menschen
16
wirtschaft + weiterbildung
04_2015
INTERVIEW.
Slatco Sterzenbach war Extremsportler und
zum Beispiel 17-facher Ironman Finisher. Inzwischen
hat der Diplom-Sportwissenschaftler eine Karriere als
Motivations- und Gesundheitsexperte eingeschlagen. Auf
der Corporate Health Convention in Stuttgart wird er am
Dienstag, 19. Mai, den Keynote-Vortrag „Der perfekte
Tag im Unternehmen – Energiemanagement 10.0“ ab
13.45 Uhr im Forum C halten.
In den Medien war kürzlich zu lesen, dass immer mehr
Manager schon um vier oder fünf Uhr aufstehen – etwa um
E-Mails zu checken, Zeitung zu lesen oder joggen zu gehen.
Ist das aus Ihrer Sicht gut und gesund?
Slatco Sterzenbach:
Das kommt ganz darauf an, wann sie
schlafen gegangen sind. Meine Erfahrung ist, dass viele Füh-
rungskräfte nicht entsprechend früh zu Bett gehen, also weni-
ger als sechs Stunden schlafen. In dieser kurzen Zeit können
aber nur die wenigsten sehr gut regenerieren. Im Normalfall
kommt das ganze Hormonsystem durcheinander, Stresshor-
mone werden vermehrt ausgeschüttet und es kann zu Folge-
erscheinungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.
Das merken wir nicht heute, sondern meist erst, wenn es zu
spät ist. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Menschen,
die weniger als sechs Stunden schlafen – also chronisch – im
Durchschnitt drei Jahre früher sterben. Das ist dann nicht wirk-
lich eine Zeitersparnis.
Und das bedeutet, sechs Stunden Schlaf sind also definitiv
das Minimum?
Sterzenbach:
Das ist das Minimum, siebeneinhalb Stunden
wären optimal. Wenn Menschen ohne Wecker aufwachen,
sind sie sogar eher bei neun Stunden. Aber das ist typbedingt,
auch eine Frage der Gewohnheit und abhängig davon, wie viel
Stress jemand am Tag hat. Kompensiert werden kann es viel-
leicht durch ein oder zwei Power-Naps. Ich bin ja auch viel
unterwegs. Was machen Manager im Flieger? Schlafen.
Sind Frühaufsteher leistungsfähiger, wie einige Studien
nahelegen?
Sterzenbach:
Das hängt davon ab, in welchem gesellschaft-
lichen Kontext ich mich bewege. Wenn ich um sieben oder
acht Uhr im Büro sein muss, ist es natürlich sinnvoll, mich
dahin zu konditionieren. Wenn ich aber ein kreativer Künstler
bin und feststelle, dass ich am Abend mehr Ideen habe, ist es
okay, wenn ich länger schlafe. Es geht ja um die Schlafmenge.
Untersuchungen zum Biorhythmus legen allerdings nahe, vor
Mitternacht ins Bett zu gehen. Das ist der einzige Parameter,
den man noch hinzuziehen kann.
Ist es vielleicht ihre Fähigkeit zur Selbstdisziplin, die
Frühaufsteher erfolgreicher erscheinen lässt?
Sterzenbach:
Ich denke Disziplin und Rituale sind sicherlich
ein entscheidender Faktor für Erfolg. Die Frage ist immer, was
Erfolg für mich bedeutet, was ist für mich sinnerfüllt? Ich kann
sehr diszipliniert sein, aber wenn ich dem, was ich tagtäglich
tue, keinen Sinn abgewinne, dann kostet es mich trotzdem
viel Energie. Auch ein Hamsterrad sieht ja von innen aus wie
eine Karriereleiter, die nach oben führt. Da darf ich ruhig mal
raustreten und schauen, ist das wirklich die Richtung, die ich
einschlagen möchte in meinem Leben?
Auf der einen Seite kritisieren Sie die Arbeitswut und
Selbstausbeutung deutscher Manager, auf der anderen Seite
haben Sie sich als Extremsportler auch nicht geschont …
Fotos: www.lebenskraft.com
„Der perfekte Tag
im Unternehmen“
Keynote-Speaker.
Der ehemalige
Extremsportler ist heute als
Speaker gefragt zu Themen wie
„Der perfekte Tag“ oder „Burn-out
– vom Funken bis zur Glut.“