DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2016 - page 74

MARKT UND MANAGEMENT
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10|2016
Fort- und Weiterbildung im Zeichen der Digitalisierung
Wissen schafft Innovation – Innovation schafft Zukunft
Die Personalverantwortlichen in den Wohnungsunternehmen leisten in Zeiten des gesellschaftlichen
Wandels einen entscheidenden Beitrag, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu garantieren.
Relevante Kompetenzen zu vermitteln, ist eine zentrale Aufgabe, die durch die Personalverantwortlichen
gewährleistet werden sollte. Hierbei geht es einerseits um den Wissenstransfer in den Unternehmen –
z. B. über sog. Mentorenprogramme –, andererseits um projekt- und praxisorientierte Bildungsformate.
Die digitale Transformation und der demogra-
fische Wandel gehören zu den zentralen gesell-
schaftlichen Herausforderungen in der Bundes-
republik Deutschland. Um auf die Entwicklungen
angemessen zu reagieren, sind die Personalver-
antwortlichen in den Unternehmen der Branche
vielseitig gefordert. Mehrere Aufgaben sind – im
Sinne der Wettbewerbsfähigkeit – zeitgleich zu
bewältigen:
1. Junge, digital-affine Mitarbeiter müssen ge-
wonnen und an die Unternehmen gebunden
werden. Gleichzeitig stellt das Wissen älterer
Angestellter eine wertvolle Ressource dar, die
es strukturiert auf die nachfolgende Generation
zu übertragen gilt.
2. Mit der Digitalisierung geht der Bedarf anweiter-
führenden methodischen Kompetenzen einher;
die Personalabteilungen haben dieMöglichkeit,
die Bedarfe zu ermitteln und inWissen zu trans-
formieren.
3. Im Zeitalter der Digitalisierung erhält die le-
benslangeWeiterbildung eine erhöhte Relevanz
– ausgelöst durch die weiter zunehmende Be-
deutung des Wissensmanagements.
Nachwuchskräfte gewinnen – Wissen älterer
Arbeitnehmer strukturiert übertragen
Die Herausforderungen für die Wohnungsun-
ternehmen im Bereich der Personalentwicklung
sind klar umrissen: Sie müssen digital-affine
Mitarbeiter gewinnen und im Unternehmen
vorhandenes Wissen generationsübergreifend
überführen.
Die Digitalisierung ermöglicht neben der inter-
nen Prozessoptimierung mittelfristig u. a. eine
intensivere Kundenkommunikation. So können
neue Services und damit einhergehend neue Ge-
schäftsfelder erschlossen werden, z. B. im Be-
reich der (sozialen) Dienstleistungen mit dem
Ziel, die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern
und die Fluktuation in den Beständen auch zu-
künftig möglichst gering zu halten. Ferner be-
teiligen sich die Wohnungsunternehmen z. B. an
Carsharing-Angeboten oder auch an integrierten
Reise- und Serviceportalen, um den Mietern, im
Sinne einer qualitativ höherwertigen Kunden-
bindung, zusätzliche Angebote zur Verfügung
zu stellen. Im Fokus stehen Anwendungen für
Mieter, die durch Angebote wie eine Online-Do-
kumentenablage, ein digitales Vorgangsmanage-
ment sowie eine Kontakt- und Objektverwaltung
einen hohen Nutzerkomfort versprechen und die
Mieterzufriedenheit mittel- und langfristig stei-
gern sollen.
Mit Blick auf die Ausgestaltung der digitalen Pro-
zesse kommt der Datenhoheit eine zunehmend
wichtigere Rolle zu. Die Wohnungs- und Immo-
bilienwirtschaft ist gut beraten, die technischen
Möglichkeiten zur Datenverarbeitung zu nutzen.
Hierbei geht es weniger darum, die Daten als
Rohstoff zu verwenden, sondern um die sinnvol-
le Anwendung neuer (auch noch unbekannter)
Funktionen. Im Fokus sollte stehen, sich an den
Prozessketten der Nutzung auch zukünftig zu be-
teiligen und sich nicht geschlossenen Systemen
Dritter auszuliefern. Die Wohnungswirtschaft
sollte daher die Daten und die Zugänge in der
eigenen Hand behalten, um diese im Interesse
der Mieter und des eigenen Unternehmens zu
nutzen.
Da die mit der Digitalisierung einhergehenden
technischen Entwicklungen erst am Anfang
stehen, ist die Branche gut beraten, sich konti-
nuierlich mit diesen zu beschäftigen. Ein mögli-
ches Hemmnis bei der Nutzung der technischen
Möglichkeiten stellen eventuell fehlende digitale
Kompetenzen dar. Diese Einstiegsbarriere kann
die Personalabteilung gezielt abbauen, indem
sie entsprechend qualifizierte Nachwuchskräfte
für das eigene Unternehmen gewinnt. Hier ist
die Altersgruppe der „Digital Natives“ besonders
interessant: Die Menschen, die 1980 oder später
geboren und mit digitalen Technologien aufge-
wachsen sind, wurden frühzeitig und umfassend
an die Nutzung digitaler Medien gewöhnt. Somit
THEMA DES MONATS
Es gilt, sowohl ältere Arbeitnehmer im Hinblick auf die Nutzung
digitaler Technologien zu schulen als auch das branchenspezifische Wissen
im Unternehmen an nachfolgende Generationen zu überführen
.
Dr. Hans-Michael Brey
Geschäftsführender Vorstand
BBA – Akademie
der Immobilienwirtschaft e. V.
Berlin
Julia Loeser
Referentin für
Unternehmenskommunikation
BBA – Akademie
der Immobilienwirtschaft e. V.
Berlin
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