DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 60

MARKT UND MANAGEMENT
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deutung zu. Sie stärkte die Arbeitsgemeinschaft
in ihrer Eigenständigkeit.
Aufgaben und neue Herausforderungen
Die Wohnungsunternehmen in Ostdeutschland
mussten in den Jahren nach der Wende mit vie-
len Veränderungen umgehen. Vor allem galt es
bis zum Wirksamwerden der ersten Mieten- und
Betriebskostenerhebung, die Zahlungsfähigkeit
der Unternehmen zu sichern. Dies geschah durch
Bewirtschaftungshilfen, die als zinsgünstige Dar-
lehen ausgereicht, später dann aber mit Inves-
titionsverpflichtungen versehen, in Zuschüsse
umgewandelt wurden.
Weitere Veränderungen waren u. a.:
• die Umsetzung des Altschuldenhilfegesetzes
mit einer Größenordnung von rund 33 Mio. DM
zur Entlastung der Unternehmen und die damit
verbundenen Privatisierungsverpflichtungen,
• die Trennung vonMiet- und Betriebskosten und
Sicherung der Wirtschaftlichkeit,
• die Übertragung von Grund und Boden,
• die Abarbeitung von Restitutionsansprüchen
für rd. 35.000 Wohnungen,
• die Einführung des Wohngeldes,
• die schrittweise Einführung des Vergleichsmie-
tensystems,
• der Aufbau der Städte- und Wohnungsbauför-
derung,
• die Energieträgerumstellung vom Stadt- auf
Erdgas (1993/1994).
Beispiel: Energieträgerumstellung
Die Umstellung von Stadt- auf Erdgas betraf in
Mecklenburg-Vorpommern rund 300.000 Haus-
halte, davon rund 210.000 bei Wohnungsunter-
nehmen. Ihre Kosten lagen im Durchschnitt bei
4.000 DM je Wohnung – ein finanzieller Kraftakt,
der in diesen Jahren nicht mit Eigenmitteln ge-
leistet werden konnte. Das Land Mecklenburg-
Vorpommern leistete dabei – als einziges Land im
Beitrittsgebiet – mit einem 300-Millionen-DM-
Förderprogramm den entscheidenden Beitrag
zur finanziellen Absicherung. Ohne die damit
verbundene Bezuschussung von 50%der Umstel-
lungskostenwären dieseMaßnahmen für dieWoh-
nungsunternehmen nicht finanzierbar gewesen.
Beispiel: Einführung des Vergleichsmietensystems
und Mietanpassungen
Mietanhebungen konnten durch gesetzliche Re-
gelungen (immer in Anpassung an die Einkom-
mensentwicklung) bis 1997 in zwei Schritten
erfolgen. Erst danach war das Ende administra-
tiv bestimmter Mieten gekommen. Letztmalig
konnten die Mieten ab Januar 1997 nach dem
Mietenüberleitungsgesetz in Gemeindenmit mehr
als 20.000 Einwohnern um5% erhöht werden. Be-
reits zu diesem Zeitpunkt gab es in Mecklenburg-
Vorpommern ein differenziertes Mietengefüge,
während 1994 noch fast 80%der Nettokaltmieten
unter 5,00 DM/m
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lagen, waren es 1997 nur noch
knapp 9%. Über 21% hatten bereits die 8-DM-
Grenze passiert.
Wegfall der Wohnungsgemeinnützigkeit
Nicht nur für die Wohnungsunternehmen in
der ehemaligen DDR änderte sich im Jahr 1990
Grundlegendes. Mit der Aufhebung der Woh-
nungsgemeinnützigkeit zum 1. Januar 1990
mussten die westdeutschen Kollegen ebenfalls
ihre Unternehmensstrukturen umstellen. Durch
das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz hatten
die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen bis
dahin verschiedene Verpflichtungen: die Bereit-
stellung einer gemeinnützigen Kostenmiete, eine
Baupflicht, eine Dividendenbegrenzung von 4%
und eine Vermögensbindung. Dafür waren sie von
Steuerzahlungen befreit. Der Wegfall des Geset-
zes bedeutete, dass dieWohnungsunternehmen in
Quelle: Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft eG
Zum Erfolg der Wohnungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern trug auch
die Marktregulierung des Programms „Stadtumbau Ost“ bei. Im Rahmen des
Programms wurden bisher rund 18.800 Wohnungen von den Mitgliedsunter-
nehmen vom Markt genommen, rund 50% zusätzlich gefördert im Rahmen
des § 6 a Altschuldenhilfegesetz. Die VNW-Mitgliedsunternehmen sind die
Hauptakteure des mecklenburg-vorpommerschen Stadtumbaus. Fast 80% aller
Abrisse/Rückbauten gehen auf ihr Konto. Größeren Leerständen und ihren
Folgeerscheinungen konnte so vielerorts vorgebeugt werden, denn ohne diese
Rückbauten läge die durchschnittliche Leerstandsquote der Wohnungsunter-
nehmen Mecklenburg-Vorpommerns statt bei aktuell 6,6% bei 13,4%. Dies
macht deutlich, wie notwendig die Weiterführung des Stadtumbauprogramms
angesichts des prognostizierten weiteren Bevölkerungsrückgangs ist.
STADTUMBAU
Aufwertung durch Rückbau und Modernisie-
rung: Teilrückgebauter und abge-
treppter Plattenbau der Mieter-
genossenschaft „ An der Peene-
mündung“ eG in Karlshagen
(Usedom)
Der Neubau der Schweriner Wohnungsbau-
genossenschaft e G in der Speicherstraße
macht deutlich: Die Unternehmen schaffen
modernen und attraktive Wohnraum
Quelle: VNW, Foto: Liane Hercher
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