R
wirtschaft + weiterbildung
10_2016
35
durch Entspannung in
die Ergebnissicherung
durch Klarheit in
die Informations-
sammlung
durch Wirksamkeit in
die Lösungsentwicklung
durch Zufrieden-
heit in die
Umsetzung
Einsichtsbarriere
Handlungsbarriere
Stärkungsbarriere
Abschlussbarriere
Quelle: Comteam Group
wenn man richtig mit ihr umgeht. Dahin-
ter liegt ein Weg mit neuen Perspektiven.
Die Quellen von Barrieren sind vielfältig.
Auslöser können der Coachee und sein
Thema sein. Aber auch der Coach kann
durch sein Vorgehen Widerstand beim
Coachee auslösen. Daher sollte ein Coach
stets die Frage dabei haben: „Was habe
ich (möglicherweise) durch mein Verhal-
ten zur Barriere beigetragen?“ Wichtig ist,
dass der Coach seine eigenen Barrieren
kennt und bewusst mit ihnen umgehen
kann.
Wie kann der Coach Barrieren
erkennen?
Barrieren zeigen sich im Coaching in
unterschiedlicher Form. Die Symptome
können sich verbal oder nonverbal, aktiv
durch Angriff oder passiv durch Flucht
oder Erstarren äußern. Hinweise auf eine
Abwehrhaltung sind, wenn der Coachee
zu spät kommt, Sitzungen verschiebt
oder es vermeidet, sich mit einem Thema
intensiv auseinanderzusetzen und statt-
dessen neue Nebenthemen anschneidet.
Polemisieren, Sarkasmus oder offene Ag-
gression sind weitere Indizien. In diesen
Situationen kann der Coach mit den rich-
tigen Methoden intervenieren.
Als grundsätzliche Arbeitshaltung gilt für
den Coach, Widerstand als legitim zu be-
greifen – das heißt, die Barriere zu res-
pektieren und mit ihr zu arbeiten. Barrie-
ren treten niemals grundlos auf, sie haben
einen Nutzen für den Betreffenden: Sie
sind Schutz, Unterstützer, Wächter und
Regler. Sie schützen vor Verletzung,
Verlust oder Versagen. Sie regulieren
das für die Person verträgliche Verände-
rungstempo, prüfen, ob die Veränderung
zu ihr passt und sorgen so für Authentizi-
tät. Wegen ihrer guten Funktion werden
Barrieren nicht gerne und nicht so schnell
aufgegeben. Gleichzeitig liegt hinter der
Barriere meist ein Wunsch, eine Sehn-
sucht oder ein Bedürfnis. Und hier findet
sich der Schlüssel zur Öffnung: Wenn der
Coach mit der Barriere kooperiert und
sich mit ihrer guten Funktion verbündet.
Der Wunsch, die Sehnsucht oder das Be-
dürfnis muss für die gemeinsame Arbeit
genutzt werden. Hilfreich ist, sich die
neue Wirklichkeit vorzustellen und Be-
denken anzusprechen: „Was könnte im
schlimmsten Fall passieren?“ Dies ist ein
erster Schritt zur Öffnung der Schranke.
Vier Arten von Barrieren im
Coaching
Die Frage, wie man Barrieren erkennen
und mit ihnen umgehen kann, behandeln
wir in der Business-Coaching-Ausbildung
von Comteam mit dem Modell „Barrieren
im Coachingprozess“ (siehe Grafik). Wir
unterscheiden vier Arten von Barrieren:
Barriere 1:
Einsichts-Barriere
An der Einsichts-Barriere steckt jemand
fest, der Klarheit vermeidet, sich nicht
mit einem Thema auseinandersetzen
möchte und ausweicht. Probleme wer-
den genannt, aber keine Ideen, wie man
zu Lösungen kommt. Dahinter steckt die
Angst, sich festlegen zu müssen. Hier gilt
es für den Coach, mit dem Coachee in
Kontakt zu gehen: Auf inhaltlicher Ebene
sollten konkret die Themen und Fragen,
auf emotionaler Ebene die Ängste und
Unsicherheiten angesprochen werden.
Durch gezieltes Nachfragen kann der
Coach die Situation konkretisieren. Ziel
ist es, für Klarheit zu sorgen und Wege zu
erschließen.
Barriere 2:
Handlungs-Barriere
An der Handlungs-Barriere verhindert
Überverantwortung effektives Handeln.
Wer hier festhängt, bevorzugt meist Rou-
tine und schaltet Unberechenbares aus.
Aus Angst, andere zu enttäuschen, fällt
es schwer, „nein“ zu sagen, sodass ei-
gene Bedürfnisse unterdrückt werden.
Indizien für diese Barriere sind Verzögern
und Aushalten, mehrfach das gleiche Ge-
spräch zu führen, ohne Verbindlichkeit
zu schaffen.
Bei der Arbeit an dieser Barriere ermutigt
der Coach den Coachee, zunächst klei-
nere Entscheidungen zu treffen und er-
möglicht, „nein“ zu sagen. Anfangs kann
auf risikoärmeren Testfeldern außerhalb
des beruflichen Umfelds geübt werden.
Wichtig ist, dass sich der Coachee mit
den eigenen Bedürfnissen und dem Ge-
fühl der Überverantwortlichkeit ausein-
andersetzt.
Barriere 3:
Stärkungs-Barriere
Die Stärkungs-Barriere verhindert, Er-
reichtes anerkennen und Leistung würdi-
gen zu können. Sie zeigt sich, indem jeg-
liche Art von Stärkung und Unterstützung
– auch die des Coachs – aus Gewohnheit
abgewehrt wird. Folge ist eine zweifleri-
sche Haltung allem und jedem gegenüber.
Hinter der Barriere verbirgt sich die Angst
zu unterliegen, Grenzen akzeptieren und
sich und anderen Fehler eingestehen zu
müssen.
Damit sich die Barriere öffnen kann,
müssen Coach und Coachee einen Weg
Barrieren im Coachingprozess
Modell.
In der Business-Coaching-Ausbildung bei Comteam werden
vier Arten von Barrieren unterschieden: die Einsichts-, Handlungs-,
Stärkungs- und Abschlussbarriere. Die Grafik zeigt, mit welchen
Maßnahmen Coachs den verschiedenen Barrieren begegnen können.