DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 64

MARKT UND MANAGEMENT
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kamen noch die imgesamten BBU-Verbandsgebiet
rasch dramatische Ausmaße annehmenden wirt-
schafts- und bevölkerungsstrukturellen Folgen
der Einheit – Stichworte Abwanderung und De-
industrialisierung.
Neben den rechtlichen, baulichen und unterneh-
mensorganisatorischen Themen sahen sich die
Verbandsunternehmen aber auch noch mit den
sich rasch ausdifferenzierenden Wohnungsmärk-
ten konfrontiert – und der damit verbundenen
Notwendigkeit, über die bloße Vorhaltung von
Wohnraum hinausgehende Serviceangebote zu
schaffen. Dabei ging es nicht nur um Kunden-
orientierung und Erreichbarkeit, sondern auch um
Quartiersentwicklung, Sozialdienste, Nachbar-
schaftsstabilisierung, Stadtmarketing, Jugend-
projekte, Tourismus oder den Betrieb städtischer
Einrichtungen.
Angesichts der Fülle an existenziellen Herausfor-
derungen erwies es sich als segensreich, dass die
Wohnungswirtschaft Berlin-Brandenburgs mit
demBBU frühzeitig einen schlagkräftigen Verband
geschaffen hatte, der sich für ihre Interessen stark
machen konnte. Die Ergebnisse der Verbandsar-
beit finden sich in zentralen Weichenstellungen
jener Jahre. Vom Stadtumbau-Ost über die Alt-
schuldenhilfe bis hin zur Vermögenszuordnung:
Immer waren es vor allemauch überzeugende Ar-
gumente des BBU, die hier politische Einsichten
beförderten und zu Entscheidungen mit Blick auf
die Bedürfnisse der Wohnungswirtschaft führten.
Eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der An-
forderungen spielte auch, dass der Verband von
Anfang an, z. B. über Verbandskonferenzen oder
einen Faxabrufdienst, auf konsequente Informa-
tion sowie die Vernetzung und den Erfahrungs-
austausch seiner Mitgliedsunternehmen setzte.
Hierzu nutzte er auch schon Anfang der 1990er
Jahre einen eigenen Internetauftritt – damals noch
eine echte Rarität. Auf dieser Grundlage haben
in der Wohnungswirtschaft Berlin-Brandenburgs
die meisten Unternehmen die schwierige Zeit des
Umbruchs gut gemeistert.
Jetzt im Ganzen denken
Stadtentwicklung und demografischer Wandel,
Neubau und Generationengerechtigkeit, Ener-
giewende, Integration oder bezahlbares Wohnen:
Diese wohnungswirtschaftlich zentralen Themen
werden im Zuge der Föderalismusreformen mehr
denn je auf Landes- und kommunaler Ebene ge-
staltet. Und gerade für Berlin-Brandenburg gilt
dabei, dass sich die beiden Länder immer stärker
als Ganzes denkenmüssen. Berlin und seinUmland
haben längst zu einem gemeinsamen Takt gefun-
den – Verkehrs- und Sozialinfrastrukturentschei-
dungen müssen hier über Landesgrenzen hinweg
definiert werden. Für den weiteren Metropolen-
raum des Landes Brandenburg wiederum müssen
Wege gefundenwerden, wie dieser noch besser von
der Dynamik Berlin-Potsdams profitieren kann. Es
bedarf einer gemeinsamen Entwicklungsstrategie
für Berlin-Brandenburg als Grundlage für eine ge-
rechtere Verteilung des Wachstums.
Vor diesem Hintergrund wird die Arbeit des BBU
für seine öffentlichen, genossenschaftlichen, pri-
vaten und kirchlichen Mitgliedsunternehmen mit
ihren rund 1,1 Mio. Wohnungen in Berlin-Bran-
denburg noch wichtiger – gerade auch in seiner
Eigenschaft als Zwei-Länder-Verband.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Ein anderes Beispiel ist dieser Bestand
der „eG Wohnen 1902“ aus Cottbus:
Die Häuser Räschener Str. 34-37 und
Calauer Straße 22-23 wurden von
1926 bis 1928 errichtet und 2010
umfassend saniert. Das Quartier un-
weit des Hauptbahnhofes ist zentral
gelegen. Einzelne Gebäude waren
durch den Krieg so stark beschädigt,
dass sie abgerissen und Anfang der
1960er Jahre neu aufgebaut wurden
Quelle: eG Wohnen 1902, Cottbus
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