wirtschaft und weiterbildung 06/2015 - page 12

aktuell
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wirtschaft + weiterbildung
06_2015
Foto: Steffen Hoeft – Düsseldorf
Mittlerweile arbeiten knapp
neun Prozent der Über-
65-Jährigen in Deutsch-
land weiter. Damit lag die
Beschäftigtenquote der
Generation 65 plus im Jahr
2013 mit 8,7 Prozent knapp
über dem EU-Durchschnitt
(8,5 Prozent), wie eine Stu-
die des Instituts der deut-
schen Wirtschaft Köln (IW)
ergeben hat. Offenbar blei-
ben viele Senioren ihrem
Arbeitgeber nicht aus wirt-
schaftlicher Not treu: Im
Jahr 2012 waren 24,3 Pro-
zent der Senioren mit einem
Haushaltsnettoeinkom-
men von über 4.500 Euro
erwerbstätig – jedoch nur
4,9 Prozent derer, die über
ein Einkommen von weniger
als 1.100 Euro verfügen.
Wer ältere Mitarbeiter län-
ger beschäftigen will, muss
ihnen Perspektiven bieten.
Ein Beispiel dafür, wie dies
gelingen kann, lesen Sie im
Interview rechts.
BESCHÄFTIGUNG ÄLTERER
Mit 65 ist lange
nicht Schluss
WEITERBILDUNG FÜR SILVER AGER
„Als Grauhaarigenseminar belächelt“
Bei „Deutschlands Beste
Arbeitgeber 2015“ wurde das
Demografiemanagement von
Janssen-Cilag ausgezeichnet.
HR-Chef Frank Zils berichtet
über das „Silverpreneur“-Pro-
gramm für ältere Mitarbeiter.
Was verbirgt sich hinter dem
„Silverpreneur“-Programm?
Frank Zils:
Das „Silverpreneur“-
Programm ist ein einjähriges
On-the-job-Entwicklungspro-
gramm für Mitarbeiter mit
mehr als 25 Jahren Berufser-
fahrung. Die Teilnehmer setzen
sich darin unter anderem damit
auseinander, wie sie sich als
ältere Mitarbeiter ins Unterneh-
men einbringen können, was
Altern bedeutet und wie sie im
Alter am besten lernen – etwa
durch Erfahrungslernen. Die
Erkenntnisse zum Thema „Ler-
nen“ haben wir auch im Pro-
gramm umgesetzt: Wir haben
den Teilnehmern einen Rah-
men gesteckt, innerhalb dessen
sie eigenständig Projekte zu
einem selbstgewählten Thema
durchführen konnten.
Wie sind Sie darauf gekommen,
das Programm zu initiieren?
FÜHRUNG
Krisen meistern in sieben Schritten
Zils:
Bisher arbeiten viele Unter-
nehmen in Hinblick auf Ältere
noch viel zu defizitorientiert:
Sie bieten kaum Entwicklungs-
programme, eher gesundheits-
fördernde Maßnahmen oder
Schonprogramme. Wir wollten
auch unseren älteren Talenten
etwas bieten, um sie im Hin-
blick auf den demografischen
Wandel motiviert und engagiert
zu halten, damit sie noch zehn
oder 15 Jahre einen Beitrag
zum Unternehmen leisten.
Dr. Frank Zils
ist
Director HR bei
der Janssen-
Cilag GmbH, die
zum Johnson &
Johnson-Konzern
gehört.
Wie war die interne Reaktion?
Zils:
Am Anfang wurde es als
„Grauhaarigenseminar“ belä-
chelt. Die Teilnehmer haben
das sportlich gesehen, nämlich
als Herausforderung zu zeigen,
dass sie viel mehr als nur die
Grauhaarigen sind. Sie haben
als Botschafter im Unterneh-
men agiert, und das ist auf
Interesse gestoßen: Mittlerweile
haben wir mehr Bewerber als
Plätze im Programm. Kürzlich
ist die zweite Runde gestartet.
Jörg Krauter, Direktor der Synk Business School,
hat den Umgang von Führungskräften mit „Break-
down-Ereignissen“ untersucht – Situationen, die
als ausweglos erlebt werden. Erste Ergebnisse
seiner Studie hat Krauter an der University of
California at Berkeley vorgestellt. Daraus hat er
sieben Schritte zur Krisenbewältigung abgeleitet
(nach
tiert).
Schritt 1: Emotionen steuern und entspannen
Die emotionale Balance wiederherstellen und
positive Gefühle aktivieren
Schritt 2: fokussieren und Sinn erzeugen
Nach dem Warum fragen und reflektieren
Schritt 3: Kommunikation verstärken
Aktiv zuhören, strukturiert Dialoge führen und
reflektieren
Schritt 4: Vertrauen wiederherstellen
Handlungsstrategien am Wertegerüst ausrichten
und darüber kommunizieren
Schritt 5: Szenarien durchdenken, Ziele ausrichten
Entscheidungen für motivierende Ziele treffen
und diese auf die Vision ausrichten
Schritt 6: auf Stärken fokussieren
Positiv denken, raus aus den negativen Gefühlen
Schritt 7: Neues wagen
Die Komfortzone verlassen, neue Wege gehen.
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