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wirtschaft + weiterbildung
02_2019
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gen, erklärt Ihnen der Lehrer, dass ihm
etwas gefehlt habe. Sie hätten einige
wichtige Teile des Themas beschrieben,
aber eben zu ausführlich. Sie hätten
noch mehr auf einen anderen Thementeil
eingehen sollen. Das war Ihr Fehler! Zu
Hause zeigen Sie die Arbeit Ihrer Mutter.
Sie selbst hatte gute Noten in Deutsch
arbeiten. Als Ihre Mutter die Arbeit liest,
ist diese begeistert. „Du hast das Thema
genau richtig beschrieben. Ich hätte
Dir eine ganze Note besser gegeben.“
Was ist daraus zu lernen? Aus Sicht der
Führungskraft hat der Mitarbeiter seine
Prioritäten falsch gewählt. „Du hättest
gründlicher arbeiten sollen und nicht so
oberflächlich“, sagt der Vorgesetzte. Im
Gegensatz dazu sagt der stellvertretende
Vorgesetzte: „Du hättest nicht so pedan-
tisch arbeiten sollen und die Zeit lieber
für eine andere Aufgabe nutzen sollen.“
Jedes Handeln im Arbeitskontext kann
zu detailverliebt oder zu oberflächlich
sein. Es kann zu schnell oder zu langsam
ausgeführt werden − beispielsweise das
Kundentelefonat. Jedes Arbeitshandeln
kann sich zu wenig am langjährig Er-
probten orientieren oder nicht innovativ
genug sein. Es kann je nach Sichtweise
das richtige Vorgehen sein oder auch das
falsche. Selbst dann, wenn beide Vorge-
hensweisen zum Ziel führen und objektiv
gleich erfolgreich sind.
Im Unterschied dazu gibt es objektive
Fehler: Fehler, die eindeutig und ohne
Zweifel Fehler sind. Denken Sie zurück
an Ihre Mathematikarbeiten. Ihre Eltern
hatten vermutlich bei der Bewertung der
Ergebnisse immer die gleiche Meinung
wie der Lehrer. Es gab keinen Raum
für erfahrungsbedingte Schwerpunkte.
Keinen Raum für subjektive Vorlieben.
Objektive Fehler im Unternehmen sind
leichter erkennbar. Denn die Folgen des
Fehlers sind oft messbar. Es wurden von
einem Mitarbeiter bei einer Werbeaktion
nur die Hälfte der Kunden aus dem Ver-
teiler angeschrieben, also versehentlich
nicht alle Kontakte. Eindeutig ein Fehler!
Es handelt sich um einen objektiven Feh-
ler. Zum Thema „Subjektives Fehlverhal-
Buchtipp.
Timo Müller: Bevor der Sturm
beginnt – Wie Führungskräfte effektiv
Konflikte verhindern und bewältigen, Wiley,
München 2018, 272 Seiten, 24,99 Euro
weise um die Art der Umsetzung einer
Arbeitsaufgabe. Ist es ein Fehler, wenn
ein Detail im Protokoll einer Besprechung
nicht protokolliert wurde? Eine Person
stuft das Detail als wichtig ein. Es gehört
auf jeden Fall ins Protokoll! Eine andere
Person hat eine andere Meinung dazu.
Für die eine Person ist das fehlende Detail
ein Fehler. Für die andere nicht.
Versetzen Sie sich an dieser Stelle einige
Jahre zurück. Zurück in Ihre Schulzeit.
Es ist Deutschstunde. Sie erhalten ge-
rade Ihren Aufsatz zurück. Die Note ist
schlechter als erwartet. Als Sie nachfra-
Mediativ führen.
Im Berufs-
alltag könnten viele Streit-
hähne rechtzeitig getrennt wer-
den, wenn die Chefs mediative
Führungskompetenzen hätten.