wirtschaft und weiterbildung 2/2018 - page 15

wirtschaft + weiterbildung
02_2018
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Sie sind Seriengründer und haben acht Start-ups gegründet.
Kann man Entrepreneurship lernen?
Blank:
In vielen Entrepreneurship-Kursen geht es vor allem
darum, einen guten Businessplan zu schreiben. Doch dahinter
steckt ein Denkfehler. Es wird davon ausgegangen, dass ein
Start-up eine kleine Version eines großen Unternehmens sei.
Aber das ist falsch. Große Unternehmen kennen ihr Geschäfts-
modell und setzen es um. Start-ups suchen noch nach einem
Geschäftsmodell. Deshalb habe ich den Lean-Launch-Pad-Kurs
gestartet.
Was machen Sie da?
Blank:
Die Studenten müssen ihre Produktidee zehn bis 15
potenziellen Kunden vorstellen und dann ihre Ideen dem Feed-
back der Kunden optimal anpassen. Das wiederholt sich zehn
Mal in zehn Wochen. Dabei werden die Studenten von Men-
toren begleitet. Dann präsentiert das Team, was die Überle-
gungen am Anfang waren, was sie von den Kunden hörten und
was sie daraufhin geändert haben. Das ist harte Praxis, über
die viele Business Schools anfangs die Nase rümpften.
Warum?
Blank:
Weil Entrepreneurship für sie eher eine theoretische
Sache war. Natürlich kann man auch Theorie dazu vermitteln,
aber das Wesentliche ist die praktische Anwendung. Heute bie-
ten mehr als hundert Hochschulen solche Kurse an. Und im
Jahr 2011 bekam ich einen Anruf von der National Science
Foundation, die den Lean-Launch-Pad-Kurs jetzt für ihre Inno-
vation Corps nützt. Dort trainieren die besten Wissenschaftler
des Landes, wie sie ihre Ideen aus den Uni-Laboren erfolgreich
auf den Markt bringen. Inzwischen gibt es „How to Build a
Start-up” auch als Online-Kurs.
Das klingt so, als ob jeder ein Entrepreneur sein kann.
Blank:
Nein, das wäre ein Desaster, so etwas zu behaupten.
Echte Unternehmer sind Künstler. Für sie ist das nicht ein Job,
sondern eine Berufung oder fast schon so etwas wie eine Re-
ligion. Leute wie Steve Jobs, Jeff Bezos oder Elon Musk sind
Künstler und Visionäre. Als ich meine Start-ups gegründet
habe, wollte ich nicht etwa Geld verdienen, sondern es war
einfach das Aufregendste, was ich tun konnte. Ich fand es dann
toll, dass ich dafür auch noch bezahlt wurde.
Solche Menschen sind aber rar. Sind die Ansprüche mancher
Unternehmen, möglichst viele Mitarbeiter zu Entrepreneuren
zu machen, da nicht illusorisch?
Blank:
Es wäre Unsinn zu glauben, dass jeder Mitarbeiter im
Unternehmen das nächste große Ding erfindet. Das können
vielleicht maximal zwei Prozent der Mitarbeiter. Aber es ist
wichtig, dass wir alle lernen, Innovation wie eine Kunst zu
schätzen.
Interview: Bärbel Schwertfeger
Buchtipp.
Mit dem „Handbuch für Start-
ups“ wurde Steve Blank im Jahr 2014 auch
in Deutschland zu einer Leitfigur der
Existenzgründerszene.
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