wirtschaft und weiterbildung 06/2015 - page 16

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wirtschaft + weiterbildung
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Senat), führte sie aus ihrer Komfortzone heraus und brachte sie
dazu, mit anderen Menschen in einen Wettbewerb zu treten.
Alle, die ebenfalls ständig mehr lernen wollen oder müssen,
können nach Aussagen von Shambaugh an Hillary Clinton Fol-
gendes beobachten:
1. Die Selbsterkenntnis sollte zunehmen. Für jeden, der voran-
kommen will, ist es sehr wichtig, selbstbeschränkende Annah-
men und Verhaltensweisen zu identifizieren, die einen davon
abhalten, seine Ziele zu erreichen. Die selbstgemachten Hin-
dernisse zu erkennen, ist eine wesentliche Voraussetzung, um
immer erfolgreicher zu werden. Dabei hilft Selbsterkenntnis.
Um zu wachsen, braucht man regelmäßiges Feedback über
seine Leistungen und seine Wirkung auf andere. Wie wird
meine Arbeit beurteilt? Welche Ergebnisse erreiche ich? Was
sind meine Stärken und Schwächen? Was sind meine blinden
Flecken? Wie stifte ich welchen Nutzen? Wie werde ich von
anderen wahrgenommen?
2. Es gilt, die Komfortzone zu verlassen. Es ist wichtig, immer
wieder kalkulierbare Risiken einzugehen. Sowohl für Hillary
als auch für alle Berufstätigen sind viele Herausforderungen
zuerst einmal etwas Abschreckendes. Aber die Sichtweise ver-
ändert sich, wenn man immer mal wieder mit kleinen Schrit-
ten Neuland betritt. Coaching kann dabei helfen. Mit jedem
Schritt, den man aus der Komfortzone heraus tut, sollte man
sich fragen: „Was habe ich daraus gelernt? Was habe ich gut
gemacht und was hätte ich anders machen sollen? Was kann
ich jetzt tun, um Gefühle von Entmutigung nicht aufkommen
zu lassen?“
3. Hausaufgaben müssen erledigt werden. Gut vorbereitet zu
sein, hilft nicht nur, bessere Resultate zu bekommen, sondern
sorgt auch für mehr Selbstvertrauen. Hillary Clinton nahm sich
immer sehr viel Zeit, sich in neue Themen einzuarbeiten und
mit den jeweils Betroffenen persönlich zu reden („Listening
Tours“). Sie lernte so nicht nur, die richtigen Fragen zu stellen,
sondern auch möglichst rasch andere Menschen dazu zu brin-
gen, sich ihr zu öffnen. Wenn sich Clinton in ein neues Gebiet
einarbeitete, fragte sie sich immer: „Wie sehen die großen Zu-
sammenhänge aus? Was sind Fakten und was nur Annahmen?
Wer sind die Schlüsselfiguren und was wollen sie? Wer trifft
die Entscheidungen? Wer ist betroffen und welche Reaktionen
sind zu erwarten? Welche Ergebnisse strebe ich selbst an? Wie
sieht ein möglicher Prozess aus, um diese Ergebnisse zu erzie-
len? Was sind potenzielle Konsequenzen? Was kann schiefge-
hen? Wie lautet meine Exit-Strategie?“ Ihre Hausaufgaben zu
machen, ist auch heute noch ein wichtiger Teil von Clintons
Lernanstrengungen.
4. Von anderen Lernen. Clinton lernte auch viel, inden sie an-
dere Menschen bei der Arbeit beobachtete, sich dafür interes-
sierte, welche Informationen sie aus welchen Quellen bezogen
und welche Netzwerke sie nutzten. Seit frühester Jugend hatte
die Präsidentschaftskandidatin auch persönliche Mentoren aus
Kirche und Partei, die sie um Rat fragen konnte.
Authentizität als solide Basis für Hillarys
„Personal Brand“
„Über die Jahrzehnte hat die Öffentlichkeit unzählige Hillarys
kennengelernt, sie hat beinahe so viele Wandlungen hinter sich
wie Madonna“, unkte der „Spiegel“. Sie war linke Studentin,
dienende Ehefrau, ehrgeizige First Lady, betrogene Ehefrau,
visionäre Vorkämpferin einer modernen Krankenversicherung,
wissbegierige Senatorin, engagierte Außenministerin und er-
folgreiche Buchautorin. „Mit jeder dieser Stationen wandelte
sich auch ihr Äußeres, die Kleider, die Frisur, die Haarfarbe“,
so der „Spiegel“ weiter.
Die Unternehmensberaterin Rebecca Shambaugh hält Hillary
Clinton trotzdem für authentisch. In all den Jahren habe ihr
Einsatz für soziale Gerechtigkeit und ihr Kampf für die Gleich-
berechtigung der Frauen im Mittelpunkt gestanden und nichts
an Energie eingebüßt. Clinton habe aus ihrem authentischen
Selbst schon früh eine Marke gemacht, aber es nie versäumt,
sich dem Wandel der Zeit anzupassen, um die ursprünglichen
Ziele zu erreichen.
Martin Pichler
Wahlkampf 2008.
Noch hofft Hillary Clinton, als 1. US-Präsiden-
tin ins Weiße Haus einzuziehen. Sympathisanten bestärken sie.
Mühsame Parteiarbeit.
Hillary Clinton sammelt im Jahr 1992 auf
einer Gala in New York Spenden für die Demokraten ein.
Foto: Jennifer A. Walz / Shutterstock.com
Foto: Joseph Sohm / Shutterstock.com
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