wirtschaft und weiterbildung 10/2018 - page 55

wirtschaft + weiterbildung
10_2018
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Den Ausstellern versprechen Sie, dass
nur Entscheider aus den Unternehmen
(oder Entscheidungsvorbereiter) an die
Messestände kommen. Wie organisieren
Sie das?
Petsch:
Jeder Besucher muss sich im Vor-
feld online registrieren und dabei seinen
Arbeitgeber und seine Funktion angeben.
Wir machen uns die Mühe, diese Infor-
mationen zu überprüfen – zum Beispiel
über die sozialen Medien. Erst wenn
diese Bedingungen erfüllt sind, ist ein Ti-
cketkauf möglich. Es ist wirklich so, dass
wir uns jeden Einzelnen anschauen, ob
er zu unserer Zielgruppe gehört und in
einem Unternehmen für HR, PE, OE oder
E-Learning zuständig ist. Kommen dürfen
natürlich auch die Leiter und Mitarbeiter
von Firmenakademien oder firmenin-
terne, fest angestellte Trainer und Coachs.
Wir haben nichts gegen freiberufliche
Trainer, aber in unser Konzept passen sie
allerdings nur als Aussteller. Trainer, Be-
rater und Coachs als Besucher haben lei-
der viel zu oft ihren Besucherstatus miss-
braucht, um mehr oder weniger plump
und aufdringlich bei den Ausstellern und
Unternehmensvertretern Akquise zu be-
treiben.
Je mehr Festival und attraktive Keynote
Speaker Sie bieten, desto mehr werden
die potenziellen Aussteller Angst haben,
dass kein Besucher mehr Zeit und Lust
hat, zu Einzelgesprächen an ihren Stand
zu kommen …
Petsch:
Wir erwarten für den Mai 2019,
dass die erste Ausgabe der „L&D pro“ aus
80 bis 100 Ausstellern besteht. Sie werden
mir zustimmen, dass bei uns jeder Aus-
steller unter diesen Bedingungen eine viel
größere Chance auf intensive Kontaktge-
spräche hat, als bei einer Messe, die 800
Aussteller beherbergt. Oder lassen Sie es
mich anders ausdrücken: Die erste Aus-
gabe unseres Expofestivals „Talent pro“
letztes Jahr in München (es ging im We-
sentlichen um Recruiting) war so über-
laufen, dass sich die Aussteller wünsch-
ten, sie hätten deutlich mehr Standperso-
nal mitgebracht. Unser Ziel für die „L&D
pro“ am 9. Mai liegt zwischen 800 und
1.000 Besuchern.
Aber was ist nun mit den vielen
Ablenkungen …
Petsch:
Wir sind ein Expofestival und
nehmen es ernst, dass das Wort aus zwei
Teilen besteht. Wir kümmern uns um
die Expo, also die Messe, genauso wie
um das Festival. Wir helfen zum Beispiel
den Ausstellern, sich gut zu präsentieren,
indem wir sie unter sechs hochwertigen
Standvarianten wählen lassen. Diese
Stände sorgen dafür, dass die Messe
durchgängig professionell wie aus einem
Guss aussieht.
So helfen wir zum Beispiel kleineren Trai-
ningsinstituten, die bislang noch keine
Erfahrungen mit dem Standbau haben.
Es gibt also einen gewissen Standard,
der aber von den einzelnen Ausstellern
optisch individualisiert werden kann. Da
wir ein trennscharfes Event haben wol-
len, beraten wir potenzielle Aussteller
auch, ob sie wirklich auf die „L&D pro“
passen. Dazu haben wir durch bewusste
Pausensetzung bei den Inhalten ein
Gleichgewicht zwischen Expo, Inhalten
und Festival geschaffen.
Welchen Erfolg garantieren Sie Ihren
Ausstellern?
Petsch:
Am Ende des Tages kann keine
Messe ihren Ausstellern einen Erfolg
garantieren. Wir bringen Angebot und
Nachfrage zusammen, aber verkaufen
müssen sich die Aussteller selbst. Aller-
dings können wir Hilfestellungen bieten.
Ein Weg zum Kunden ist der von uns
konzipierte professionelle Standauftritt.
Außerdem haben wir ein Format ent-
wickelt, wie Aussteller mit Besuchern
ins Gespräch kommen können. Es heißt
„Meetup“ und geht so: Der Anbieter
bringt einen spannenden Kunden mit an
den Stand und ist mit diesem zusammen
Gastgeber. Der Kunde soll keinen Vortrag
abhalten, sondern gibt eine Einführung
und berichtet über seine Erfahrungen und
Learnings. Es geht um den Austausch mit
den interessierten Fachbesuchern auf Au-
genhöhe. Diese können hier Fragen stel-
len und aus erster Hand einen Eindruck
bekommen. Die „Meetups“ sind Teil des
Expofestival-Programms. So werden die
Besucher vorab sehen, mit wem sie sich
zu welchem Thema austauschen können.
Sie haben aber auch große Vortrags-
bühnen, auf denen die Keynote Speaker
ihre Show zeigen können?
Petsch:
Wir haben zwei große Bühnen –
sogenannte „Content Stages“. Dort treten
die von der Messe ausgewählten Keynote
Speaker auf und alten Vorträge zu aktu-
ellen Themen der Personalentwicklung.
Entweder regen diese Profis zum Nach-
denken an oder sie geben konkrete Tipps,
wie etwas in der Praxis umzusetzen ist.
Wir waren lange Jahre Mitveranstalter
des „Leonardo European Corporate Lear-
ning Award“, mit dem Personen geehrt
wurden, die Leuchtturmprojekte für die
Bildung in Europa initiiert und realisiert
haben. Die internationalen Netzwerke,
mit denen wir seitdem im Austausch ste-
hen und zu denen ich gehöre, machen es
uns leicht, namhafte Redner mit aktuellen
Themen für die „L&D pro“ zu finden. Ich
kann zwar noch keine Namen nennen,
aber immerhin verraten, dass das Thema
„Aufbau von Hochleistungsteams“ ge-
nauso vertreten sein wird wie die „Inte-
gration von Flüchtlingen in den Arbeits-
markt“.
Wie sehr orientieren Sie sich bei der
Konzeption eines neuen Expofestivals an
Vorbildern aus den USA – zum Beispiel
dem legendären Festival „South by South
West“ (SXSW) in Austin, Texas?
Petsch:
Mir gefällt, dass sich Aussteller
und Besucher bei der „South by South
West“ sehr kollegial auf Augenhöhe be-
gegnen. Die SXSW ist aber ein unglaub-
licher Gemischtwarenladen und in dieser
Hinsicht kein Vorbild für uns. Die Spe-
zialisierung auf das Thema „Learning &
Development“ ist für uns ein ganz ent-
scheidender Erfolgsfaktor. Und wir wür-
den auch nicht so ungebremst auf die
Spaßkarte setzen, sondern wollen inspi-
rieren und dabei das Business nicht aus
den Augen verlieren.
Interview: Martin Pichler
„Wir helfen unseren Ausstellern, sich gut zu präsentie-
ren und bieten individualisierbare Standvarianten.“
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