DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 61

59
9|2015
ganz Deutschland aus staatlicher Bevormundung
gelöst und in die Marktwirtschaft entlassen wur-
den. Jürgen Steinert, Senator a. D., von 1986 bis
1990Vorstandsvorsitzender und Verbandsdirektor
des Gesamtverbandes gemeinnützigerWohnungs-
unternehmen und von 1990 bis 2001 Präsident
des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft
(GdW), kritisiert die bei der Aufhebung des Ge-
setzes vorgenommene Streichung der Vermö-
gensbindung: Denn ohne diese Streichung, wären
der Verkauf vieler ehemals gemeinnütziger Woh-
nungsunternehmen in den letzten 20 Jahren und
die Verwendung der Verkaufserlöse u. a. für die
Haushaltskonsolidierung der Kommunen oder die
Eigenkapitalstärkung von Industrieunternehmen
unzulässig gewesen, argumentierte er.
Infolge der Gesetzesaufhebung standen jedoch
die Strukturen des VNW insgesamt zur Diskussion.
Denn nun waren nur noch die Genossenschaften
verpflichtet, einem Prüfungsverband anzuge-
hören – im Gegensatz zu den kommunalen und
industrieverbundenen (ehemals gemeinnützigen)
Unternehmen. Diese blieben jedoch auf freiwilli-
ger Basis imVerband – die professionelle Beratung
und Interessenvertretung konnte damit weiterhin
allen zugutekommen.
Konsolidierung trotz vieler Widrigkeiten
Ab 1990 konnten die Mitgliedsunternehmen in
Mecklenburg-Vorpommern ihre Bestände sanie-
ren, um die Wohnverhältnisse der Mieter zu ver-
bessern. Anfangs geschah dies schrittweise, es
fehlten die Beleihungsgrundlagen; dann aber mit
Tempo. Heute sind 95% der Wohnungsbestände
der mecklenburg-vorpommerschen Unternehmen
voll oder teilmodernisiert. Seit der Wende haben
sie rund 12 Mrd. € in ihre Bestände investiert und
mit einer gewaltige Kraftanstrengung die Wohn-
verhältnisse sichtbar verbessert, trotz Leerstands-
problematik (siehe Grafik oben).
Für Liane Hercher, die die Entwicklung der Woh-
nungswirtschaft inMecklenburg-Vorpommern in
dieMarktwirtschaft als Referentin des Verbandes
seit der Wende begleitete, ist es eine Freude, die
heute farbenfohen Wohnungsquartiere zu sehen:
„Wer sich an die graue Bausubstanz nicht mehr
erinnern kann, sollte alte Fotos anschauen“, sagt
sie. Der Wandel ist nicht nur äußerlich erkennbar:
Veränderte Grundrisse, energetischmodernisierte
und vielfach bereits altersgerecht ausgestattete
Wohnungen stellen auch künftig eine gute Ver-
mietung sicher. „Die Unternehmen stellen sich
den demografischen Herausforderungen, gewähr-
leisten gutes und preiswertes Wohnen, kümmern
sich um die Belange ihrer Mieter und Mitglieder,
schaffen Gemeinschaft und helfen selbst im All-
tag“, betont sie. Eine schon 25 Jahre währende
Erfolgsgeschichte!
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Quelle: VNW
8%
10%
14%
12%
16%
0
6%
4%
7,75%
9,17%
10,34% 10,48%
9,06%
8,40% 8,09% 7,86%
7,32%
6,98% 6,84% 6,69% 6,69% 6,59%
10,60%
11,38%
12,03%
11,50%
11,55%
11,97%
12,39%
12,49% 12,59%
12,84% 13,04% 13,29%
13,41%
10,63%
9,28%
7,85%
2%
2003
2002
2001
2000
2007
2005
2009
2011
2004
2008
2006
2010
2012 2013 2014
Leerstand in %
fiktive Leerstandsquote ohne vollzogenen Abriss in %
VERRINGERTE LEERSTANDSQUOTE: ERFOLG DER ABRISS- UND RÜCKBAUMASSNAHMEN
In Anbetracht der großen
Aufgaben für die ostdeut-
sche Wohnungswirtschaft
existierte eine immense
Solidarität und ein hohe
Tatkraft von Wohnungsun-
ternehmen und Verbänden
– der Zusammenschluss zu
einem Drei-Länder-Verband
war das logische Resultat
Quelle: Archiv VNW
1...,51,52,53,54,55,56,57,58,59,60 62,63,64,65,66,67,68,69,70,71,...100
Powered by FlippingBook