CONTROLLER Magazin 1/2019 - page 36

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Problem
Die Break-Even-Analyse (BEA) wird oft nur als
„erste Näherungslösung“ (Friedl et al. 2013,
S. 283) gesehen. Ein bisher kaum diskutierter
Aspekt der Kritik ist die Personalkostenfunktion
für Stammbelegschaften.
Ziel
Da die BEA aussagekräftig bis hin zur Unter-
stützung von Investitionsentscheidungen sein
kann (vgl. Wilde 2013, S. 222), lohnt sich eine
Verfeinerung da, wo die BEA tatsächlich über-
vereinfacht. Ziel ist deshalb die Schaffung eines
praxisgerechteren Modells, um Fehlschlüsse
wegen zu enger Abgrenzung des relevanten
Schwankungsbereichs beim Output (vgl. Friedl
et al. 2013, S. 212) zu vermeiden.
Methode
Deduktive Erweiterung der Annahmen der BEA
aufgrund induktiv gewonnener Schlüsse aus
Praxisbeispielen in der Industrie.
Beschreibung
Die BEA unterstellt i.d.R. ein Einproduktunter-
nehmen. Das ist grundsätzlich unproblema-
tisch, wenn ähnliche Produkte auf Standard-
Einheiten umgerechnet werden oder man sich
bei heterogenem Sortiment dessen bewusst
bleibt, dass insgesamt auch z. B. Unterneh-
mensfixkosten zu decken sind.
Standardannahme in der Kostenrechnung ist
es, Kosten teils als fix, teils als proportional (oft
nur als Näherung) zum Output zu unterstellen
(vgl. Wilde 2003, S. 300). Für manche Mitar-
beitergruppen im Unternehmen passt das
recht gut: Die Führungsebene besteht aus
(hinsichtlich des Outputs) fix entlohnten Füh-
rungskräften; auf anderen Hierarchieebenen
gibt es dann Aushilfen oder „Leiharbeiter“, bei
denen eine kurzfristige „Freisetzung“ möglich
ist. Zwischen der obersten und untersten
Hierarchieebene gibt es zahlreiche Personal-
gruppen, deren produktive Stunden mehr oder
weniger stark vom Output abhängen (v.a.
Facharbeiter, Meister, aber auch Angestellte in
indirekt produktiven Funktionen wie dem Ein-
kauf). Ist dieses Personal schwer ersetzbar
(z. B. wegen Erfahrungswissen in den Köpfen
oder eingespielter Teams), so wird es hier als
Stammpersonal definiert.
Es erscheint deshalb zweckmäßig, zwischen
einer technischen Produktionsfunktion einer-
seits (mit zur Output-Menge proportionaler
Zahl von Lohnstunden) und einer ökonomi-
schen Kostenfunktion andererseits (mit 100%
fixen Personalkosten bei Unter-, 100% pro-
portionalen bei Überbeschäftigung) zu unter-
scheiden. Denn z. B. Fertigungslöhne verhal-
ten sich hinsichtlich ihrer Mengenkomponen-
te, also den Lohnstunden, ziemlich genau pro-
portional zum Output, aber das Unternehmen
„bucht“ eine vertragliche oder tarifliche Ar-
beitszeit pro Monat – also eine „Mindestab-
nahme“. Deshalb also ist die ökonomische
Kostenfunktion für produktives Stammperso-
nal ein geknickter Streckenzug mit einem fixen
Bereich bei Unter- und einem variablen Bereich
bei Überbeschäftigung (vgl. Wilde 2004, S. 128;
nur bei Überbeschäftigung laufen also techni-
sche und ökonomische Funktionen parallel).
Dies ist eine Vereinfachung gegenüber der
Wirklichkeit u. a. aus folgenden Gründen:
a) Der Vollbeschäftigungspunkt ist oft nicht
so genau bekannt.
b) Bei Überstundenzuschlag verläuft die
Gerade bei Überbeschäftigung steiler.
c) Es kann Betriebsvereinbarungen mit
Ober- und Untergrenze für Fertigungslöhne
geben (vgl. Friedl et al. 2013, S. 203).
Wie die BEA bezüglich dieser Aspekte verbes-
sert wird, zeigen die folgenden Empfehlungen
an einem einfachen Beispiel.
Handlungsempfehlung
Sie sind z. B. Caterer und produzieren monatlich
26.000 Gourmet-Menüs zum Preis von 50 EUR/
Menü (dieser Preis wird im Folgenden als kons-
tant angenommen). Dabei gilt die Kostenstruktur
gemäß Abbildung 1 oben. Mit den Formeln der
Deckungsbeitragsrechnung (vgl. Wilde 2003,
S. 318f u. S. 323f; differenzierter Friedl et al.
2013, S. 332ff) errechnen sich kurzfristige
Autor
Prof. Dr. Harald Wilde
lehrt Betriebswirtschaftslehre, insbes. Operatives Controlling und
Nachhaltigkeitsmanagement an der Hochschule Stralsund.
E-Mail:
Geknickte Personalkostenfunktion in der
Break-Even-Analyse
von Harald Wilde
Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
Geknickte Personalkostenfunktion in der Break-Even-Analyse
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