Wirtschaft und Weiterbildung 10/2016 - page 46

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
10_2016
Trainer oder Coach eine attraktive Inter-
netadresse hat.
Der lange Weg zum
eigenen Buch
Wenn Trainer sich für ein eigenes Buch,
die „Königsdisziplin des Selbstmarke-
tings“, entscheiden, brauchen sie vor
allem einen langen Atem und eine Menge
Ressourcen – in der Form ihres ganz ei-
genen Fachwissens und zusätzlich ent-
weder in der Form von Zeit und/oder in
der Form von Geld für externe Dienst-
leister, die ihnen Arbeit abnehmen und
sie punktuell mit spezieller Expertise un-
terstützen. Denn mit Schreiben allein ist
es nicht getan, sondern ein Buchprojekt
lebt neben konzertierter Aktion vor allem
auch erst einmal von einer gut ausgear-
beiteten Strategie.
Die maximale Wirkung lässt sich nämlich
nur erzielen, wenn das Ziel des Buchs,
also seine Rolle innerhalb des gesam-
ten Trainermarketings, klar definiert ist
und es an alle anderen Maßnahmen an-
schließt und diese später mit Inhalten
(etwa für den Newsletter oder den Blog)
oder mit Anlässen (etwa einer Buchparty
zur Veröffentlichung mit Presseeinla-
dung) „füttert“.
Ben Schulz, CEO der Agentur Werdewelt,
bringt es auf den Punkt: „Ein Buch eines
Trainers oder Beraters, das die Dienstleis-
terexpertise untermauert, muss auf die
gesamte Businessstrategie einzahlen und
die Positionierung flankieren. Nur dann
kann der Autorenstatus sich auch positiv
auf die Sichtbarkeit und die Reputation
der Personenmarke auswirken.“ Darüber
hinaus ist klar, dass bei aller Selbstdar-
stellung der eigenen Expertise der Le-
sernutzen im Vordergrund stehen muss.
Um interessant daherzukommen und die
Leser abzuholen, ist es nötig, eine ganz
eigene Themennische zu finden. Eine
Konkurrenzanalyse, die darstellt, welche
anderen Werke in dem gewählten The-
menfeld am Start sind und wie sich das
In jeder Train-the-Trainer-Ausbildung
wird dem Nachwuchs eingetrichtert, dass
man Experte auf einem Spezialgebiet sein
müsse und diese Expertenposition nur
durch ein eigenes Fachbuch untermau-
ert werden könne. Ein Buch gilt als „das“
Marketinginstrument, mit dem man
seine Glaubwürdigkeit verstärken könne.
Immer wieder lassen sich auch andere
Stimmen vernehmen, die sagen, ein Buch
transportiere die Expertise glatt an der
Zielgruppe vorbei, weil schließlich kein
Personalentwickler oder Geschäftsfüh-
rer die Zeit habe, auch nur ein einziges
Fachbuch aus der Weiterbildungsszene
zu lesen.
Buchexpertin Dr. Sonja Ulrike Klug hält
dagegen: „Bücher sind für Trainer her-
vorragende Marketinginstrumente. Laut
einer wissenschaftlichen Studie der Uni-
versität Marburg steigern eigene Bücher
die Auftragszahlen von Coachs, Trainern
und Beratern im Durchschnitt um 86
Prozent.“ Die Zahl ist ein „Abfallpro-
dukt“ der ersten Coaching-Studie der
Philipps-Universität Marburg. Nach Ver-
öffentlichung eines eigenen Buchs (der
Zeitraum der Erfolgsmessung wird nicht
genau angegeben) seien die Auftragszah-
len um 25 bis 300 Prozent gestiegen – im
Durchschnitt also um besagte 86 Prozent.
Fachartikel zu schreiben, brachte immer-
hin noch eine Zunahme der Aufträge um
durchschnittlich 66 Prozent.
Mit Büchern lässt sich die eigene Dienst-
leistung offenbar am leichtesten verkau-
fen. Die eigene Homepage kann in die-
sem Zusammenhang nicht mithalten,
weil die potenziellen Kunden es offenbar
für selbstverständlich halten, dass ein
Das eigene Buch: Nur ein
überflüssiges Statussymbol?
TRAIN-THE-TRAINER.
Kaum zu glauben: In diesem Sommer veranstaltete Marketing-
Tausendsassa Hermann Scherer in der Frankfurter Goethe-Universität einen gut
besuchten, neuartigen „Autorentag“, um Trainern das Bücherschreiben beizubringen und
sie mit Vertretern von Fachverlagen bekannt zu machen. Autor zu werden, ist offenbar ein
brennender Wunsch von Trainern. Wir fassen die Pro- und Kontra-Argumente zusammen.
Foto: pio3 / Shutterstock.com
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