wirtschaft und weiterbildung 06/2015 - page 14

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wirtschaft + weiterbildung
06_2015
RESILIENZ.
Hillary Clinton hat im April mitgeteilt, sich
zum zweiten Mal um das Amt des US-Präsidenten zu
bewerben. Der Kampf um das Weiße Haus wird skrupel-
loser geführt als die Wahlkämpfe in Deutschland. Eine
US-Autorin glaubt, dass Clinton wegen ihrer ausgeprägten
Resilienz und einer hohen Lernfähigkeit gute Chancen
hat, den Wahlkampf für sich zu entscheiden.
Hillary Clinton hat schwere Zeiten hinter sich. In der zweiten
Amtsperiode ihres Mannes, des ehemaligen US-Präsidenten
Bill Clinton, dominierte die sogenannte Lewinsky-Affäre die
Politik. Es ging um eine außereheliche Beziehung des Präsi-
denten zu einer Praktikantin. Das muss schon sehr demütigend
gewesen sein, aus den Medien die intimsten Details der Affäre
zu erfahren. Hillary bewahrte trotzdem Haltung, schwieg und
blieb ihrem Mann treu. Ihre Gegner sagten, sie verzichte nur
auf eine Trennung, weil sie ohne ihn zur Bedeutungslosigkeit
verdammt sei. Ihre Freunde wiesen darauf hin, dass sie bei
einer Trennung für immer den Makel eines Opfers mit sich
herumgetragen hätte.
Im Jahr 2008 gab es wieder einen schmerzhaften Tiefschlag für
Hillary Clinton. Sie galt als Favoritin für das US-Präsidentenamt
– aber nur so lange, bis ein unbekannter Senator aus der eige-
nen Partei namens Barack Obama ihr die Show stahl. Als klar
war, dass sie den Vorwahlkampf nicht mehr gewinnen konnte,
versagte sich Hillary jede Form von Enttäuschung und Bitter-
keit und bewies Loyalität. In einer legendären Rede warb sie
um Unterstützung für ihren Gegenspieler: „Barack Obama is
my candidate. And he must be our president“. Als Obama zum
Präsidenten gewählt war, belohnte er Hillary, indem er sie zur
Außenministerin in seiner Regierung machte. Als Hillary nach
vier Jahren aus der Regierung ausschied, um in einem zwei-
ten Anlauf das Präsidentenamt anzustreben, war sie beliebter
als je zuvor. „Dass sie überhaupt Außenministerin wurde, ist
exemplarisch für Hillary Clintons Umgang mit Niederlagen“,
schrieb der „Spiegel“. „Sie hätte gute Gründe gehabt, Obama
aus dem Weg zu gehen, denn er hatte sie im Wahlkampf atta-
ckiert und beleidigt.“
Und das „Handelsblatt“ äußerte über Hillary, sie sei die
„Löwin“ der amerikanischen Politik. „Der rote Faden in ihrer
Biografie sind das Hinfallen und das Wiederaufstehen.“ Der
Kern vom Kern ihrer Persönlichkeit sei der Wille zur Macht. In
ihrem Herzen schlage „etwas Unbedingtes“. Sie sei eben eine
Kämpfernatur.
Resilienz: Hillary hat gelernt, schwierige
Situationen zu meistern
Kein Wunder also, dass die US-Unternehmensberaterin Re-
becca Shambaugh in ihrem Buch „Leadership Secrets of Hil-
lary Clinton“ (Mcgraw Hill, 2010) Hillarys Resilienz als erstes
und wichtigstes Erfolgsgeheimnis herausstellt. Shambaugh de-
finiert Resilienz als Fähigkeit, sich so von einem Unglück, einer
einschneidenden Veränderung oder dem eigenen Scheitern zu
erholen, dass man trotzdem in der Lage ist, handlungsfähig
zu bleiben und Ziele zu verfolgen – frei nach dem Motto: „Get
back into the game.“ Aufgrund von Beobachtungen glaubt
Shambaugh, dass Clintons Resilienz auf fünf Säulen ruht:
1. Die Resilienz baut auf Selbsterkenntnis auf. Jeder sollte gut
über sich Bescheid wissen und insbesondere seine Stärken und
Foto: stocklight / Shutterstock.com
Hillary Clintons
wichtigste „Secrets“
Hillary Clinton (vorn)
war schlau genug,
sich nicht als Opfer ihres zeitweise wohl
sexsüchtigen Ehemanns Bill Clinton (im
Hintergrund) zu inszenieren.
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