personalmagazin 10/2017 - page 73

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um valide Werte zu erhalten. „Das Er-
gebnis ist für Industrieunternehmen ab
cirka 300 Mitarbeitern und einer relativ
breit gestreuten Besetzung der Stellen
sowohl mit Männern als auch mit Frauen
beziehungsweise einem Frauenanteil
von zumindest 20 Prozent verlässlich“,
sagt Fratschner. Hinzu komme, betont
das IW, das Logib-D im Konsortium
mitentwickelt hat, dass das Verfahren
dem Unternehmen Informationen zur
betrieblichen Entgeltlücke bereitstelle,
aber nicht etwa den Schluss zulasse,
man habe bei der Bezahlung von Frauen
und Männern auf ausgewählten und
miteinander vergleichbaren Positionen
generell kein Problem. Konkret dient es
nicht dazu, Benachteiligungen aufzude-
cken, sondern eher dazu strukturelle
Probleme aufzeigen, die sich in statisti-
schen Daten widerspiegeln.
RAINER SPIES
ist freier
Journalist mit den Themen­
schwerpunkten HR-Manage-
ment, Beruf und Karriere.
© STEPHAN GABRIEL
Um das Prüfverfahren Logib-D anzuwenden, müssen die Unternehmen eine Reihe von personen-, stellen- und arbeits-
vertragsbezogenen Daten sowie Informationen zum jeweiligen Entgelt (Total Cash, Bonus oder Prämie, Überstundenent-
gelt, sonstige Zahlungen, bAV, Firmenwagenwert et cetera) zur Verfügung stellen beziehungsweise eingeben.
Im Rahmen einer Regressionsanalyse berechnet Logib-D, welcher
Anteil der auf Unternehmens- beziehungsweise Betriebsebene
festgestellten Entgeltdifferenz zwischen Frauen und Männern mit
welchen personen- und arbeitsplatzbezogenen (Struktur-)Merkma-
len erklärt werden kann und welcher Anteil nach der Bereinigung
noch auf das Merkmal Geschlecht entfällt. Als maßgeblich zur Berei-
nigung verwendete Einflussfaktoren beziehungsweise Variablen
gelten dabei:
Ausbildung
(potenzielle) Erwerbsjahre
Dienstjahre (bzw. Betriebszugehörigkeit)
berufliche Stellung (Führungsfunktion und -ebene)
Anforderungsniveau der Stelle
Teilzeit
Teamgröße (optional)
Hierzu ein Beispiel: In einem mit Logib-D untersuchten Unterneh-
men beträgt die unbereinigte Entgeltdifferenz zwischen Frauen und
Männern 22,6 Prozent. Im Detail zeigt das Ergebnis der statisti-
schen Analyse, dass ein Anteil von insgesamt 13,6 Prozentpunkten
dieser Entgeltdifferenz durch personen- und arbeitsplatzbezogene
Merkmale erklärt werden kann und den jeweiligen Anteil dieser
Merkmale. Es verbleibt mithin ein Erklärungsbeitrag der Variable
Geschlecht von 9 Prozent. Dieser Wert für die bereinigte Entgelt­
lücke wird von Baumgartner & Partner als „mittel“ eingestuft.
Im Anschluss an die Analyse erhalten die Unternehmen einen
Ergebnisbericht, der unter anderem anhand von Tabellen, Grafiken
und weiteren Darstellungselementen („Tachos“) zeigt, wie hoch
die Entgeltlücke im Betrieb ist, mittels welcher Einflussfaktoren sie
erklärt werden kann und welche Zusammenhänge bestehen.
Weitere Info zu Logib-D:
Wie funktioniert Logib-D?
PRÜFMETHODE
1...,63,64,65,66,67,68,69,70,71,72 74,75,76,77,78,79,80,81,82,83,...92
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