22
        
        
          
            TITEL
          
        
        
          _HR INNOVATION AWARD
        
        
          personalmagazin  12/16
        
        
          B
        
        
          ig-Data-Analysen könnten viele
        
        
          Prozesse im Personalmanage-
        
        
          ment revolutionieren. Zum Bei-
        
        
          spiel das Recruiting: Je mehr
        
        
          Informationen über Jobs und Jobsucher
        
        
          abgeglichen werden, desto schneller kön-
        
        
          nen Unternehmen offene Stellen beset-
        
        
          zen – und desto weniger müssen sie den
        
        
          Fachkräftemangel fürchten. Nach diesem
        
        
          Prinzip funktioniert Talentwunder, eine
        
        
          Software des gleichnamigen Berliner IT-
        
        
          Hauses. Sie ermöglicht eine Suche in 1,6
        
        
          Milliarden Personenprofilen.
        
        
          Als Ex-Telekom-Personalvorstand Tho-
        
        
          mas Sattelberger im Juli 2016 das Berliner
        
        
          Büro von Talentwunder besuchte und dem
        
        
          IT-Unternehmen in einem Video-Inter-
        
        
          view großes Potenzial bescheinigte, war
        
        
          das „fast ein Ritterschlag für uns“, sagt
        
        
          Geschäftsführer und Mitgründer Andreas
        
        
          Dittes. „Wenn einer der bekanntesten HR-
        
        
          Köpfe Deutschlands betont, was Big-Data-
        
        
          Analysen künftig im Recruiting zu leisten
        
        
          vermögen, dann zeigt uns das, dass wir
        
        
          auf dem richtigen Weg sind.“
        
        
          Talentwunder dreht den Recruiting-
        
        
          Prozess um: Nicht die Fachkraft bewirbt
        
        
          sich, sondern das Unternehmen fragt
        
        
          mögliche Kandidaten, ob sie Interesse
        
        
          an einem Job haben. Im Hintergrund ar-
        
        
          beitet eine Software, die wie eine Such-
        
        
          maschine das Internet nach potenziellen
        
        
          Bewerbern durchforstet. Eine Fundgru-
        
        
          be sind dabei Netzwerke wie Xing. „Wir
        
        
          senden jeden Tag viele Signale, während
        
        
          wir soziale Medien nutzen“, erläutert
        
        
          Dittes. Manches geschieht unbewusst:
        
        
          Wer beruflich auf dem Sprung ist, gibt
        
        
          Von
        
        
          
            Christoph Stehr
          
        
        
          sich besondere Mühe, sein Profil zu
        
        
          vervollständigen und aktuell zu halten
        
        
          – in der Hoffnung, Unternehmen auf
        
        
          sich aufmerksam zu machen. „Ebenso
        
        
          haben wir erkannt, dass ein neues Pro-
        
        
          filfoto ein guter Indikator für das Inte-
        
        
          resse an einem neuen Job sein kann“,
        
        
          sagt Dittes. „Insgesamt nutzen wir für
        
        
          die Berechnung der Wechselindikatoren
        
        
          eine Fülle von Signalen sowie Statistik –
        
        
          aufschlussreich ist beispielsweise, wie
        
        
          lange jemand im aktuellen Job ist.“
        
        
          Latente Wechselbereitschaft erkannt
        
        
          Experten schätzen, dass 80 Prozent
        
        
          derjenigen, die sich einen beruflichen
        
        
          Wechsel grundsätzlich vorstellen kön-
        
        
          nen, nicht in Jobbörsen inserieren. Trotz-
        
        
          dem würden sie bei einem guten Joban-
        
        
          gebot zugreifen. Dass sie „reif“ für eine
        
        
          gezielte Ansprache sind, erkennt Talent-
        
        
          wunder anhand von Informationen, die
        
        
          aus mehr als 40 Netzwerken, darunter
        
        
          Xing, Github, Twitter, Research Gate,
        
        
          Upwork, Bintray, zusammengetragen
        
        
          werden. „Wir haben mittlerweile mehr
        
        
          als 1,6 Milliarden Profile aggregiert und
        
        
          damit die vermutlich größte Personen-
        
        
          suchmaschine der Welt geschaffen“,
        
        
          sagt Dittes. Ein raffinierter Algorithmus
        
        
          und die schiere Datenmenge machten
        
        
          Talentwunder zu einem „sehr mächti-
        
        
          gen Werkzeug, wenn ich weltweit nach
        
        
          passenden Talenten suche“. Einzelne
        
        
          soziale Netzwerke, die in der Personal-
        
        
          beschaffung eine Rolle spielen, bieten
        
        
          dagegen nicht mehr als zehn Millionen
        
        
          Profile. „Unsere Datenbank wächst alle
        
        
          zwei bis drei Tage um diese Größenord-
        
        
          nung“, sagt Dittes. Die bislang größte
        
        
          Talentdatenbank wird von Talentbin be-
        
        
          trieben: Sie umfasst rund 300 Millionen
        
        
          Profile, was aber nur ein Fünftel der Da-
        
        
          tenmenge bei Talentwunder ausmacht.
        
        
          Die Talentwunder-Software ist als Soft-
        
        
          ware-as-a-Service-Lösung sofort über den
        
        
          Webbrowser einsetzbar. Sie kann auch in
        
        
          bestehende Softwareumgebungen imple-
        
        
          mentiert werden. Über ein Suchinterface
        
        
          modelliert der Kunde sein Kandidatenpro-
        
        
          fil (Test unter 
        
        
        
          In weniger als zwei Sekunden pflügt die
        
        
          Software durch die Suchdatenbank und
        
        
          listet passende Profile auf. Der Kunde
        
        
          kann die Suche noch verfeinern. Zudem
        
        
          lassen sich die Profile nach vermuteter
        
        
          Talentwunder: Masse mit Klasse
        
        
          
            GEWINNER I.
          
        
        
          Sieger in der Kategorie „Software und Hardware“ ist Talentwunder. Das
        
        
          Start-up bietet eine Metasuchmaschine, die das Netz nach Kandidaten durchkämmt.