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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
malerweise hierfür verantwortlich sind. Damit sinken einerseits
Kosten und Hürden für Transaktionen, während aufgrund der
Dezentralität der Daten andererseits die Transparenz steigt.
Chief Digital Officers sind nicht zwingend
nötig. Durch Qualifikation von Mitarbei-
tern können auch kleinere Unternehmen
ihre Weiterentwicklung vorantreiben
Viele dieser Technologien sind mittlerweile Basis für die Ge-
schäftsmodelle von PropTechs. Entscheidend für die etablierten
Unternehmen ist es nun, sich in den jeweils für sie relevanten
Bereichen mit den richtigen Anbietern zusammenzutun. Doch
wie sollten Unternehmen, die sich noch nicht im Detail mit den
bestehenden Optionen beschäftigt haben, vorgehen? Vorausset-
zung ist, dass das Thema Digitalisierung zur Chefsache wird.
Zwar wird es nicht für jedes Unternehmen sinnvoll und möglich
sein, die Stelle eines Chief Digital Officers zu schaffen und da-
für einen externen Digitalisierungsexperten einzustellen. Durch
gezielte Qualifikationsmaßnahmen ausgewählter bestehender
Mitarbeiter können sich aber letztlich alle Unternehmen – auch
kleine und mittelständische – entsprechend aufstellen, um die
Transformation des eigenen Geschäfts und die Weiterentwick-
lung des Unternehmens selbst in die Hand zu nehmen.
Es gilt, eine Strategie zu entwickeln,
die die Organisation ihren Kunden und
deren Bedürfnissen näherbringt
Unabhängig von der Branche und Größe einer Organisation
ist für den Erfolg des zuständigen Transformationsmanagers aus-
schlaggebend, dass er mit weitreichenden Eingriffsmöglichkeiten
ausgestattet ist. Seine Aufgabe ist es, abteilungsübergreifend alle
vorhandenen Prozesse und Tools im Unternehmen zu analy-
sieren. Auf dieser Basis gilt es unter Einbezug von Markt- und
Trendanalysen dann, eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln,
die die Organisation fit für eine digitale Zukunft macht und sie
dadurch ihren Kunden und deren Bedürfnissen näherbringt.
Die Erfahrungen aus anderen Branchen wie der Automobil-
industrie zeigen, wie sinnvoll die inhaltliche Zusammenarbeit mit
Start-ups ist. In denVorreiter-BereichenAutomobil undMobility
haben sich aus diesem Grund in den vergangenen Jahren bereits
zahlreiche Innovation Hubs herausgebildet, in denen Etablierte
und junge Tech-Unternehmen gemeinsaman Lösungen arbeiten.
Viele etablierte Unternehmen ächzen unter starren Struk-
turen, strengen Hierarchien und zähen Prozessen. All das führt
dazu, dass sich Corporates oft selbst lähmen. Entsprechend reicht
es nicht, sich im Rahmen des eigenen Transformationsprozesses
mit der Steigerung der Prozesseffizienz durch neue digitale Lö-
sungen zu beschäftigen. Unerlässlich ist auch ein Kulturwandel
hin zu mehr flexiblen Arbeitsmodellen, mehr Mitbestimmung
und mehr Transparenz innerhalb der Organisation. Nur so las-
sen sich die Potenziale der Digitalisierung auch wirklich nutzen.
Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Herausfor-
derungen, vor denen Corporates und PropTechs mit Blick auf
eine erfolgreiche Zukunft stehen, wird einmal mehr deutlich,
wie sehr sich beide Seiten gegenseitig befruchten können. Cor-
porates können bei und mit den Tech-Unternehmen wertvolle
Impulse und Ansätze für ihre Digitalisierungsstrategie sammeln.
PropTechs hingegen profitieren imRahmen der Zusammenarbeit
vom Transfer funktionierender Strukturen und Abläufe. Durch
gemeinsame Pilotprojekte oder längerfristige Kooperationen
können beide Seiten gemeinsam den strukturellen Wandel der
Branche mitgestalten.
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Alexander Ubach-Utermöhl, Frankfurt a.M.
5 Gründe,
warum Corporates an
digitalen Lösungen für sich selbst
arbeiten sollten:
Die Commerz Real AG macht es mit ihrem „Digital
Werk“ in Wiesbaden vor: Dort können verschie-
dene smarte Technologien, neue Arbeitswelten
und ein flexibles Raumnutzungskonzept getestet
werden. Ob in Kooperationen oder Pilotprojekten
mit etablierten Unternehmen oder Technologie-
und Hardwareanbietern – solche Ansätze bringen
Corporates sowohl für ihr Kerngeschäft und eine
engere Kundenausrichtung als auch für die eigene
Struktur und Kultur viele Vorteile:
›
Sie lernen neue Technologien kennen und können
ausprobieren, welche digitalen Lösungen am besten
geeignet sind, um die Bedürfnisse ihrer Kunden zu
erfüllen.
›
Sie können testen, wie sie ihre Immobilien durch den
Einsatz von Technik smarter, nachhaltiger und damit
besser machen können.
›
Sie sammeln Ideen für die Erweiterung ihres Kern
geschäftsfeldes bzw. die Entwicklung neuer Geschäfts-
modelle.
›
Sie positionieren sich als First Mover und können als
Innovator eine führende Rolle am Markt einnehmen.
›
Sie stoßen durch die gesammelten Impulse und
Anregungen einen internen Kulturwandel an – durch
die Entwicklung neuer Arbeitsweisen und Prozesse
machen sie sich als moderner, dynamischer Arbeit-
geber attraktiver.