wirtschaft und weiterbildung 10/2018 - page 43

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anzueignen, ohne dafür ein komplettes
länger dauerndes Studium absolvieren
zu müssen“, heißt es auf der Website der
Leuphana Universität in Lüneburg. Die
Hochschulzertifikate richteten sich vor
allem an Berufstätige, die sich neben dem
Job neues Wissen aneignen und sich wei-
terbilden möchten. „Ein Zertifikat senkt
die Schwelle für die Aufnahme eines Wei-
terbildungsmasters“, sagt Elmar Schultz,
Weiterbildungsexperte bei der Hochschul-
rektorenkonferenz (HRK) in Bonn. Zerti-
fikatskurse machten auch Sinn, wenn sie
einem weiterbildenden Masterstudien-
gang der jeweiligen Hochschule vorgela-
gert sind. Dann könne der Kurs eine Art
Probezeit sein, bei der man testen könne,
wie gut die Unterlagen und die Betreu-
ung seien. Und wer weitermacht, dem
könnten die Inhalte angerechnet und die
Teilnahmeentgelte entsprechend gekürzt
werden.
„Die Idee entspricht dem Zeitgeist und
wird auch verstärkt genutzt“, sagt auch
Bernhard Kraus, Geschäftsführer Exe-
cutive Education an der TUM School of
Management in München. Man müsse
sich noch nicht festlegen und könne erst
einmal schauen, ob einem der Anbieter
und die Aufbereitung der Inhalte gefallen.
So kann man zum Beispiel auch beim
„Executive MBA in Business & IT“ an
der Business School modular einsteigen.
Man absolviert ein bis zwei Zertifikate
und macht dann weiter. Von den 35 Teil-
nehmern beginnt etwa ein Fünftel über
Zertifikate.
Zertifikate stellen
Hochschulen vor Probleme
Doch das Angebot von Zertifikaten stellt
Hochschulen vor Herausforderungen.
„Einerseits gehört die wissenschaftliche
Weiterbildung zur Aufgabe der Hoch-
schulen, andererseits soll sie sich aber
auch selbst finanzieren“, erklärt HRK-
Experte Schultz. Die zahlenden Teilneh-
mer wiederum wollten vor allem beruf-
lich weiterkommen und dafür nicht so
viel Zeit aufwenden. Das wiederum führt
manchmal zu fragwürdigen Lösungen,
zumal der Markt – im Gegensatz zu den
Studiengängen, die eine Akkreditierung
benötigen – nicht reguliert ist. Das betrifft
die Inhalte genauso wie die Dozenten
und die Art der Vermittlung.
Da werde leider vieles angeboten, wo
Zertifikat draufstehe, was aber eigent-
lich nur eine Teilnahmebescheinigung
sei, kritisiert TUM-Manager Kraus. Aber
bei einem unregulierten Markt liege es
nun mal auf der Hand, welche Anbieter
da stärker vertreten sind. „Es sollte eine
Weiterbildung auf wissenschaftlichem
Niveau sein“, betont Schultz. Das sei ja
schließlich das Alleinstellungsmerkmal
der Hochschulen gegenüber nichtaka-
demischen Anbietern. „Es sollte daher
eine enge Rückkoppelung zu Forschung
und Lehre geben und auch die Methodik
sollte wissenschaftlich sein“, betont der
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