 
          
            34
          
        
        
          Problem
        
        
          Die Break-Even-Analyse (BEA) wird oft nur als
        
        
          „erste Näherungslösung“ (Friedl et al. 2013,
        
        
          S. 283) gesehen. Ein bisher kaum diskutierter
        
        
          Aspekt der Kritik ist die Personalkostenfunktion
        
        
          für Stammbelegschaften.
        
        
          Ziel
        
        
          Da die BEA aussagekräftig bis hin zur Unter-
        
        
          stützung von Investitionsentscheidungen sein
        
        
          kann (vgl. Wilde 2013, S. 222), lohnt sich eine
        
        
          Verfeinerung da, wo die BEA tatsächlich über-
        
        
          vereinfacht. Ziel ist deshalb die Schaffung eines
        
        
          praxisgerechteren Modells, um Fehlschlüsse
        
        
          wegen zu enger Abgrenzung des relevanten
        
        
          Schwankungsbereichs beim Output (vgl. Friedl
        
        
          et al. 2013, S. 212) zu vermeiden.
        
        
          Methode
        
        
          Deduktive Erweiterung der Annahmen der BEA
        
        
          aufgrund induktiv gewonnener Schlüsse aus
        
        
          Praxisbeispielen in der Industrie.
        
        
          Beschreibung
        
        
          Die BEA unterstellt i.d.R. ein Einproduktunter-
        
        
          nehmen. Das ist grundsätzlich unproblema-
        
        
          tisch, wenn ähnliche Produkte auf Standard-
        
        
          Einheiten umgerechnet werden oder man sich
        
        
          bei heterogenem Sortiment dessen bewusst
        
        
          bleibt, dass insgesamt auch z. B. Unterneh-
        
        
          mensfixkosten zu decken sind.
        
        
          Standardannahme in der Kostenrechnung ist
        
        
          es, Kosten teils als fix, teils als proportional (oft
        
        
          nur als Näherung) zum Output zu unterstellen
        
        
          (vgl. Wilde 2003, S. 300). Für manche Mitar-
        
        
          beitergruppen im Unternehmen passt das
        
        
          recht gut: Die Führungsebene besteht aus
        
        
          (hinsichtlich des Outputs) fix entlohnten Füh-
        
        
          rungskräften; auf anderen Hierarchieebenen
        
        
          gibt es dann Aushilfen oder „Leiharbeiter“, bei
        
        
          denen eine kurzfristige „Freisetzung“ möglich
        
        
          ist. Zwischen der obersten und untersten
        
        
          Hierarchieebene gibt es zahlreiche Personal-
        
        
          gruppen, deren produktive Stunden mehr oder
        
        
          weniger stark vom Output abhängen (v.a.
        
        
          Facharbeiter, Meister, aber auch Angestellte in
        
        
          indirekt produktiven Funktionen wie dem Ein-
        
        
          kauf). Ist dieses Personal schwer ersetzbar
        
        
          (z. B. wegen Erfahrungswissen in den Köpfen
        
        
          oder eingespielter Teams), so wird es hier als
        
        
          Stammpersonal definiert.
        
        
          Es erscheint deshalb zweckmäßig, zwischen
        
        
          einer technischen Produktionsfunktion einer-
        
        
          seits (mit zur Output-Menge proportionaler
        
        
          Zahl von Lohnstunden) und einer ökonomi-
        
        
          schen Kostenfunktion andererseits (mit 100%
        
        
          fixen Personalkosten bei Unter-, 100% pro-
        
        
          portionalen bei Überbeschäftigung) zu unter-
        
        
          scheiden. Denn z. B. Fertigungslöhne verhal-
        
        
          ten sich hinsichtlich ihrer Mengenkomponen-
        
        
          te, also den Lohnstunden, ziemlich genau pro-
        
        
          portional zum Output, aber das Unternehmen
        
        
          „bucht“ eine vertragliche oder tarifliche Ar-
        
        
          beitszeit pro Monat – also eine „Mindestab-
        
        
          nahme“. Deshalb also ist die ökonomische
        
        
          Kostenfunktion für produktives Stammperso-
        
        
          nal ein geknickter Streckenzug mit einem fixen
        
        
          Bereich bei Unter- und einem variablen Bereich
        
        
          bei Überbeschäftigung (vgl. Wilde 2004, S. 128;
        
        
          nur bei Überbeschäftigung laufen also techni-
        
        
          sche und ökonomische Funktionen parallel).
        
        
          Dies ist eine Vereinfachung gegenüber der
        
        
          Wirklichkeit u. a. aus folgenden Gründen:
        
        
          a) Der Vollbeschäftigungspunkt ist oft nicht
        
        
          so genau bekannt.
        
        
          b) Bei Überstundenzuschlag verläuft die
        
        
          Gerade bei Überbeschäftigung steiler.
        
        
          c) Es kann Betriebsvereinbarungen mit
        
        
          Ober- und Untergrenze für Fertigungslöhne
        
        
          geben (vgl. Friedl et al. 2013, S. 203).
        
        
          Wie die BEA bezüglich dieser Aspekte verbes-
        
        
          sert wird, zeigen die folgenden Empfehlungen
        
        
          an einem einfachen Beispiel.
        
        
          Handlungsempfehlung
        
        
          Sie sind z. B. Caterer und produzieren monatlich
        
        
          26.000 Gourmet-Menüs zum Preis von 50 EUR/
        
        
          Menü (dieser Preis wird im Folgenden als kons-
        
        
          tant angenommen). Dabei gilt die Kostenstruktur
        
        
          gemäß Abbildung 1 oben. Mit den Formeln der
        
        
          Deckungsbeitragsrechnung (vgl. Wilde 2003,
        
        
          S. 318f u. S. 323f; differenzierter Friedl et al.
        
        
          2013, S. 332ff) errechnen sich kurzfristige
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Prof. Dr. Harald Wilde
        
        
          lehrt Betriebswirtschaftslehre, insbes. Operatives Controlling und
        
        
          Nachhaltigkeitsmanagement an der Hochschule Stralsund.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            Geknickte Personalkostenfunktion in der
          
        
        
          
            Break-Even-Analyse
          
        
        
          von Harald Wilde
        
        
          Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
        
        
          Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
        
        
          
            Geknickte Personalkostenfunktion in der Break-Even-Analyse