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In der Fahrzeug-Serienbetreuungsphase ent-
stehen F&E-Ausgaben für Modellpflegen, Än-
derungsjahre und kVP-Maßnahmen zur laufen-
den Optimierung der Fertigungsmaterial- und
Herstellkosten.
In der Aggregateentwicklung kann ebenfalls
eine Unterteilung in Lead- und Derivatent-
wicklung erfolgen. Die
Derivate
werden hier
durch das Verbrennungsverfahren
(ho-
mogene oder geschichtete Einspritzung),
durch die
Antriebsart
(4x2- oder 4x4-An-
trieb), durch die aus den
Zielfahrzeugen
abgeleiteten Schwungmassenklassen
und die
Integration von alternativen An-
triebstechnologien
(Hybrid, eDrive etc.)
gekennzeichnet. Die Kombination dieser
technischen Einflussgrößen kann als ausga-
benbestimmende Technologie-Matrix darge-
stellt werden.
Typisch für Fahrzeug-, Aggregate- und Kompo-
nentenentwicklungsprojekte
ist die Ausga-
benverteilung entlang eines vollständigen
Entwicklungszyklus.
In der Fahrzeugent-
wicklung fallen ca. 80% der F&E-Ausgaben
zwischen Konzeptheft und SoP mit einem Ma-
ximum ca. 2 Jahre vor SoP an, ca. 20% der
F&E-Ausgaben entstehen zwischen SoP und
EoP. In der Aggregate- und Komponentenent-
wicklung fallen ca. 30% der F&E-Ausgaben
zwischen Konzeptheft und SoP an, während ca.
70% der F&E-Ausgaben nach SoP für zusätz-
liche Technologievarianten, für die Aggregate-
applikation an die Fahrzeuge und für die Serien-
betreuung entstehen.
Betriebswirtschaftliche Steuerung
der F&E-Ausgaben
Ausgangspunkt für die betriebswirtschaftliche
Steuerung der F&E-Ausgaben ist
die Zu-
kunftsorientierung der F&E-Aktivitäten
3
. In
der strategischen Planung werden die F&E-
Projekte als Basis zur Realisierung des zukünf-
tigen Zielanspruchs EbIT und CFbIT fixiert. Aus
betriebswirtschaftlicher Perspektive sind Pro-
jekte mit einem positiven DCVA (NPV) über den
Produktlebenszyklus in der strategischen Pla-
nung zu bestätigen. In der betrieblichen Praxis
wird dieser langfristig orientierte Zielanspruch
durch die operative Steuerung EbIT und CFbIT
im 1-2 Jahreszeitraum überlagert. Hier ist zu
beobachten, dass die EbIT- und CFbIT-Ziele
des Geschäftsfelds auf die Funktionalressorts
und damit auch auf F&E adressiert werden.
Die
langfristig orientierte Steuerung über Pro-
jekte wird damit durch eine kurzfristig ori-
entierte Top-down-Steuerung über Res-
sorts ergänzt.
Zwischen den periodisierten F&E-Ausgaben
der Projekte und der F&E-Ressortziellinie ent-
steht normalerweise ein betriebswirtschaft-
licher Zielkonflikt, der über einen Zielerrei-
Abb. 2: Messbarkeit von F&E-Effizienz durch Faktoreinsätze
Betriebsw. Steuerung und Effizienzmessung der F&E-Ausgaben
Autor
Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.Ing. Wulf Lange
ist Leiter Querschnitt Produktcontrolling und Produktkalkulation
MBC bei der Daimler AG, Mercedes-Benz Werk Sindelfingen.