Wirtschaft und Weiterbildung 10/2016 - page 40

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
10_2016
triebswirtschaft, Wirtschaftspsychologie
und Arbeitsrecht, aber auch Rahmenbe-
dingungen des Personalmanagements,
Personalbeschaffung und Motivations-
und Anreizsysteme.
Göttingen: Psychologie für
Nicht-Psychologen
Mit Psychologie in der Wirtschaft be-
schäftigt sich ein neuer Studiengang an
der PFH Private Hochschule Göttingen.
Dort startete im vergangenen Jahr erst-
mals der Master of Arts „Angewandte
Psychologie für die Wirtschaft“ für Aka-
demiker ohne psychologische Vorkennt-
nisse. Ziel des Fernstudiums ist es, den
Teilnehmern auf der Grundlage von psy-
chologischen, betriebswirtschaftlichen
und wirtschaftspsychologischen Inhalten
ein praxisorientiertes Handwerkszeug für
ihren Job zu geben. Der Weiterbildungs-
Master richtet sich in erster Linie an
Nicht-(Wirtschafts-)Psychologen. Voraus-
setzung ist ein erster Hochschulabschluss
in einem beliebigen Studienfach sowie
eine mindestens einjährige Berufspraxis.
Das Fernstudium dauert drei Semester.
Präsenzphasen gibt es in Göttingen, Ber-
lin, Ratingen/Düsseldorf, Regensburg
und Stade.
„Das ist so etwas wie ein MBA in Psycho-
logie“, erklärt Professor Frank Albe, Prä-
sident der PFH. So wie der MBA (Master
of Business Administration) Teilnehmern
ohne wirtschaftswissenschaftliches Erst-
studium die wichtigsten Kenntnisse in
Betriebswirtschaft vermittle, so solle der
Master Nicht-Psychologen die wichtigs-
ten psychologischen Inhalte vermitteln.
Es gehe daher nicht darum, ein kom-
plettes Bachelor-Studium in Psychologie
nachzuholen, sondern um die Anwen-
dung wichtiger psychologischer Erkennt-
nisse und Methoden. Schließlich lerne
man auch beim MBA Buchhaltung nicht
von der Pike auf.
Gespräche mit Unternehmen hätten
gezeigt, dass vielen Mitarbeitern wirt-
schaftspsychologische Kompetenzen feh-
len, so Professor Albe. Zielgruppe für den
Masterstudiengang sind daher vor allem
Mitarbeiter im Personalbereich. „Perso-
nalchefs sehen darin so etwas wie ein Up-
grade für Personaler“, sagt der Professor.
So könnten die Masterabsolventen zum
Beispiel auch gegenüber externen Bera-
tern mit mehr Selbstbewusstsein auftre-
ten und die richtigen Fragen stellen. Und
zudem sei es für den Mitarbeiter attrakti-
ver, dabei einen Masterabschluss zu er-
werben und nicht nur einzelne Seminare
zu besuchen. „Das ist ein Weiterbildungs-
master für Teilnehmer, die typischer-
weise keine psychologische Vorbildung
haben“, betont auch Stephan Weibelzahl,
Professor für Wirtschaftspsychologie an
der PFH. Sie glauben, dass Psychologie-
Kenntnisse ihnen im Job nützlich sein
könnten und möchten einen Überblick
über die wichtigsten psychologischen
Themen im HR-Bereich bekommen. Das
Studium sei weniger wissenschaftlich als
ein klassisches Psychologiestudium auf-
gestellt. So werde zwar Methodenwissen
vermittelt, aber zum Beispiel keine fort-
geschrittenen statistischen Verfahren.
Schwerpunkt sei die Organisationsdiag-
nostik und der Personalbereich mit Mo-
dulen zur Personalauswahl und Führung,
aber auch zu Markt- und Werbepsycho-
logie.
Zur Auswahl stehen Betriebliches Ge-
sundheitsmanagement, Personalauswahl
und -beurteilung, Konfliktmanagement,
Führung, Instrumente der Personalent-
wicklung sowie Mitarbeiterbindung und
Rekrutierung von Mitarbeitern. Beim
Schwerpunkt Personalauswahl beschäf-
tigen sich die Teilnehmer mit Persön-
lichkeitstests und lernen die wesentli-
chen Elemente des Assessment Centers
und der Leistungsbeurteilung kennen.
Beim Schwerpunkt Führung lernen sie
die wesentlichen Faktoren motivieren-
der Mitarbeiterführung kennen, erlernen
die grundlegenden Techniken zur Füh-
rung mit Zielvereinbarung und erwerben
wichtige Kenntnisse über die Besonder-
heiten von Auslandsentsendungen von
Mitarbeitern. Beim Fokus Rekrutierung
geht es nicht nur um aktuelle Trends in
der internationalen Personalauswahl,
sondern auch um wichtige Faktoren des
Personalmarketings. Bei der Mitarbeiter-
bindung geht es neben dem psychologi-
schen Vertrag auch um Kriterien für das
Commitment und die Identifikation der
Mitarbeiter mit Organisationen.
Hilfreich für Personaler dürfte auch das
Thema Konfliktmanagement sein, bei
dem die Teilnehmer theoretische und
anwendungsbezogene Kenntnisse zu
den beiden gegensätzlichen Aspekten
Konflikt und Kooperation erwerben und
lernen, wie sie unternehmensschädigen-
des Verhalten erkennen und verhindern
und welche Lösungsstrategien es gibt.
Zu den Inhalten gehört auch die Wirt-
schaftsmediation in ihren verschiedenen
Phasen als wichtiges Personalinstrument.
„Natürlich sind das danach keine Psycho-
logen oder Wirtschaftspsychologen“, er-
klärt Professor Weibelzahl. Nicht zuletzt
um Verwechslungen zu vermeiden, habe
man den etwas sperrigen Mastertitel „An-
gewandte Psychologie für die Wirtschaft“
gewählt. Im ersten Durchgang starteten
18 Teilnehmer. Inzwischen sind 50 Mas-
terstudenten eingeschrieben.
Berlin: Unternehmerisches
Mindset entwickeln
Mit dem aktuellen Thema der digitalen
Transformation beschäftigt sich der neue
Studiengang „Executive Master in Digital
Innovation and Entrepreneurial Leader-
ship“, den die Berliner Business School
ESCP Europe seit April 2016 anbietet. Das
Programm richtet sich an Projekt- und
Innovationsverantwortliche von kleinen
und großen Unternehmen sowie Gründer.
Ziel ist es, die konzeptionellen und unter-
nehmerischen Fähigkeiten der Teilnehmer
zu stärken und neue Geschäftsmöglich-
keiten insbesondere im Kontext der di-
gitalen Transformation zu identifizieren
und umzusetzen. „Jeder spricht über das
Thema, aber es gibt relativ wenige Mit-
arbeiter, die digitale Transformationspro-
zesse in großen Unternehmen gestalten
können“, sagt Sven Scheid, Programm-
manager des neuen Studiengangs. Das
hätten auch HR-Abteilungen in Vorge-
sprächen bestätigt. Der neue Studiengang
sei eine Verbindung von technischem Ver-
ständnis und Management-Know-how.
„Als Business School bringen wir den
Teilnehmern nicht bei, wie man eine App
programmiert, aber welche Auswirkun-
gen die Digitalisierung auf den Geschäfts-
prozess hat“, so Scheid. Gerade für Mit-
arbeiter aus Konzernen sei das Studium
geeignet, um ein „unternehmerisches
Mindset“ zu entwickeln.
Die ESCP Europe mit Standorten in Ber-
lin, London, Madrid, Paris, Turin und
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