Personalmagazin 6/2018 - page 58

58
SPEZIAL
_BETRIEBLICHE ZUSATZLEISTUNGEN
personalmagazin 06/18
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
ist die Isabellenhütte Heusler GmbH &
Co. KG aus dem mittelhessischen Dil-
lenburg, das jüngst auch mit dem Deut-
schen bAV-Preis 2018 in der Kategorie
„kleine und mittlere Unternehmen“ aus-
gezeichnet worden ist.
In dem aus einer 1482 gegründeten
Kupferhütte hervorgegangenen Fami-
lienunternehmen wurde nach mehr-
jähriger Vorbereitung das gewachsene
Versorgungsmodell der reinen Versor-
gungszusage durch den Arbeitgeber
abgelöst. Stattdessen wurde im ver-
gangenen Jahr ein Drei-Säulen-Modell
eingeführt. „Herzstück ist die neu einge-
führte Erfolgsbeteiligung“, berichtet der
projektverantwortliche Personalmana-
ger Steffen Enseroth. Mitarbeiter können
das Geld in ihre Altersvorsorge einzah-
len, was der Arbeitgeber noch einmal mit
30 Prozent bezuschusst. Daneben finden
sich die beiden Säulen Basisversorgung
mit reinem Arbeitgeberbeitrag und die
Entgeltumwandlung. Die Veränderung
der Vorsorge, von der Ausgestaltung im
Detail bis hin zur Auswahl der Partner,
war ein langwieriger Prozess. Allein an-
gesichts der Migration aus der analogen
in die digitale Welt jenseits des Tages-
geschäfts begegnete die HR-Abteilung
dem Projekt mit „gehörigem Respekt“,
wie Enseroth ausführt.
Blanke Angebote reichen nicht
Insbesondere die umfassende Kommu-
nikation mit allen Mitarbeitern in einem
relativ kurzen Zeitraum galt als zentrale
Herausforderung. Von den mittlerweile
rund 1.000 Mitarbeitern sollten mög-
lichst viele Beschäftigte erreicht wer-
den. Das war nicht ganz einfach, erklärt
HR-Mann Enseroth: „Die Mitarbeiter
konnten sich unter der Arbeitgeberleis-
tung nicht viel vorstellen.“
Dafür wurde das ganze Vorsorgepaket
unter dem griffigen Namen Isacare zu-
sammengefasst, jeder Bewerber erhält
nun mit den gesamten Unternehmens-
informationen auch eine klare Übersicht
über die Vorsorge-Benefits. Zusätzlich
wurde der Betriebsrat in den Prozess
früh eingebunden, der ebenfalls das
neue Modell aktiv unterstützte. Für eine
klare Kommunikation wurde Pension
Solutions ins Boot geholt, um die ge-
samte Belegschaft in einem dreistufigen
Prozess über die Vorzüge zu informie-
ren. Mit Präsentationsveranstaltungen
und Einzelgesprächen wurde bei der
Erfolgsbeteiligung aus dem Stand eine
Annahmequote von knapp 50 Prozent
erreicht. Im Vergleich zur früheren Ak-
zeptanz war das ein großer Sprung nach
vorn. In diesem Jahr soll die Quote noch
weiter gesteigert werden.
Digitales und Persönliches
kombinieren
Trotz vieler Vorteile rein digitaler Prozes-
se ist das persönliche Beratungsgespräch
ein zentrales Erfolgskriterium: „Mit ei-
nem digital gestützten Prozess hätten
wir nur einen Bruchteil der Mitarbeiter
überzeugt“, ist sich Enseroth sicher. Marc
Sontowski, ebenfalls geschäftsführender
Gesellschafter der Pension Solutions,
schlägt in die gleiche Kerbe: „Personali-
sierte Kundennähe zu den Beschäftigten
sollte weniger unter Kostenaspekten als
vielmehr unter Potenzialgesichtspunk-
ten bewertet werden.“ Um die Arbeitge-
berattraktivität und die Mitarbeiterbin-
dung zu steigern führe trotz Chatbots &
Co. noch kein Weg an individueller und
klarer Kommunikation vorbei, um den
Mitarbeiter persönliche Fragen zur Vor-
sorge zu beantworten.
Persönliche Beratung ist das eine,
digitale Transparenz sowohl für Arbeit-
nehmer als auch für Arbeitgeber ist das
andere. Pension Solutions visualisiert
den aktuellen Status bei der betrieblichen
Vorsorge sowie allen Benefits in einem
Portal. Mit dieser Spezialisierung werden
Firmen ab einer Größe von 100 Mitarbei-
tern bis hin zum Dax-Konzern begleitet
und bei der Umsetzung unterstützt.
Keine Lösung von der Stange
Arbeitgeber haben die Qual der Wahl,
wenn sie ihr Profil als attraktives Un-
ternehmen schärfen wollen. Dafür steht
ein fast unerschöpfliches Reservoir an
Benefit-Möglichkeiten zur Verfügung.
Herzstück für die Mitarbeiter wird al-
lerdings die reine bAV bleiben, um der
persönlichen Rentenlücke eine klare
Lösung entgegenzusetzen. Auch hier
tut sich einiges. Für die Zielrente, die
Arbeitnehmern ohne Garantie eine hö-
here Rentenzahlung in Aussicht gestellt,
finden sich beispielsweise die ersten
fondsgebunden Lösungen am Markt.
Die sind naturgemäß weniger für ren-
tennahe Jahrgänge geeignet, sondern
eher für die jüngeren Mitarbeiter. Die
neuen Möglichkeiten verlangen gerade
von kleinen und mittleren Unterneh-
men eine gründliche Konzeption gemäß
der individuellen Präferenzen. Am Ziel
ist nicht zu rütteln: Im Wettbewerb um
die passenden Fach- und Führungskräf-
te müssen die Arbeitgeberleistungen
klar und verständlich konzeptioniert
und präsentiert werden.
ULF THALER
ist
Projektmanager digitale
Medien und Pressesprecher
der Pension Solutions Group.
„Trotz Chatbots & Co. müssen wir Vor-
sorgefragen der Mitarbeiter persönlich
und individuell beantworten.“
Marc Sontowski, geschäftsführender Gesellschafter Pension Solutions Group
1...,48,49,50,51,52,53,54,55,56,57 59,60,61,62,63,64,65,66,67,68,...84
Powered by FlippingBook