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10|2016
MARKT UND MANAGEMENT
einen Geschäftsanteil von 160 € zeichnen darf.
Von unseren Tochtergesellschaften – Treubau,
Treureal und BfW Bank – erwarten wir, dass sie
eine Dividende vonmindestens 4-5% ausschütten.
Diese Dividenden der Gesellschaften gehen an die
Genossenschaft und fließen in den Bestand oder in
die Kapitalrücklagen. Insofern kommt alles wieder
den Mitgliedern zugute.
Juckt es Sie nicht in den Fingern, eine andere
Rechtsform als eine Genossenschaft zu wäh-
len? Als geschäftsführender Gesellschafter
einer GmbH könnten Sie finanziell ja ganz
anders profitieren.
Das interessanteste Modell wäre eigentlich, die
Genossenschaft in eine AG umzuwandeln. Das
ist aber keine konkrete Option. Unser Modell mit
der Holding-Funktion der Genossenschaft ist in
der Bundesrepublik einmalig. Die Rechtsformder
Genossenschaft hat den Vorteil, dass sie imöffent-
lichen Bewusstsein für Nachhaltigkeit steht. Das
ist auch in Verhandlungenmit institutionellen An-
legern ein Zeichen für Sicherheit. Den Sozialauf-
trag können wir sogar verstärkt fortführen durch
unsere Tochterunternehmen, die uns im Dienst-
leistungsbereich besser bedienen und außerdem
eine Dividende zahlen.
Kann es nicht trotzdem zu Zielkonflikten
kommen zwischen dem sozialen Auftrag
einer Genossenschaft und den Interessen
renditeorientierter Fondsgesellschaften, die
ja Kunde der Treureal sind?
Eine Verwaltungsgesellschaft muss natürlich im
Prinzip das tun, was der Auftraggeber will. Aber
wir müssen ja nicht um jeden Preis alle Aufträ-
ge annehmen. Wir werden uns nie von irgendje-
mandem in eine Ecke drängen lassen, die nicht
vertretbar ist.
Und bei unserer Größe haben wir das auch nicht
nötig. Im Gegenteil: Durch die Synergieeffekte
imneuen Unternehmensverbund der Immobilien-
gruppe Rhein-Neckar profitieren alle Beteiligten
von besseren Konditionen.
Ihre Töchter Treubau und Treureal haben
verwandte Tätigkeitsfelder. Kommt es zu
Änderungen bei den Schwerpunkten?
Die Treubau wird in Zukunft der klassische WEG-
Verwalter sein, während die Treureal sich um in-
stitutionelle Anleger kümmern und Experte für
die Verwaltung von Gewerbeimmobilien sowie
Anbieter von umfassenden Gebäude- und Haus-
meisterservices sein wird.
Wenn dieWEG Finanzierungsbedarf haben, kommt
unsere Bank ins Spiel. Es gibt aber keinerlei Ver-
pflichtung, Darlehen von der BfWBank aufzuneh-
men. Genauso wenig gibt es eine Verpflichtung,
unsere Dienstleistungen einzukaufen. Aber wir
bieten z. B. beim Hausmeisterservice und bei der
Energieversorgung Preise, die deutlich unter den
Marktpreisen liegen.
Haben Sie weitere Übernahmepläne?
Momentan und in den nächsten Monaten sindwir
damit beschäftigt, die verschiedenen Sparten zu
bündeln. Wir haben deshalb nicht die Absicht, in
nächster Zeit in großem Stil zuzukaufen.
Gibt es weitere Dienstleistungen, die grund-
sätzlich gut in Ihre Holding passen würden?
Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit einem gut
positionierten Solaranbieter zusammengehen
könnten. Und auch das Thema Energieabrechnung
ist interessant.
Wie wird Ihr Modell eigentlich bei anderen
Genossenschaften aufgenommen?
Wir spüren ein großes Interesse und haben viele
Anfragen von Genossenschaften in Bezug auf eine
Zusammenarbeit z. B. beimEnergieeinkauf. Unser
Ziel ist es, die Plattform offen zu gestalten und
unsere Dienstleistungen auch anderen Genossen-
schaften anzubieten.
Herr Burkhardt, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Christian Hunziker.
Luftaufnahme der Schlossbergterrasse in Weinheim
Quelle: Familienheim Rhein-Neckar eG
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