Immobilienwirtschaft 6/2019 - page 14

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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
I
20 JAHRE AKADEMIE DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT ADI
Foto: ADI
Das Thema Digitalisierung ist dauerhaft.
Alle Statistiken zeigen: Der Digitalisie-
rungsgrad der Immobilienwirtschaft liegt
im letzten Drittel. Die Zeit läuft gegen sie.
Allerdings ist das Umfeld bereits mit-
tendrin im digitalen Transformations-
prozess.
Ja, das gilt in vielen Fällen für
Ämter wie Bauamt, Grundbuchamt, Ka-
tasteramt, aber auch für die Kunden oder
Kapitalgeber und auch die Lieferanten,
mit denen die Immobilienunternehmen
zu tun haben. Es droht die Gefahr, dass
die Immobilienwirtschaft bald nicht mehr
kompatibel sein wird.
Wie gehen Sie das Thema in der ADI
an?
Wir bauen gerade digitale Kompe-
tenz in unserer Hochschule auf, indem
wir fakultätsübergreifend sowohl ein For-
schungsprojekt als auch ein interdiszipli-
näres Curriculum aufsetzen. Wir sind alle
überrascht, wie schnell die Studierenden
die Denkweise der jeweils anderen Fa-
kultät verstehen und sich zu effizienten
Arbeitsgruppen zusammenfinden. Die
Ergebnisse und die Kompetenz werde ich
dann auch auf die ADI übertragen.
Gibt es Berührung zu den sozialen Netz-
werken?
Ja. In einemTeilprojekt führt die
Standort- undMarktdatenbank selbststän-
dig nach einem bestimmten Algorithmus
ein Research in den sozialen Netzwerken
durch, um beispielsweise das Image eines
Standortes zu ermitteln. Ebenso wird eine
Datenbankarchitektur für die Erfassung
der Objektdaten und eine Erweiterung
des Datenraums um Investitionsmodelle
erstellt, aus denen das Systemautomatisch
Zahlungsreihen modelliert.
Die ADI ist bekannt für ihren hohen wis-
senschaftlichen Anspruch. Wie wichtig
ist für Sie persönlich die Theorie?
Das
theoretische Denken zwingt zum lo-
gischen, strukturellen und problem
Digitalisierung – die Zeit läuft gegen
die Immobilienwirtschaft
Prof. Gondring, wie kam es zur Grün-
dung der Akademie der Immobilien-
wirtschaft ADI 1999?
Sie ist vom Geist
her eine rein schwäbische Einrichtung
und wurde gegründet als Gegengewicht
zu einer anderen Immobilienakademie
außerhalb von Baden-Württemberg. Sie
ist eines der ersten Public-Private-Part-
nership-Projekte im Weiterbildungssek-
tor. Durch einen Kooperationsvertrag mit
der Hochschule und die Genehmigung
des Wissenschaftsministeriums können
wir bis heute eine staatliche Diplom-Ab-
schlussbezeichnung verleihen.
Wie war das mit der Expansion?
Die
zweite Gründung war Leipzig im Jahr
2000. Als Drittes kam der Standort Ham-
burg dazu, der heute noch sehr stark
nachgefragt wird. Mit jährlichen Teilneh-
merzahlen zwischen 30 und 35 ist dieser
Standort sehr erfolgreich.
Wie gestaltete sich der große Crash
2007/2008 für die ADI?
Die Auswir-
kungen waren deutlich spürbar. Ich habe
bis heute darauf geachtet, dass eine soli-
de Rücklagenbildung und eine rationale
Kostenstruktur der ADI ein stabiles und
krisenfestes Fundament geben. Genau das
hat uns sicher durch diese Krise gebracht.
Die ADI hatte die jeweiligen Trendthe-
men immer auf dem Schirm. Ist Digita-
lisierung für Sie auch ein Trend? Viele
CEOs sehen das laut einer Untersuchung
anders …
Dies kann ich aus meinemUm-
gangmit der Immobilienpraxis bestätigen.
So sind Kongressemit demThema Digita-
lisierung schlechter besucht als Kongresse
mit anderen Themen.
Warum ist das so?
Die Immobilienwirt-
schaft steht zum großen Teil in keinem
globalen Wettbewerb, ist mittelständisch
geprägt und noch in einem stabilen kon-
junkturellen Umfeld. Aber ich sage auch:
Prof. Dr. Hanspeter Gondring
FRICS
ist Studiengangsleiter BWL-Immobili-
enwirtschaft an der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg Stuttgart sowie
geschäftsführender Gesellschafter und
wissenschaftlicher Leiter der ADI Aka-
demie der Immobilienwirtschaft GmbH.
ZUR PERSON
„Wir bauen gerade
digitale Kompetenz in
unserer Hochschule auf,
indem wir fakultätsüber-
greifend ein Forschungs-
projekt und ein inter-
disziplinäres Curriculum
aufsetzen.“
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