese Frage hängt maßgeblich von den Märkten ab, in denen die
Wohnungsunternehmen agieren. Im ersten Schritt steht somit immer die Analyse der Wohnungsmärkte.
Der demografische Wandel in Deutschland und
die Auswirkungen auf die regionalen Wohnungs-
märkte werden seit längerem diskutiert. Ging
man in der Vergangenheit eher von einem Prob-
lem in den neuen Bundesländern aus, zeigt sich
heute, dass auch vermehrt ländliche Regionen
in den alten Bundesländern von Schrumpfung
betroffen sind.
Abschied von allseits wachsenden Märkten
Bereits seit einigen Jahren ist eine deutschland-
weite Ausdifferenzierung in wachsende Regionen
mit steigender Wohnungsnachfrage und Neu-
baudefiziten sowie schrumpfende Gebiete mit
sinkenden Haushaltszahlen und Angebotsüber-
WP Christian Gebhardt
Referent Betriebswirtschaft,
Rechnungslegung und Förderung,
GdW
Vorstand GdW Revision AG
Berlin
ABB. 1: BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 2000 – 2013
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2013
Index 2000
= 100 %
Kreisfreie Großstädte
Städtische Kreise
Datenbasis: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes des Bundes und der Länder
(Umschätzungen nach Zensuskorrektur bis 2010 durch das BBSR)
104
103
102
101
100
99
98
97
96
95
94
Quelle: GdW
Ländliche Kreise
Deutschland
Kreistyp:
hängen zu beobachten. Diese Grundtendenz wird
sich in Zukunft weiter verstärken.
Wachstum ist vor allem ein Thema der Großstädte
und Metropolen, deren Attraktivität als Standor-
te von wissens- und wertschöpfungsintensiven
Branchen eine erhebliche Sogwirkung auf die
Binnen- und Außenwanderung entfaltet. Städte
mittlerer Größe und Kleinstädte verloren bereits
im vergangenen Jahrzehnt eher an Einwohnern
und Haushalten, in Ostdeutschland deutlich
stärker als in Westdeutschland. Besonders stark
schrumpften Gemeinden in dünn besiedelten
ländlichen Gebieten (siehe nebenstehende Ab-
bildung 1).
Entscheidend ist die Dynamik bei der
Haushaltszahl
Die zukünftige Zahl der Haushalte sowie ihre Grö-
ße und Zusammensetzung ist die entscheidende
Basisinformation zur Beurteilung der Wohnungs-
nachfrage. Auf denWohnungsmärkten sind Haus-
halte die entscheidende Nachfragegröße. Diese
auf den ersten Blick banale Feststellung weist
darauf hin, dass sich die Haushaltsdynamik zumin-
dest zeitweilig von der Bevölkerungsentwicklung
abkoppeln kann.
Verkleinern sich die Haushalte, da immer weni-
ger Personen in einemHaushalt leben bzw. immer
mehr Menschen allein in einer Wohnung leben,
kann sich dieWohnungsnachfrage in einer Region
weiter erhöhen, auch wenn die Bevölkerungszahl
zurückgeht. Der Trend zur Singularisierung sowie
die Zunahme von Seniorenhaushalten sind Prozes-
se des demografischen Wandels, welche derzeit
die Verkleinerung der Haushalte verursachen.
Über den gesamten Zeitraum der nächsten 15
Jahre bis 2030 wird die Zahl der Haushalte nur