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          Liebe Leserinnen und Leser,
        
        
          das Editorial erscheint heute von einem Autor,
        
        
          der dem ICV seit Jahrzehnten verbunden,
        
        
          lange Jahre Vorstand der RMA war, soeben in
        
        
          den Beirat der RMA gewechselt ist und der
        
        
          den gemeinsamen Arbeitskreis Controlling &
        
        
          Risikomanagement von ICV und RMA aus der
        
        
          Taufe gehoben und geleitet hat.
        
        
          Controlling und Risikomanagement sind
        
        
          unbestritten die wichtigsten Planungs-
        
        
          und Steuerungsinstrumente, wobei der
        
        
          Umgang mit den von diesen gelieferten
        
        
          Informationen oft in ähnlichem Ausmaß
        
        
          über den Erfolg oder Misserfolg des Unter-
        
        
          nehmens entscheidet wie dessen techni-
        
        
          sche oder vertriebliche Fähigkeiten. Die
        
        
          Bedeutung dieser Werkzeuge zeigt sich
        
        
          sehr aktuell im Volkswagen-Konzern, wo
        
        
          das Risikomanagement entweder nicht gut
        
        
          funktioniert oder die bestehenden Risiken
        
        
          hinsichtlich der straf- und gesellschafts-
        
        
          rechtlichen Folgen in den USA und deren
        
        
          Auswirkungen auf die Reputation des
        
        
          Unternehmens und möglicherweise der
        
        
          gesamten deutschen Automobilindustrie
        
        
          unzutreffend eingeschätzt worden sind.
        
        
          Die Steuerung des Unternehmens mit Pla-
        
        
          nungs-, Informations- und Kontrollprozessen
        
        
          wird mit Controlling und Reporting durchgeführt
        
        
          und ist inzwischen gut bis sehr gut aufgestellt.
        
        
          Dennoch ist bemerkenswert, dass viele Steue-
        
        
          rungssysteme des Controllings – z. B. die ver-
        
        
          breiteten Softwarelösungen – für die Erfassung
        
        
          von Chancen und Risiken entsprechende Tools
        
        
          bereitstellen. Trotzdem fließen wichtige Unter-
        
        
          nehmens- bzw. Umweltvariable unvollständig
        
        
          ein, z. B. weil anstelle der traditionell benutzten
        
        
          eindimensionalen Planwerte durchaus bekannte
        
        
          Risikoverteilungen nicht berücksichtigt oder
        
        
          nicht miteinander verbunden werden. Solange
        
        
          Risikoinformationen nicht mit der Planung ver-
        
        
          knüpft werden, ist sachgerechte Unterneh-
        
        
          mensplanung überhaupt nicht möglich, denn
        
        
          die so erhaltenen Planungswerte müssen
        
        
          zwangsläufig zu falschen Ergebnissen führen.
        
        
          Das ist ein schwerwiegender Mangel! Ersatz-
        
        
          weise wird gern mit sogenannten Puffern
        
        
          gearbeitet, die meist auf Erfahrung und Bauch-
        
        
          gefühl beruhen, aber keinerlei analytische
        
        
          Grundlage haben. Durch ein Risikomanagement
        
        
          und dessen Anbindung an die Unternehmens-
        
        
          steuerung ergeben sich zahlreiche unternehme-
        
        
          rische Vorteile: sinkende Risiko-und Finanzie-
        
        
          rungskosten, sinkende Haftungsrisiken, eine
        
        
          um Größenordnungen erhöhte Transparenz
        
        
          sowie erheblich größere Planungssicherheit.
        
        
          Dies alles ist leicht und ohne Zauberwerk
        
        
          umsetzbar, weil die erforderlichen Daten in aller
        
        
          Regel bekannt sind, aber nicht erhoben (oder
        
        
          nicht verknüpft) werden. Gleichwohl ist es
        
        
          schwer, den Nutzen über Wertbeiträge zu
        
        
          bestimmen. Hinzu kommt, dass sich wegen des
        
        
          langen Betrachtungszeitraums die Erfolge eher
        
        
          langfristig einstellen. Es ist daher zu erwarten,
        
        
          dass eigentümergeführte Familienunternehmen
        
        
          aufgrund ihrer naturgemäß langfristigen Pers-
        
        
          pektiven die Vorzüge sicherer Planungsrech-
        
        
          nungen und sinkender Existenzrisiken höher
        
        
          einschätzen und das mit dem Controlling ver-
        
        
          bundene Risikomanagement schneller einfüh-
        
        
          ren als die angestellten – mit eher kurzfristigen
        
        
          Verträgen ausgestatteten – Vorstände von
        
        
          Kapitalgesellschaften.
        
        
          Der gemeinsame Arbeits/Fachkreis „Risiko-
        
        
          management &Controlling“ von RMA und ICV
        
        
          erforscht seit nunmehr sieben Jahren die
        
        
          Gründe für die bisher so vernachlässigte
        
        
          Zusammenarbeit, baut eine Reifegradanalyse
        
        
          für die Analyse des Status der Zusammenar-
        
        
          beit beider Funktionen auf und setzt sich für
        
        
          die Verbreitung der Bandbreitenplanung – dem
        
        
          Arbeitsergebnis aus der Kooperation beider
        
        
          Funktionen – nachhaltig ein. Ich freue mich,
        
        
          dass ich die Leitung dieses Arbeits /Fachkrei-
        
        
          ses kürzlich an Tobias Flath, einen der profilier-
        
        
          testen Fachleute für Bandbreitenplanung über-
        
        
          geben konnte.
        
        
          Zum Reputationsschaden des VW-Konzerns
        
        
          empfehle ich Ihnen den Beitrag von Frank
        
        
          Romeike und Christian Weißensteiner auf Seite
        
        
          18 ff. dieses Heftes.  //
        
        
          Prof. Dr. Rainer Kalwait
        
        
        
          TOP
        
        
          EVENT
        
        
          19. November 2015
        
        
          – 1. Regionales
        
        
          Wissensforum der Regionaldirektion West in Dortmund
        
        
          3. Dezember 2015
        
        
          – 3. Sitzung Arbeitskreis
        
        
          Risikoquantifizierung bei Basycon in München
        
        
          Impressum
        
        
          Ralf Kimpel
        
        
          Vorsitzender des Vorstands der
        
        
          Risk Management Association e. V.
        
        
        
           V.i.S.d.P.
        
        
          RMA-Geschäftsstelle
        
        
          Risk Management Association e. V.
        
        
          Englmannstr. 2, D-81673 München
        
        
          Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
        
        
          Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          web: 
        
        
        
          Dr. Werner Gleißner
        
        
        
          Tel.: +49.(0)711- 79 73 58 30
        
        
          
            CM November / Dezember 2015
          
        
        
          Risikomanagement und Controlling
        
        
          Es wächst (langsam) zusammen, was zusammengehört!
        
        
          Prof. Dr. Rainer Kalwait