Immobilienwirtschaft 5/2019 - page 55

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ie Immobilienwirtschaft befindet sich in einem struktu-
rellenWandel, der sie in den kommenden Jahren in ihren
Grundfesten verändern wird, oder genau das – wenn
auch teilweise noch unbemerkt – heute schon tut. Wie
in anderen Branchen auch ist dieser Wandel getrieben
von der technologischen Entwicklung, die in den vergangenen
Jahrzehnten kontinuierlich anGeschwindigkeit zugenommen hat
und sowohl das tägliche Leben als auch die Arbeitswelt maßgeb-
lich beeinflusst.
Digitalisierung bedeutet die Erweiterung
der bestehenden Wertschöpfungskette
durch neue digitale Ideen und Ansätze.
Viele Entscheider sehen Immobilien als
per se nicht-digitalisierbare Produkte an
So weitreichend die Konsequenzen dieses Wandels sein wer-
den, so zäh gestaltet sich der derzeitige Innovationsprozess in
der Immobilienbranche. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum
einen sehen viele Entscheider Immobilien nach wie vor als per se
nicht-digitalisierbare Produkte an. Dabei hält die Digitalisierung
über Sensorik oder Künstliche Intelligenz längst in allen Phasen
des Immobilienlebenszyklus Einzug. Zum anderen ist und bleibt
das Buzzwort „Digitalisierung“ aufgrund seiner Vielschichtigkeit
für viele Marktteilnehmer schwer zu greifen.
Digitalisierung bedeutet die Erweiterung der bestehenden
Wertschöpfungskette durch neue digitale Ideen und Ansätze. So
weit sind die meisten Unternehmen in der Immobilienwirtschaft
aktuell allerdings noch nicht. Deshalb sind bislang auch kaum
Disruptionen – also komplette Neuausrichtungen von tradierten
Geschäftsmodellen als dritte Stufe der Transformation – zu beob­
achten. Tatsächlich lassen sich die Marktakteure in der Immo-
bilienwirtschaft hinsichtlich ihres Digitalisierungsgrades derzeit
vornehmlich in zwei Kategorien unterteilen. Die Unternehmen
in der ersten Kategorie fangen gerade erst an, sich einen Über-
blick zu verschaffen und sich im Einzelnen näher mit digitalen
Tools zu beschäftigen. Im Fokus steht vor allem die Steigerung
der Prozesseffizienz.
Warum setzen sich viele Unternehmen
so zögernd mit der Digitalisierung aus-
einander? Sie mussten es schlichtweg
bislang noch nicht.
Zu gut lief in den vergangenen Jahrzehnten das Geschäft.
Doch der Handlungsdruck wächst – nicht nur von außen, weil
sich Gesellschaft und Wirtschaft verändern und sich der Wett-
bewerb zukunftsfähig aufstellt, sondern auch von innen, weil
Kunden und Investoren anspruchsvoller werden und Fachkräfte
schwer zu bekommen sind.
Die zweite Kategorie – und dies ist die deutlich kleinere Grup-
pe – setzt sich aus den Unternehmen zusammen, die sehr früh
damit angefangen haben, die Voraussetzungen für den digitalen
Wandel zu schaffen. Sie haben ihre Prozesse durch die Einführung
digitaler Tools bereits umgestellt und beschäftigen sich aktu-
»
7 goldene Regeln
für eine erfolgreiche Transformation
Digitalisierung ist Chefsache
Kommunizieren Sie eine
klare Vision und
Strategie
– und leben Sie diese vor
Fehler sind erlaubt,
denn Scheitern bringt
neue Erkenntnisse – entscheidend ist allerdings
die Reflexion
Machen Sie nicht alles selbst
– gehen Sie
intelligente Partnerschaften ein
Hinterfragen
Sie auch dort, wo es
möglicherweise unangenehm ist
Jeder kann neue Ideen einbringen,
auch wenn diese Veränderungen bedeuten
Begeisterte Mitarbeiter
sind die besten
Digitalisierungsbotschafter
Fotos: Ico Maker/shutterstock.com
Alexander Ubach-Utermöhl
ist seit 2015 geschäftsführender Gesellschafter
der Beteiligungsgesellschaft blackprintpartners GmbH. Im Herbst 2016 hat er den
blackprint PropTech Booster mitgegründet und ist seitdem auch Geschäftsführer
des Digitalisierungshubs für die deutsche Immobilienwirtschaft. Darüber hinaus
ist er Initiator und Vorsitzender der German PropTech Initiative (GPTI), Regional-
vorsitzender der Jungen Unternehmer in Rhein-Main und Mitglied im Advisory
Committee der Mipim PropTech in Paris.
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