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9|2016
MARKT UND MANAGEMENT
Interview
„Von der Ausbildung zum Studium – stufenlose Karrieren
in der Wohnungswirtschaft ermöglichen“
Anfang Juni 2016 verabschiedeten der Arbeitgeberverband der Deutschen Immobilienwirtschaft e. V.
und der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. das Thesenpapier
„Aus- und Weiterbildung in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft 2020“ (siehe Kasten auf S. 67 ff.).
Im DW-Gespräch erklären Gabriele Bohleber (Charlottenburger Baugenossenschaft eG, stellv. Vorsitzende des
AGV), Werner Dacol (Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH, Vorstandsvorsitzender des AGV),
Uwe Eichner (GAG Immobilien AG, Vorsitzender des GdW-Fachausschusses für Berufliche Bildung und
Personalentwicklung) sowie GdW-Präsident Axel Gedaschko die Hintergründe und Zielrichtungen des Papiers.
STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG
Wer hatte denn die Idee zu dem
gemeinsamen Papier?
Bohleber:
Entwickelt wurden die Idee und das
Papier im Personalleiterkreis des AGV, in dem
Personalverantwortliche aus den Immobilienun-
ternehmen Themen rund umdie „Human Resour-
ces“ – also Arbeitsrecht, Personalentwicklung etc.
– diskutieren und dem Arbeitgeberverband Input
für seine Arbeit geben, wie z. B. über Leitlinien für
die Aus- und Weiterbildung in der Branche in den
nächsten Jahren nachzudenken. Das Thesenpapier
wurde dann im Vorstand und Verbandsausschuss
des AGV beraten und in seiner Endfassung ver-
abschiedet. Danach wurde es dem Ausschuss für
Berufliche Bildung des GdW vorgelegt ...
Eichner:
…und der war erfreut über die Initiative
des AGV, diskutierte es intensiv, befand es für gut
und legte es denmaßgeblichen GdW-Gremien vor,
die es verabschiedeten.
Gedaschko:
ImHinblick auf den demografischen
Wandel und die fortschreitende Digitalisierung
ist eine nachhaltige Aus- und Weiterbildung in
den Unternehmen unerlässlich, um das nötige
Fachpersonal zu gewinnen und zu behalten. Die
Verbände beschäftigen sich seit Jahrenmit diesem
Thema. Ein Beispiel ist unsere Ausbildungskam-
pagne. Aber wir dürfen uns nicht zurücklehnen,
sondern müssen im Kampf um die klugen Köpfe
weiter vorne mit dabei sein. Wir sind dem Arbeit-
geberverband für seine Initiative sehr dankbar, ein
solches Thesenpapier zu erarbeiten.
Dacol:
In vielen Gesprächen mit Vorständen und
Geschäftsführern der AGV-Mitgliedsunternehmen
– die ja überwiegendMitgliedsunternehmen in den
Verbänden des GdW sind – stellten wir fest, dass
die Notwendigkeit von Aus- und Weiterbildung
den handelnden Personen durchaus klar ist. Viele
Vorstände und Geschäftsführer haben aber das
Gefühl, allein vor dieser Aufgabe zu stehen. Mit
demThesenpapier machenwir u. a. deutlich, dass
Aus- undWeiterbildung zwar ein Thema jedes ein-
zelnen Unternehmens ist, die Ziele für jedes ein-
zelne Unternehmen aber besser erreicht werden
können, wennwir strukturiert zusammenarbeiten.
Was sind die wesentlichen Erkenntnisse und
Leitlinien für die Aus- und Weiterbildung?
Eichner:
Das Papier zeigt zunächst, dass wir in
der Branche über die Ziele beim Thema Aus- und
Weiterbildung und auch auf dem Weg zur Errei-
chung dieser Ziele über alle Unternehmensformen
und -größen hinwegweitgehend einig sind. Es gilt
jetzt, in Unternehmen, Verbänden und Akademien
der Branchen, die eine ganz wichtige Rolle spielen,
den vorbeschriebenen Weg zu beschreiten.
Bohleber:
Gerade für kleinere Unternehmen ist
es in der Zukunft wichtiger denn je, selbst auszu-
bilden. Auch kleine Unternehmen können sich zu
Ausbildungsverbünden zusammenschließen, um
die Ausbildung inhaltlich voll zu gewährleisten.
Eichner:
Richtigerweise weist das Thesenpa-
pier darauf hin, dass es derzeit in der Ausbil-
dung bestimmte Defizite gibt. Insbesondere
die technischen Bereiche und die IT sind in der
Rechtsverordnung für die Berufsausbildung zum
Immobilienkaufmann/-frau nach den heutigen
„Das Papier zeigt, dass wir in der Branche über die Ziele beim Thema Aus-
und Weiterbildung und auch auf dem Weg zur Erreichung dieser Ziele über
alle Unternehmensformen und -größen hinweg weitgehend einig sind.“
Uwe Eichner
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