PERSONALquarterly 2/2018 - page 11

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02/18 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Welches Führungsverhalten beeinflusst die Erwartung, außerhalb der Ar-
beit erreichbar sein zu müssen, und ruft mehr Bereitschaft hervor, erreichbar sein zu wollen?
Methodik:
Experiment mit Film-Vignetten transformationaler und transaktionaler Führung
Praktische Implikationen:
Auch unscheinbare Signale bzgl. erwarteter Erreichbarkeit
werden schnell interpretiert. Führungskräfte sollten bei transaktionalem, aber auch bei
einem grundsätzlich positiven transformationalen Führungsverhalten Erwartungen in
Bezug auf die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeit explizit klären.
einer verbesserten Work-Life-Balance bei (Dinh et al. 2014).
Transaktionale Führung, insbesondere mit der Facette des
Contingent Reward (CR), basiert auf der Idee gegenseitiger
Verstärkung, bei der die Führungskraft Erwartungen klärt,
Ziele kommuniziert, Verhalten überwacht und Leistung ent-
sprechend des Zielerreichungsgrades belohnt. Hierbei ent-
steht eine stabile Austauschbeziehung, die entsprechend mit
Arbeitszufriedenheit, Commitment und Leistung einhergeht
(Dinh et al. 2014). Zieht sich die Führungskraft jedoch eher
zurück, überwacht die Leistung und greift nur ein, wenn dies
zwingend erforderlich ist (Management by Exception, MBE),
führt dies zu negativen Konsequenzen für Unternehmen und
Beschäftigte (Dinh et al. 2014).
In Bezug auf die Erwartung einer Notwendigkeit oder For-
derung, auch außerhalb der Arbeit erreichbar zu sein, lässt
sich vermuten, dass transformationale Führung zu gerin-
geren Erreichbarkeitserwartungen führt. Transformationale
Führung beinhaltet nicht nur all das, was Bakker und De-
und Erleben der Beschäftigten in der Arbeit prägen – und auch
außerhalb der Arbeit maßgeblichen Einfluss ausüben. In der
vorliegenden Studie widmen wir uns der Frage, inwiefern das
Führungsverhalten die Erwartung, erreichbar sein zu müssen,
hervorruft – ohne dass die Führungskraft Erreichbarkeitser-
wartungen thematisiert.
Wir fokussieren mit transformationaler Führung eines der
populärsten Führungsverhalten (Dinh/Lord/Gardner/Meu-
ser/Liden/Hu, 2014) und vergleichen es mit dem Gegenstück
der transaktionalen Führung. Transformationale Führung
beschreibt Führungskräfte, die ihre Beschäftigen motivie-
ren, sie unterstützen und herausfordern, neue Fähigkeiten
zu entwickeln, ihnen helfen, Probleme anzugehen und kre-
ative Lösungen zu finden, gute Leistung wertschätzen, eine
inspirierende Vision der Zukunft vermitteln und eine per-
sönliche Beziehung zu ihrem Team aufbauen (Bass, 1985).
Dieses Führungsverhalten trägt zu einer erhöhten Leistung,
Arbeitszufriedenheit, Bindung ans Unternehmen sowie zu
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 1:
Auszüge aus den verwendeten Film-Vignetten
Transformationale Führung
Transaktionale CR-Führung
Transaktionale MBE-Führung
„Ich bedanke mich bei dem gesamten Team
und jedem Einzelnen für dessen ausgezeichnete
Leistung und Engagement! ... Stellen wir uns den
Herausforderungen, probieren neue Wege aus
und wachsen über uns hinaus! Auch dieses Jahr
möchten wir nicht nur das Unternehmen voran-
bringen, sondern wir möchten jedem Einzelnen
die Chance geben, sich weiterzuentwickeln ...
Lassen Sie uns gemeinsam in ein spannendes
und herausforderndes Jahr voller neuer Möglich-
keiten starten!“
„Wir haben ein erfolgreiches Jahr hinter uns, die
Anstrengungen haben sich gelohnt und wir start-
en in das kommende Jahr mit neuen Herausfor-
derungen ... Es ist wichtig, die gesteckten Ziele
zu erreichen und sich anzustrengen. Jeder kennt
seine Verantwortungen und Aufgaben innerhalb
des gesamten Prozesses. Gute Leistungen
möchten wir in Zukunft noch stärker belohnen
... Ich wünsche uns ein wachstumsreiches Jahr,
an dessen Ende jeder für seine Anstrengung
belohnt wird!“
„Das vergangene Jahr war erfolgreich, Verfehlun-
gen und entsprechende Berichtigungen waren
selten notwendig ... Es gibt hohe Leistungsstan-
dards, die von allen erfüllt werden sollten. Das
Ziel im nächsten Jahr sollte es sein, Fehler und
Unstimmigkeiten weiter zu reduzieren ... Unsere
Prozesse sind das Ergebnis der Vergangen-
heit. Auf diese verlassen wir uns. Änderungen
werden nur im äußersten Notfall angestrebt. ...
Ich wünsche uns allen ein gutes, effizientes und
möglichst fehlerfreies neues Jahr!“
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