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verbunden, sondern sie beeinflussen auch die
Einnahmen und Ausgaben zukünftiger Ge-
schäftsperioden. Ziel der F&E-Aktivitäten ist
die Bereitstellung des Know-hows zur
Herstellung marktfähiger Produkte und
Dienstleistungen
, deren Absatz zu Einnah-
men und deren Herstellung zu Ausgaben in der
Zukunft führt. Eine ausschließlich gegenwarts-
bezogene Ergebnis- und Cash-flow-Steuerung
greift daher zu kurz
1
. In der strategischen Pla-
nung werden über einen Zeitraum von 1-2 Pro-
duktlebenszyklen die Beiträge der einzelnen
Produktsegmente zu den Einnahmen und Aus-
gaben der Zukunft abgebildet. Da einerseits
F&E-Ergebnisse grundsätzlich der Unsicherheit
unterliegen, andererseits die Rahmenbedin-
gungen eines Geschäftsfelds, beispielsweise
die Absatzmärkte, die Wettbewerbsaktivitäten
und die gesetzlichen Rahmenbedingungen nur
unscharf beschrieben werden können,
wird
eine strategische Planung grundsätzlich in
mehreren Szenarien erstellt
. In der vergan-
genen Dekade waren beispielsweise die strate-
gischen Planungen und Überlegungen in der
Automobilindustrie sehr stark von der Emissi-
ons- bzw. CO
2
-Gesetzgebung in den Hauptab-
satzmärkten beeinflusst.
F&E-Projektstrukturen
In F&E existieren grundsätzlich sehr unter-
schiedliche Projekttypen. Vor Start der eigentli-
chen Produktprojekte stehen
Forschungs-
(Research-) und Vorentwicklungs- (Advan-
ced Engineering-) Projekte
. Strategische und
technologische Trends bestimmen das Projekt-
portfolio der Forschungs- und Vorentwicklungs-
projekte. Die Projekte werden in der Regel bis
zur Prinzip-, Konzept- und Serientauglichkeit
geführt. In den Architekturphasen der Fahrzeu-
ge werden die bestimmenden Elemente in Form
von Geometrien, Technologiebausteinen etc. für
die einzelnen Produktsegmente festgelegt. Die
Serienprojekte Fahrzeuge, Aggregate und Kom-
ponenten unterteilen sich in eine
Serienent-
wicklungsphase, beginnend vom Kon-
zeptheft bis zum Start of Production (SoP)
,
und in eine
Serienbetreuungshase
oder
Marktphase,
beginnend von Start of Produc-
tion (SoP) bis End of Production (EoP)
2
.
Kennzeichnend für die Planung der F&E-Ausga-
ben sind die verschiedenen Typen der Fahr-
zeug- und Aggregate-Serienprojekte. In der
Fahrzeugentwicklung wird grundsätzlich zwi-
schen der Lead- und der Derivatentwicklung
unterschieden.
Leadfahrzeuge sind führen-
de Fahrzeuge einer gemeinsamen Platt-
form
, während
Derivatfahrzeuge durch Ka-
rosserievarianten (Cabrios, Coupés, Kom-
bis etc.) aus den Leadfahrzeugen abgelei-
tet werden
. Die Leadentwicklung erstreckt
sich von Konzeptheft bis SoP über einen Zeit-
raum von ca. 45-55 Monaten, während die De-
rivatentwicklung durch die Übernahme der Ent-
wicklungsergebnisse aus dem Leadfahrzeug
mit ca. 35-45 Monaten kürzer gestaltet werden
kann (vgl. Abbildung 1). Weitere Einflussfakto-
ren für die F&E-Ausgaben sind:
°
Anzahl der Entwicklungsschleifen innerhalb
eines Serienprojekts: Hier wird zwischen ei-
ner Entwicklungsphase auf Basis von Simu-
lation und Prototypen und einer Bestäti-
gungsphase auf Basis von serienwerkzeug-
fallenden Vorserienfahrzeugen und -aggre-
gaten unterschieden.
°
Digitale oder hardwarebasierte Entwick-
lung: Leistungsfähige Methoden der Be-
rechnung und Simulation lösen die aufwän-
dige Erprobung von Prototypfahrzeugen und
-teilen auf Straße und Prüffeldern zuneh-
mend ab.
CM Mai / Juni 2016
Abb. 1: Ausgaben für Lead- und Derivatfahrzeuge im Bereich F&E