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Vor gut zehn Jahren habe ich dem Controller
Magazin angeboten, regelmäßig Kolumnen aus
der Sicht eines Hochschullehrers zu schreiben,
kurz gefasst, jeweils auf einer Seite. Dr. Klaus
Eiselmayer, seinerzeit Chefredakteur und Her-
ausgeber, fand die Idee gut. Das Projekt be-
gann mit dem Heft 1/2009. Die erste Kolumne
war mit „Was macht Controller erfolgreich?“
überschrieben, die zweite mit „Controller in der
Krise“. Beide Überschriften haben die Zunft der
Controller über ein Jahrzehnt begleitet.
Bei der ersten Kolumne ging es weniger darum,
wie man „den Controllererfolg“ messen kann
(ein Thema, was durchaus auch sehr spannend
wäre!), sondern darum, wie sich Controller auf-
stellen müssen, um erfolgreich zu sein. Dies hat
etwas mit „auf der Höhe der Zeit bleiben“ zu
tun, ebenso wie mit einem grundsätzlichen Ver-
ständnis ihres Jobs, nämlich dem Management
dabei zu helfen, das Unternehmen erfolgreich
zu machen. „Controller in der Krise“ war dage-
gen anfangs durchaus wörtlich gemeint. Vor
zehn Jahren befanden sich die Unternehmen
noch mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Später ging es in vielen Kommentaren um das
Risiko, dass sich die Controller zu sehr in ihrem
Erfolg sonnen und Entwicklungen verschlafen,
die die Zukunft der Controllerzunft bedrohen.
Die letzte kürzlich hierzu verfasste Kolumne ist
mit „Klare Worte“ überschrieben und bezieht
sich auf ein gewisses Phlegma der Controller,
was ihre Rolle in der Digitalisierung betrifft.
Inhaltlich habe ich versucht, vier grundsätzliche
Themenbereiche zu pflegen. Beginnen wir mit
den
praktischen Tipps
: Die erste Kolumne
„Was macht Controller erfolgreich“ war dafür
gutes Beispiel, als weitere sind Controller-Karri-
eren (2010), Involvement versus Independence
(2014) oder Zusammenarbeit von Experten und
Business Partnern (2016) zu nennen. Sie ba-
sieren insbesondere auf unserem breiten empi-
rischen Wissen, das u. a. aus dem WHU Cont-
roller Panel stammt. Viele Kolumnen haben sich
mit
neuen Aufgaben
von Controllern beschäf-
tigt: In diese Rubrik fallen etwa Corporate
Governance (2009), Innovationen (2012),
Green Controlling (2010 und 2015) oder aktuell
Digitalisierung (2013, 2014, 2016, 2017,
2018). Ziel war es, keine neue Entwicklung zu
übersehen. Ein ähnliches Motiv galt für
neue
Rollen
der Controller: Hier ging es – wen wird
es verwundern – insbesondere um den Busi-
ness Partner (2011, 2015, 2016). Die vierte
„Rubrik“, auf die ich sehr großen Wert gelegt
habe, war schließlich
grundsätzlichen Pers-
pektiven
gewidmet. Behavioral Controlling
(2011), Konstruktion und Rekonstruktion von
Realität (2014) und Was können Controller von
Soziologen lernen? (2017) sind hierfür Beispiele.
Zielgruppe der Kolumnen sind die „werktätigen“
Controller. Natürlich bin ich als Hochschullehrer
ziemlich weit von der operativen Tagesarbeit
weg, auch wenn mir diese aus vielen Gesprä-
chen heraus nicht unbekannt ist. Insofern kann
man von einer Kolumne keine 1:1-Umsetzbar-
keit erwarten. Auch die angesprochenen Praxis
tipps tragen vielleicht nicht für jeden Controller
den Namen zu Recht. Und es ist natürlich ein-
fach, an der Außenlinie zu stehen und gute Rat-
schläge zu geben. Insofern ist durchaus Selbst-
kritik angebracht, wie auch in der Kolumne
„Verlangen wir zu viel von unseren Controllern?“
(2018) passiert. Dennoch: Wer die Kolumnen
gelesen und kritisch reflektiert hat, an dem ist
keine wichtige Entwicklung im Controlling vor-
beigegangen, der ist nicht in die falsche Rich-
tung geschickt worden. Viele Themen brauchen
aber länger, als man von der Außenlinie her un-
geduldig wahrhaben möchte. Ein aktuelles Bei-
spiel ist das Thema Nachhaltigkeit, das gefühlt
in fast allen Unternehmen von der Controller-
Agenda gerutscht ist. Dennoch: Wir können
dem Thema langfristig nicht ausweichen!
Als Autor bekommt man selten konkrete Rück-
meldung von seinen Lesern; wenn doch, waren
diese für die Kolumnen durchweg positiv. Des-
halb wird es die Kolumnen auch im nächsten
Jahr weiter geben. Die Themen dafür gehen
nicht aus. Dafür passiert zu viel in der Praxis
des Controllings. Und: In Zeiten von deutlichen
Veränderungen und Unsicherheit, wie es wei-
tergehen wird, hört man eher auf die Ratschlä-
ge eines Hochschullehrers als dann, wenn alles
in gewohnten Bahnen läuft. Und von solcher
Veränderung und Unsicherheit haben wir der-
zeit wahrlich genug!
Zehn Jahre Controlling
im Spiegel von Kolumnen
im Controller Magazin
von Jürgen Weber
Autor
Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber
ist Direktor des Institus für Management und Controlling
(IMC) der WHU – Otto Beisheim School of Management Cam-
pus Vallendar, Burgplatz 2, D-56179 Vallendar;
edu/controlling. Er ist zudem Vorsitzender des Kuratoriums
des Internationalen Controller Vereins (ICV).
E-Mail:
CM Januar / Februar 2019