Immobilienwirtschaft 6/2019 - page 13

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6.2019
Die Einzelhandelsmieten sind in den vergangenen Jahren nicht nur in Premiumlagen,
sondern auch in Seitenstraßen teils drastisch gestiegen. Doch was folgt daraus? Darüber
streiten sich Politik und Immobilienwirtschaft.
stadt leisten, aber nicht so hohe Umsätze
erzielen, eine Chance auf einen Verbleib
im Zentrum.
HDE-Experte Reink bewertet Kon­
zepte wie das aus Regensburg skeptisch.
Die Idee an sich sei begrüßenswert, sagt er.
Die Erfahrungen mit den aus Nordame­
rika abgeleiteten Business Improvement
Districts hätten allerdings gezeigt, dass
sich freiwillige Maßnahmen nur selten
bewähren.
Produktionsbetriebe
könnten Innenstädte
ebenfalls beleben
Reink fordert vielmehr von Shopping­
center-Betreibern, ihrer Aufgabe als Fre­
quenzbringer und als belebendes Element
für die Gesamtstadtentwicklung nachzu­
kommen. Zudem wirft er den Gedanken
auf, über das Leben in der Innenstadt neu
nachzudenken und eine Rückkehr von
Produktionsbetrieben zu diskutieren.
Dank smarter Technologien und verän­
derter Produktlandschaften handle es sich
längst nicht mehr um lärm- und luftbelas­
tendes Gewerbe, sondern beispielsweise
um Handwerksbetriebe, die Innenstädte
etwa mit gläsernen Werkstätten berei­
chern könnten, sagt Reink.
Freilich setzen auch solcheAnsätze vo­
raus, dass sich Vermieter von hohen Ren­
diteträumen verabschieden – ein Hand­
werksbetrieb wird genau überlegen, wie
viel Mietzins ihm eine frequenzbringende
Lage wert ist. Vor dem Hintergrund von
Prognosen der Handelsexperten könnte
indes ein langfristig stabiles Verhältnis für
alle Seiten attraktiver sein als eine Miet­
preisentwicklung, die womöglich genauso
in den Keller rauscht, wie sie in den ver­
gangenen zehn Jahren in manchen Lagen
nach oben geklettert ist.
wertet Sebastian das Vorgehen als reine
Wahlkampfpropaganda. Das prinzipielle
demVorstoß zugrunde liegende Ansinnen
teilen alle Seiten: Es gelte, eine attraktive
innerstädtische Angebotsmischung zu er­
halten, die für belebte und vielfältige Zen­
tren steht. An der Regensburger IREBS
haben dazu Sebastians Kollege Prof. Dr.
Kristof Dascher und dessen Mitarbeiter
Alexander Daminger ein Konzept erar­
beitet, wie sich eine schlagkräftige Inte­
ressensvertretung der oft kleinteiligen
Einzelhandelslandschaft in Stadtkernen
organisieren ließe.
Im Kern schlagen die Wissenschaftler
vor, dass Eigentümer benachbarter Immo­
bilien ihre Vermietungsrechte auf einer
Plattform bündeln. Über diese Schnitt­
stelle soll per Versteigerungen eine Art
Generalmiete entstehen. Diese könnte
zusätzlich gestaffelt werden. So hätten
etwa Spezialgeschäfte, die einen wichtigen
Beitrag für die Attraktivität einer Innen«
Kristina Pezzei, Berlin
267
%
beträgt die Mietsteigerung für
Ladenflächen um die 150 Qua-
dratmeter in 1B-Lagen in Berlin
zwischen 2009 und 2018.
Bei kleinen Ladenflächen
(etwa 60 Quadratmeter)
zählt Erfurt mit 212,5 Prozent
Zuwachs zu den Städten mit
dem kräftigsten Plus.
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