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02/18 PERSONALquarterly
wann und wo sie welche Arbeit erledigen. Das kann für viele
ein Vorteil sein.
PERSONALquarterly:
Stress lässt sich sicher nicht ganz vermeiden
und ein gewisses Ausmaß könnte durchaus anregend wirken.
Welche Rolle spielen jedoch Ihrer Ansicht nach Führungskräfte
im Hinblick auf Stressmanagement? Was sind Ihre Empfeh-
lungen, damit sie und ihre Beschäftigten gesund bleiben?
Sabine Sonnentag:
Führungskräfte spielen eine sehr große Rol-
le beim Thema „Stress und Gesundheit“. Glücklicherweise
wendet sich die Forschung in den letzten Jahren immer mehr
diesem Thema zu. Eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse,
die eine Vielzahl von Einzelstudien zusammengefasst hat,
zeigt, dass bei einem guten Führungsstil die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter gesünder und wenig beansprucht sind (Mon-
tano/Reeske/Franke/Hüffmeier, 2017). Dabei wurden eine
Vielzahl unterschiedlicher Führungsstile betrachtet, unter
anderem transformationale Führung, sowohl beziehungs- als
auch aufgabenbezogene Führung und klare Kommunikati-
onsprozesse. Führungskräfte sollten somit ein Auge dafür
haben, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überfordert,
aber auch wenn sie unterfordert sind. Gleichzeitig muss man
bedenken, dass Führungskräfte ja nicht in einem Vakuum
agieren. Sie sind ja auch in ein organisationales System ein-
gebettet, das Anforderungen an sie stellt. Somit muss man
das Thema „Führung und (psychische) Gesundheit der Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter“ von der Organisationsebene
her denken.
PERSONALquarterly:
Einige Beschäftigte zeigen mehr Stresssymp
tome als andere. Was sind die wichtigsten Faktoren, die erklä-
ren können, warum Beschäftigte so unterschiedlich reagieren?
Sabine Sonnentag:
Dafür gibt es viele Ursachen. Persönlichkeit
ist hier ein Faktor, aber auch die ganz konkrete Herangehens-
weise an eine belastende Situation. Also: Versuchen Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter ein Problem aktiv zu lösen oder
ziehen sie sich zurück und grübeln über das Problem? In
unserer eigenen Forschung haben wir auch gesehen, dass
Erholungsprozesse eine wichtige Rolle spielen (Sonnentag/
Venz/Casper, 2017).
PROF. DR. SABINE SONNENTAG
Universität Mannheim
E-Mail:
Prof. Dr. Sabine Sonnentag studierte Psychologie an der FU Ber-
lin, promovierte an der TU Braunschweig und habilitierte sich
an der Universität Gießen. Nach einer Assistenzprofessur an der
Universität Amsterdam, Gastprofessuren an den Universitäten
Nijmegen (Niederlande) und der Michigan State University
(USA) sowie Professuren an der Universität Konstanz und der
TU Braunschweig ist sie seit 2010 Inhaberin des Lehrstuhls
für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität
Mannheim. Von 2009-2010 war sie Prorektorin für Forschung
an der Universität Konstanz. Sie hat zahlreiche nationale und
internationale Auszeichnungen erhalten (u.a. Fellow der Socie-
ty of Industrial and Organisational Psychology (SIOP), Mitglied
der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina) und
renommierte Forschungsprojekte u.a. zu den Themen Erho-
lung, Feedback, Proaktivität und Innovation und intentionales
Vergessen geleitet. Sie ist Herausgeberin und Gutachterin
zahlreicher Top-Journals (aktuell u.a. Associate Editor Journal of
Applied Psychology, Associate Editor Journal of Organizational
Behavior, Associate Editor Journal of Business and Psychology).
Sie ist Autorin von über 100 Veröffentlichungen in High-Impact-
Zeitschriften sowie Herausgeberin und Autorin.