personalmagazin 2/2018 - page 42

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ORGANISATION
_WORKFORCE MANAGEMENT
personalmagazin 02/18
E
ine von Softwareherstellern
häufig geäußerte Meinung lau-
tet: „Früher war alles viel einfa-
cher.“ Noch vor einigen Jahren
musste eine Software zur Personalein-
satzplanung (PEP) zwei bis drei Dutzend
Anforderungen erfüllen, um in einem
Unternehmen ausgerollt zu werden oder
zumindest in einen Probebetrieb zu
gehen. Die Kernanforderung war, den
richtigen Mitarbeiter mit der richtigen
Qualifikation zur richtigen Zeit am rich-
tigen Ort zum Einsatz zu bringen.
Treiber der Diversifikation
Heute stellt sich die Situation grundle-
gend anders dar. Die vielgestaltige Ma-
terie der Personaleinsatzplanung führt
zu einer weitreichenden Diversifikation.
Allein beim Begriff Zeit entfalten sich in
den einzelnen Branchen mannigfaltige
Vorstellungen davon, was ein relevantes
Zeitintervall ist: Sind es die minuten-
genauen Forecasts für die Anrufverläufe
in Call Centern, die verlässlicheWochen-
planung mit Floating-Zeiträumen von
Bereitschaft, Rufbereitschaft und Rück-
fallszenarien im Gesundheitswesen
oder die innerhalb von oft nur 30 Minu-
ten fertigzustellende Tagesdisposition
in Logistikunternehmen? Alle Zeitinter-
valle stellen zum Teil erheblich abwei-
chende Anforderungen an die Grund-
lagen einer PEP-Softwarearchitektur
und die Kombinierbarkeit verknüpfter
Parameter, um Planungsszenarien und
zeitwirtschaftliche Berechnungen um-
fänglich abbilden zu können.
Von
Heinzpeter Lindroth
Neben diesen Branchenspezifika führt
die allgemeine Professionalisierung
im Umgang mit alltäglich gewordenen
IT-Anwendungen zu einer sich weiter
differenzierenden Sicht auf die Anforde-
rungen, die sich für einen immer spezifi-
scheren Software-Einsatz ergeben.
Schließlich ist es auch von Belang, wel-
che Abteilung innerhalb des Unterneh-
mens den Impuls zur Beschaffung einer
PEP-Lösung gegeben hat und die Krite-
rien und Anforderungen für deren Aus-
wahl bestimmt. Die IT-Abteilung setzt
normalerweise andere Schwerpunkte
und bestimmt andere Ausschlusskrite-
rien als es die Fachabteilungen oder die
Verwaltung tun.
Umfassende Anforderungskataloge
Dies alles führt dazu, dass die Unter-
nehmen bereits bei der Vorauswahl ei-
nes Anbieters gut gerüstet sind. Schon
kleine und mittelständische Betriebe
warten mit umfassenden Anforderungs-
katalogen auf, um die Leistungs- und
Zukunftsfähigkeit einer Software be-
urteilen zu können. Ein ausgefeiltes
Anforderungsmanagement ist nicht
mehr die Ausnahme, sondern die Re-
gel. Die Live-Demonstrationen der Soft-
ware werden immer häufiger durch den
Kunden bestimmt und mit im Voraus
gestellten Aufgaben zu den unterneh-
mensspezifischen Planungssituationen
und zeitwirtschaftlichen Berechnungen
gespickt. Alle Unternehmensbereiche
– verantwortliche und betroffene – wer-
den an diesen Prozessen beteiligt.
Diese Entwicklung alleine setzt die
PEP-Anbieter unter einen wirtschaftli-
chen Druck, der nicht mehr vergleichbar
ist mit früheren Zeiten. Anbahnungs-
zeiten vervielfachen sich. Die Investiti-
onssummen in einemNeukundenprojekt
werden geringer und der Aufwand, der
in der Beratungsabteilung betrieben
werden muss, um in den umfangreichen
schriftlichen und personalintensiven
Live-Demonstrationen der Auswahlpro-
zesse bestehen zu können, vergrößert
sich von Jahr zu Jahr.
Die Wünsche der Digital Natives
Dieser Trend wird sich auch in Zukunft
nicht abschwächen. Der Erfolgsdruck,
unter dem die PEP-Anbieter mit ihren je-
weiligen Softwarelösungen stehen, wird
sogar noch weiter zunehmen. Das liegt
an den handelnden Personen in künf-
tigen Auswahlprozessen: Die Digital
Natives – diejenigen Personen, die mit
einer besonderen Affinität zu IT-Prozes-
sen und Anwendungen aufgewachsen
sind – erreichen zunehmend Entschei-
dungsfunktionen in den Unternehmen.
Diese Personen sind es von klein auf
gewohnt, sich Software auf PCs und mo-
bilen Geräten zunutze zu machen, sich
eine digitale Umwelt zu erschließen um
die eigenen Belange zu erleichtern. Ih-
re Vorerfahrung beruht nicht nur auf
einer rasanten Entwicklung und dem
virtuosen Einsatz von Kommunikati-
onsmitteln, sondern auch in der Bewäl-
tigung von großen Datenmengen oder
gar Mustererkennung. Digitale Realität
und Lebenswirklichkeit fallen bei diesen
Nutzern zusammen und erzeugen eine
qualitativ und quantitativ völlig neue
Erwartungshaltung, die Softwarepro-
Anbieter unter Erfolgsdruck
TREND.
Die Anforderungen an Software für die Personaleinsatzplanung steigen
rapide. Ein Branchenexperte beschreibt die Auswirkungen auf den Softwaremarkt.
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