wirtschaft und weiterbildung 2/2018 - page 20

titelthema
20
wirtschaft + weiterbildung
02_2018
04.
Wann ist die Situation so uner-
träglich geworden, dass ich
anfange, richtig
wütend zu sein?
05.
Welche
soziale Unterstützung
kann ich nutzen? Wen um Hilfe
oder um Feedback bitten?
06.
Was würden fremde Menschen
tun, die
ganz anders sind,
als
ich es bin?
R
cherer zu werden im Umgang mit sich
ändernden Verhältnissen.
Im Verlauf seiner gesamten Forscherkarri-
ere – er erhielt 2011 den Deutschen Wei-
terbildungspreis für seine Transferstärke-
Methode – hat sich Koch mit den Gesetz-
mäßigkeiten befasst, die zu beobachten
sind, wenn Menschen sich an eine sich
verändernde Umwelt anpassen müssen.
Dieses Wissen und die daraus abzulei-
tenden Verhaltensvorschläge will er jetzt
mit seinem neuen Buch an Deutschlands
Angestellte weitergeben. Er hat kein Buch
für Personal- oder Organisationsent-
wickler geschrieben und nur am Rande
werden auch die Chefs angesprochen.
Koch deckt kenntnisreich in erster Linie
die psychologischen Mechanismen der
Change-Prozesse auf, die für die Indivi-
duen relevant sind. Letztlich plädiert er
leidenschaftlich dafür, dass jeder Berufs-
tätige selbst darauf achtet, dass es für ihn
eine gesunde Balance zwischen Stabilität
und Veränderung gibt.
Bevor der Autor zum Thema „Balance“
vordringt, gibt er den Opfern des Change-
Wahns aber erst einmal ausführlich eine
Stimme. Da Koch im Laufe seines (Trai-
ner-)Lebens unter anderem auch eine
NLP-Ausbildung absolviert hat, weiß er
natürlich, wie wichtig es ist, eine Brücke
zum Leser zu schlagen, bevor man ihn
mit Botschaften und Ratschlägen kon-
frontiert.
Viele realistische, gut erzählte
Beispiele aus der Change-Hölle
Der Autor versteht es sehr gut, dem Leser
zu zeigen, dass er die „wahren“ Probleme
im Zusammenhang mit den betrieblichen
Change-Prozessen versteht und präzise
nachfühlen kann. Fast die Hälfte des
Buchs besteht aus realistisch und leicht
verständlich geschilderten Fallbeispielen,
die Koch von anonymisierten Gesprächs-
partnern erzählt bekommen hat und die
er ausgesprochen spannend nacherzählt.
„Change mich am Arsch“, sagt ein fik-
tiver Mitarbeiter am Ende des Buchs,
um das sich dieser Artikel dreht, zu
seinem Chef und kündigt. Dass dieses
derbe Zitat auch gleich noch zum Buch-
titel avancierte, hat dem Autor die Kritik
eingebracht, er würde im Windschatten
der Manager-Bashing-Literatur wohl auf
hohe Verkaufszahlen hoffen. „Der Titel
entspricht einfach der Stimmung unter
den Berufstätigen“, kontert dieser, der
in den letzten Jahren Hunderte ausführ-
licher Gespräche mit den „Opfern“ von
betrieblichen Change-Prozessen geführt
haben will.
Es hilft, die Gesetzmäßigkeiten
des Veränderns zu kennen
Der Autor des Buchs „Change mich am
Arsch“ ist kein Geringerer als Dr. Axel
Koch, Diplom-Psychologe und Professor
für Training und Coaching an der Hoch-
schule für angewandtes Management
(HAM) in Ismaning bei München. Koch
ist der Mann, der vor zehn Jahren den
provokativen Wirtschaftsbestseller „Die
Weiterbildungslüge“ veröffentlicht hat
(siehe Seite 22). Obwohl Koch auch heute
noch die Kunst beherrscht, mit einem
Buchtitel richtig auf die Pauke zu hauen,
wird bei der Lektüre seines neuen Buchs
doch recht schnell klar, dass er Leser
weder aufhetzen noch in die Kündigung
treiben will.
Den Job hinzuschmeißen, weil man mit
der Situation nach einem Change nicht
klarkommt, ist für Koch die allerletzte
Maßnahme. Er weiß genau, dass beim
nächsten Arbeitgeber früher oder spä-
ter auch wieder ein Change-Programm
durchgezogen werden wird, sodass es
für den Einzelnen besser ist, immer si-
Prof. Dr. Axel Koch.
Bei seinen Vorträgen hat er ein Gehirn dabei, weil so die
„unbewussten Prozesse im Oberstübchen“ gut erklärt werden können.
Foto: HAM
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