Contoller Magazin 3/2018 - page 63

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Günstiges Fremdkapital kann auf diese Weise
identifiziert und genutzt werden.
Die
Generierung von Alternativen und
deren Bewertung hat
generell eine enge
Beziehung zur Informationssuche und -aus-
wertung. Das CMS unterstützt die Mittel-
ständler mit dem Angebot verschiedener Lö-
sungsalternativen. Dabei gehört die Optimie-
rungsroutine zur stärksten und qualitativ
wertvollsten Form der Generierung von Alter-
nativen, indem aus den vorhandenen Daten
Empfehlungen, vorgelegt werden. Im Rahmen
der Finanzdisposition bekommt der Entschei-
der beispielsweise Vorschläge zum Umgang
mit vorhandender Liquidität. So könnte die Li-
quidität zum Begleichen von Lieferantenver-
bindlichkeiten, zur Anlage am Geldmarkt oder
auch zum Kauf von Rohstoffen genutzt wer-
den. Jede dieser möglichen Entscheidungen
wird im Hinblick auf die Optimierung der Zins-
marge analysiert und mit weiteren Simulati-
onsparametern, wie z. B. Veränderungen des
Zins- oder Währungsumfeldes in „What-if“-
Szenarien bereitgestellt.
Die Informationsleistungen des CMS unter-
stützen ebenso die
Auswahlphase bzw. den
finalen Entschluss
, indem dem Entschei-
dungsträger eine Übersicht der bisherigen Ent-
scheidungen und der zugrunde gelegten Infor-
mationen zur Verfügung gestellt werden. Zu-
sätzlich werden Ergebnisse und Berichte aus
Simulationen, aktualisierte Informationen und
Alternativen bereitgestellt.
Die
Umsetzung bzw. Implementierung
der gewählten Alternative
wird grundsätz-
lich mithilfe der Kontodispositionsfunktion ei-
nes CMS durchgeführt. Dabei betrifft die Um-
setzungsphase vor allem das automatisierte
Zahlungsverkehrsmodul. Vorteile für den mit-
telständischen Anwender sind u. a. eine
schnellere Durchführung von Buchungen bei
verringerten Transaktionskosten.
In der Phase der
Revision und Dokumenta-
tion
sorgen integrierte Berichtsgeneratoren
dafür, dass für Optimierungs- und Revisions-
zwecke auf Abschlussberichte zurückgegriffen
werden kann. Dies geschieht meist anhand der
Prognosen von Debitorenzahlungen und Soll-
Ist-Vergleiche der Kontodaten. So können die
Planungsqualität kontrolliert und die Planungs-
genauigkeit gesteigert werden.
Prinzipiell vertreten die befragten Unterneh-
men die Meinung, dass die umfangreichen In-
formations- und Transaktionsleistungen von
CMS vor allem zur Unterstützung von finanz-
dispositions- und kapitalbedarfsrelevanten
Entscheidungen dienen und der Mittelstand
damit einen substanziellen Mehrwert gene-
rieren kann. Überdies deuten die Expertenin-
terviews darauf hin, dass sich bei der Nut-
zung von CMS auch Herausforderungen für
den Mittelstand ergeben können. Zum einen
erfordert die Implementierung und die Aus-
führung eines solchen Systems bestimmte
technische Voraussetzungen innerhalb der
Unternehmen. Zum anderen verfügen mittel-
ständische Unternehmen häufig nicht über
geeignetes Fachpersonal, wie z. B. Treasurer,
die sich mit entsprechenden CMS-Lösungen
auskennen.
Handlungsempfehlung
In einer Zeit, in der
die Zinsen sehr niedrig sind und Kredite wenig
Geld kosten, ist der Einsatz von CMS möglicher-
weise für den Mittelstand finanziell weniger luk-
rativ. Aber in einer Zeit, in der Kapital knapp und
teuer wird, und auch mittelständische Unter-
nehmen erneut Liquiditätsprobleme bekommen
können, können derartige Cash-Management-
Lösungen existenzsichernd sein. Grundsätzlich
ist es empfehlenswert, sich in guten Zeiten mit
der Thematik auseinanderzusetzen, um sich die
Vorteile eines CMS, wie z. B. verbesserte Liqui-
ditätsplanung, Minimierung der Transaktions-
kosten und Bankgebühren und schnellere
Abwicklung des Zahlungsverkehrs, zu sichern.
Dabei ist es von Vorteil, wenn eine CMS-Lösung
alle relevanten Inhalte des vorgestellten Pha-
senschemas abdeckt.
Ausblick
Laut der o.g. Studie von 2017 planen
ca. 70% der befragten mittelständischen Un-
ternehmen u. a. aufgrund der fortschreitenden
Digitalisierung, ihr CMS weiter auszubauen (vgl.
Wittberg/Commerzbank AG 2017). Features,
wie das Netting oder das Controlling mit Aus-
wertungsmöglichkeiten für das Management
und die Banken sowie der automatische Ab-
gleich von Plandaten mit Istdaten sollen dabei
stärker genutzt werden.
Literatur
Hoff, H. (1986): Die Gestaltung von Entschei-
dungsprozessen in betrieblichen Gremien,
Frankfurt/Main.
Wittberg, V./Commerzbank AG (2015): Mittel-
stand mit Nachholbedarf bei professionellem
Cash-Management, Fachhochschule des Mit-
telstands und Commerzbank AG.
Wittberg, V./Commerzbank AG (2017): Cash
Management im Mittelstand: Leistungsstarke
Cash Managementsysteme im Aufschwung,
Fachhochschule des Mittelstands und Com-
merzbank AG.
Autoren
Prof. Dr. Carola Spiecker-Lampe
ist seit 2011 Professorin für Betriebswirtschaftslehre, Finanz-
wirtschaft und Internationales Management an der Hochschule
Bremen. Sie lehrt außerdem als Dozentin am International Gra-
duate Center (IGC) Bremen und ist Mitglied im Arbeitskreis der
Controlling-Professoren an Hochschulen.
E-Mail:
Ercan Güllü
ist Masterstudent (Business Finance M. Sc.) an der
Brunel University London (GB).
E-Mail:
Sprecher dieser Artikelreihe:
Prof. Dr. Andreas Wiesehahn,
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg,
E-Mail:
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. Hanno Drews (Verhaltensorientiertes Con-
trolling), Prof. Dr. Britta Rathje (Operatives Control-
ling, insb. Kosten- und Erfolgsmanagement), Prof.
Dr. Solveig Reißig-Thust (Controlling und Compli-
ance, Value Based Management, Unternehmens-
bewertung, Controlling in Gründungsunternehmen),
Prof. Dr. Andreas Taschner (Management Reporting,
Investitionscontrolling, Supply Chain Controlling),
Prof. Dr. Andreas Wiesehahn (Nachfolgecontrolling,
Nachhaltigkeitscontrolling)
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