wirtschaft und weiterbildung 10/2018 - page 51

wirtschaft + weiterbildung
10_2018
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Freudentänze.
Tanzeinlagen zu fetziger Popmusik sorgen an der richtigen
Stelle für die nötige Emotionalisierung der Teilnehmer.
Ruhe vor dem Auftritt.
Das TV-Team beobachtete Höller
auch hinter der Bühne und bei Meetings mit seinem Team.
auf. Es sei ein Denkfehler, ein Spitzen-
trainer sein zu wollen. Entscheidend sei,
dass man ein Spitzenverdiener ist. Also
brüllen die Teilnehmer: „Ich bin Spitzen-
verdiener.“
Höller hat wieder große Pläne. Er habe
schon einige Trainer ausgebildet, damit
die Jürgen Höller Akademie völlig unab-
hängig von ihm weiter erfolgreich sein
kann. Sein Cheftrainer Mike Dierssen sei
bereits auf seinem Level. Auch interna-
tional will er wachsen. Mithilfe von Li-
zenznehmern will er zunächst Osteuropa
erobern, dann die ganze Welt. Im Film
trifft er sich mit seinem potenziellen Part-
ner in der Slowakei. Der Hauptpunkt sei
es, dass sie keine Erfahrung mit dieser Art
von Verkaufsprozess hätten, erklärt ein
schüchtern wirkender Mann. „Ihr müsst
Geld machen. Das ist das Wichtigste“,
mahnt Höller. Wenn 500 Menschen zu
einem Power Day kommen, seien viel-
leicht 350 neu dabei (die anderen sind
offenbar Wiederholer). Mindestens 20 bis
25 Prozent der Teilnehmer müssten sich
dann für ein weiteres (und teureres) Se-
minar anmelden. Das sei das Minimum.
10.000 Menschen kamen in
die Olympiahalle
Etwa im letzten Drittel des Films steht
Höller in einem kargen Bürogebäude im
Gewerbegebiet von Schweinfurt vor sei-
nen Mitarbeitern. 2016 habe man seine
Ziele nicht erreicht, gesteht er. Aber 2017
werde alles besser. Auf den Whiteboards
an der Wand stehen zahlreiche Seminare,
wohl mit der maximalen in Klammern
und der erreichten Teilnehmerzahl: „Elite
Sales Boot Camp, 29.11. bis 1.12.2016
(850) 132.“ Offenbar gab es eine erheb-
liche Differenz zwischen Wunsch und
Wirklichkeit. Das ist auch bei anderen
Seminaren der Fall, wobei nicht klar ist,
wann der Film gedreht wurde. Auf der
Website gibt es die meisten dieser Se-
minare offenbar nicht mehr. Neben den
Power Days werden nur noch zwei Semi-
nare angeboten.
„Höhepunkt des Films ist zugleich auch
der Höhepunkt von Höllers bisheriger
Karriere: 10.000 Menschen jubeln ihm in
der Münchner Olympiahalle zu. 700 Euro
hat jeder von ihnen gezahlt, um dabei
zu sein“, heißt es in der Pressemeldung.
Diese Zahlen ungeprüft in den Doku-
mentarfilm zu übernehmen, zeugt von
großer Naivität. Denn schon früher hat
längst nicht jeder Teilnehmer den offizi-
ellen Preis auch wirklich bezahlen müs-
sen. Im Internet gibt es derzeit Tickets für
das Power Weekend im Dezember 2018 in
der Olympiahalle in München für 49 Euro
statt für 1.000 Euro.
Bärbel Schwertfeger
Fotos: NDR/Martin Rieck
Jürgen Höller.
Vor
jedem Auftritt werden
noch schnell ein paar
Wünsche zum Univer-
sum geschickt.
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