CONTROLLER Magazin 5/2016 - page 34

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Intellectual Property (IP) wird in klassischen
Controllingsystemen meist nur am Rande ge-
streift, was wohl auch an der eher technologi-
schen und rechtlichen Prägung dieses The-
menfelds liegt. Insb. Großunternehmen unter-
halten oft eigene Teams, welche das Portfolio
gewerblicher Schutzrechte steuern. Aber wie
misst man deren Effizienz? Wie komplex ist die
hiermit verbundene IP-Arbeit? Wie steht es um
die IP-Intensität, IP-Dynamik, IP-Diversität?
Der Artikel gibt Antworten hierauf, welche in
kennzahlengestützten Managementsystemen
genutzt werden können.
Neue Controlling-Ansätze
im IP-Bereich
In Form von Innovationscontrolling und anderen
Instrumenten stehen Forschung und Entwick-
lung sowie Innovationen schon lange im Inter-
essensfeld des Controllers. Dies ist wenig ver-
wunderlich, denn
geistiges Eigentum
, oder
englisch „Intellectual Property“ (IP), war und
wird in zunehmendem Maße ein
kritischer Er-
folgsfaktor verschiedenster Industrien
. Sie
unternehmen in beachtlichem Maße Anstren-
gungen, welche auf die Schaffung und Absi-
cherung geistigen Eigentums gerichtet sind.
Dies betrifft auch das Management des Port-
folios an sogenannten gewerblichen Schutz-
rechten, d. h. Patenten, Gebrauchs- und Ge-
schmacksmustern/Designs aber auch die
Lizensierung von IP.
Controlling zielt auf die Steuerung von As-
pekten der Realität ab.
Dies impliziert die
vorherige Messung der zu steuernden Sach-
verhalte; idealerweise auf metrischem Skalen-
niveau. Das Thema „Kennzahlen“ ist jedoch im
IP-Bereich relativ jung, und ein vergleichsweise
robustes und allgemein akzeptiertes Kennzah-
lensystem wie im Finanzbereich existiert (noch)
nicht. Viele der mit IP im Zusammenhang ste-
henden Aspekte werden daher von üblichen
Controllingsystemen nur am Rande gestreift,
weswegen dieser Artikel bewusst darauf fo-
kussiert, die Unternehmung aus der IP-Pers-
pektive zu beleuchten. Dies erfolgt, indem
auch abstrakte Phänomene wie IP-Intensität,
-dynamik und -diversität quantifiziert werden.
Hierdurch können der höhere Bestimmtheits-
grad quantitativer Methoden auch für den IP-
Bereich verfügbar gemacht und unspezifische
und schwammigere umgangssprachliche Be-
griffe in quasi-objektive Kategorien überführt
bzw. gemessen werden.
Zur Veranschaulichung werden fiktive Firmen
gewählt. Die „Konglomerat KG“ (K.KG) ist ein in
verschiedenen Industrie- und Konsumgüter-
märkten präsenter Mischkonzern. Die „Auto-
mobil AG“ (A.AG) fertigt Nutzfahrzeuge. Die
„Computerprogramm SE“ (C.SE) ist ein welt-
weit agierender Softwarekonzern. Die „Gold-
kühlschrank GmbH“ (G.GmbH) vertreibt hoch-
wertige Küchengeräte im Hochpreissegment.
Die nachfolgenden Kenngrößen werden für je-
des der vier Unternehmen in Tabellen zusam-
mengefasst und jeweils durch Buchstaben und
Nummern gekennzeichnet. Aufgrund der Un-
terschiedlichkeit der vier lässt sich die Aussa-
gekraft jeder Größe gut nachvollziehen.
Um Unternehmen verschiedener Größen ver-
gleichen zu können, bieten sich „normierte“
Kennzahlen an, wie
Prozentzahlen
oder
Glie-
derungskennzahlen
mit geeignetem Normie-
rungsfaktor (z. B. „…pro Umsatz“).
1
Solche
Bezugsgrößen müssen mit Bedacht gewählt
werden, wobei auch auf zugrundeliegende
Kausalzusammenhänge zu achten ist, die die
Aussagekraft der resultierenden Kennzahl be-
deutend beeinflussen. Als Beispiel soll die
Kennzahl „Erfindungsmeldungen pro Unter-
nehmensmitarbeiter“ dienen, welche über die
mittlere Innovationsneigung der Mitarbeiter in-
formiert. Wenn nun aber die Erfindungsmel-
dungen ausschließlich in der F&E-Abteilung
generiert würden, so ergäbe stattdessen die
Kennzahl „Erfindungsmeldungen pro F&E-Mit-
arbeiter“ viel höherwertigere Aussagen.
IP-Intensität
Die IP-Intensität beschreibt die Bedeutung die-
ses Themas für die Geschäftsaktivitäten des
Unternehmens. Zum Bestand an geistigem Ei-
Intellectual Property
Intellectual Property
von Maik Ebersoll
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