wirtschaft + weiterbildung
02_2019
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Drucker Forum.
Diese Veranstaltung wird alljährlich im Dezember in der Wiener Hofburg
zu Ehren des berühmten Business-Vordenkers Peter Drucker (1909 - 2005) abgehalten.
ein eigener Beruf. Es braucht also eine
Partnerschaft zwischen Manager und
Innovatoren oder Entrepreneuren. Man
muss Weltklasse im Management und
bei Innovationen sein. Das ist allerdings
schwierig.
Inzwischen hat fast jedes Unternehmen
einen Inkubator, in dem meist junge
Leute in flippigen Räumen sitzen und
neue Ideen kreieren sollen. Ist das der
richtige Weg?
Osterwalder:
Das ist für mich fast immer
Innovationstheater. Mitarbeiter, die In-
novation betreiben, sollten keine jungen
und unerfahrenen Mitarbeiter sein. Wenn
man sich die Start-ups anschaut, dann
sind die erfolgreichen Unternehmer oft 40
Jahre oder älter. Dass vor allem der junge
Stanford-Abbrecher eine riesige Firma
kreiert, ist ein Klischee, das nur selten der
Wahrheit entspricht.
Aber Inkubatoren bieten doch den
Spielraum, etwas Neues auszuprobieren.
Das kann doch nicht falsch sein ...
Osterwalder:
Was fehlt, ist oft die Legi-
timation der Spitze, dass wirklich Inno-
vation betrieben werden soll. Wenn der
CEO und das Topmanagement nicht 20
bis 30 Prozent ihrer Zeit mit Innovation
beschäftigt sind, also sich mit Innova-
tionsteams und potenziellen Kunden
für neue Produkte austauschen, ist das
ein ganz klares Zeichen dafür, dass nie-
mand im Unternehmen Innovation ernst
nimmt. Das größte Problem ist für mich
Macht. Innovation hat heute im Unter-
nehmen weder Macht noch Legitimation
und darum sind die meisten Inkubatoren
auch Quatsch. Im Inkubator eines Un-
ternehmens, das von Management und
Ausführung dominiert wird, entstehen
zwar manchmal auch neue Ideen, aber
die schaffen es nicht nach oben. Die Akti-
vitäten müssen strategisch integriert sein.
Und das Management muss sich damit
beschäftigen.
Ist das den jungen Leuten, die in einen
Inkubator gehen, bewusst?
Osterwalder:
Die haben keine Ahnung. In
Inkubatoren wird viel Energie verschwen-
det und oft merken sie erst nach drei Jah-
ren, dass Innovation im Unternehmen gar
nicht so ernst genommen wird. Ich sehe
Fotos: GPDF/Gerry Mayer-Rohrmoser
Multitalent.
Alexander Osterwalder (Jahrgang 1974) ist ein aus St. Gallen stammen-
der Berater, der auch durch seine Arbeit mit Start-ups („Business Model Generation“)
bekannt wurde. Auf dem „Global Drucker Forum 2018“ sprach er über Innovationen.