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          POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
        
        
          I
        
        
          
            TITELTHEMA
          
        
        
          wickler auf dem freienMarkt. Gefragt seien die Sozialwohnungen
        
        
          dabei durchaus, sagt etwa Bonava-Projektleiter Kallies: Gerade
        
        
          in Berlin stünden die landeseigenen Firmen unter Druck, geför-
        
        
          derte Wohnungen anzubieten – seien aber beim Bau auf Private
        
        
          angewiesen und würden dann abkaufen.
        
        
          Auch Sven Krumpholz, bei Axa Investment Manager für das
        
        
          Wohnungssegment zuständig, beobachtet eine ebenso rege Nach-
        
        
          frage nach geförderten wie nach frei finanzierten Wohnungen.
        
        
          „Solange so genannte Sozialwohnungen eine stabile Rendite ab-
        
        
          geben, sind sie genauso attraktiv wie andere Objekte.“ Krump-
        
        
          holz verweist darauf, dass sich das Image von Mietern solcher
        
        
          Wohnungen gewandelt habe – in Zeiten, in denen in manchen
        
        
          Ballungsräumen zunehmend Normalverdiener auf dem frei fi-
        
        
          nanzierten Wohnungsmarkt scheitern. Außerdem fallen geför-
        
        
          derte Wohnungen nach einigen Jahren aus der Bindung. Je nach
        
        
          Lage können sie für Investoren dann lukrativ werden.
        
        
          Indes reicht nach einhelliger Meinung von Entwicklern der-
        
        
          zeit die Förderung in keinem Bundesland aus, um den Rendite
        
        
          nachteil beim Bau auszugleichen. Wie aus einer Umfrage des
        
        
          Analystenhauses Dr. Lübke & Kelber weiter hervorgeht, würden
        
        
          Unternehmen dabei Zuschüsse bevorzugen. Gerade privatwirt-
        
        
          schaftlichen Firmen wäre es indes am liebsten, wenn sie einfach
        
        
          freie Hand hätten: „Das Problem ist bei Subventionen doch im-
        
        
          mer: Sie gehen zu Ende, wenn das Geld alle ist“, sagt der Chef der
        
        
          bundesweit tätigen CG-Gruppe, Christoph Gröner. Er plädiert
        
        
          für einen vorhabenbezogenen Wettbewerb, bei dem es um die
        
        
          besten Angebote für bezahlbaren Wohnraum geht, und ebenso
        
        
          um vorhabenbezogene Förderung für Objekte.
        
        
          Unterstützung erhält er von den Wissenschaftlern des ar-
        
        
          beitgebernahen Instituts (IW) der Deutschen Wirtschaft, die in
        
        
          Frage stellen, ob Subventionen für Sozialwohnungen wirklich die
        
        
          richtige Zielgruppe treffen. Sie berufen sich auf Studien, wonach
        
        
          lediglich 45 Prozent derMieter von Sozialwohnungen tatsächlich
        
        
          als armutsgefährdet gelten. NachAnsicht des IWwäre einAusbau
        
        
          subjektbezogener Maßnahmen wie des Wohngeldes sinnvoller;
        
        
          in die gleiche Richtung geht der Branchenverband ZIA, der sich
        
        
          von persönlicher flexibler Unterstützung für Haushalte weniger
        
        
          Fehlbelegungen verspricht. Alle Befragten verweisen zudem auf
        
        
          die Notwendigkeit, bei der Diskussion um bezahlbaren Wohn-
        
        
          raum weiter zu denken – Vorschriften zu lockern, Bauland zu
        
        
          akquirieren, Gesetze zur vereinheitlichen.
        
        
          Zurückhaltender äußern sich kommunale und landeseigene
        
        
          Wohnungsbauunternehmen – was mit Blick auf ihren Zwiespalt
        
        
          zwischen politischer Verpflichtung undWirtschaftlichkeit kaum
        
        
          verwundert. „Geförderter Wohnungsbau spielt auf einem von
        
        
          Wohnungsmangel gekennzeichneten Markt wie München eine
        
        
          herausragende Rolle“, erklärt der Geschäftsführungs-Sprecher
        
        
          der dortigenWohnungsbaugesellschaft Gewofag, Klaus-Michael
        
        
          Dengler. Die Gewofag hat mit dem Stelzenhaus Dantebad zuletzt
        
        
          ein preisgekröntes Beispiel für durchmischten, hochwertigen und
        
        
          zentral gelegenen Wohnungsbau vorgelegt.
        
        
          Auch der Dachverband GdW, in dem vor allem kommunale
        
        
          Unternehmen vertreten sind, findet die geplante Gesetzesände-
        
        
          rung auf Bundesebene verbunden mit einer Zweckbindung der
        
        
          Mittel sinnvoll. „Die Grundgesetzänderung könnte eine dro-
        
        
          hende wohnungspolitische Spaltung zwischen armen und reichen
        
        
          Ländern verhindern“, sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Und
        
        
          Claus Michelsen, Immobilienexperte am Deutschen Institut für
        
        
          Wirtschaftsforschung (DIW), bezeichnet es als Fehler, dass sich
        
        
          die Bundespolitik aus der sozialenWohnraumförderung zurück-
        
        
          gezogen hat. „Ein Einfluss der Politik ist das einzige Mittel, um
        
        
          Menschen zu garantieren, dass sie in einer bestimmten Gegend
        
        
          leben können“, ist Michelsen überzeugt. Ideen wie der, aus der
        
        
          Bindung gefallene Wohnungen in großem Stil zurückzukaufen –
        
        
          wie sie etwa der Chef des Branchenverbands BFW, Andreas Ibel,
        
        
          ins Gespräch gebracht hat –, misst er wegen der damit verbun-
        
        
          denen hohen Kosten wenig Chancen auf Umsetzung bei.
        
        
          Privatinvestoren für mit Auflagen
        
        
          verbundene Programme zu begeistern,
        
        
          ist im aktuellen Niedrigzinsumfeld die
        
        
          eigentliche Herausforderung
        
        
          Unklar ist, wie der geplanteWiedereinstieg in dieWohnraum-
        
        
          förderung konkret aussehen soll. Denkbar wären ein eigenes Bun-
        
        
          desprogramm, ein Andocken an bestehende KfW-Förderungen,
        
        
          etwa versehen mit einer Belegungsbindung, oder Zuweisungen
        
        
          an Landesregierungen, die diese wiederum in Programme klei-
        
        
          den könnten. Entscheidend für den Erfolg der neuen bundes
        
        
          politischen Impulse dürfte eine möglichst geringe Hemmschwel-
        
        
          le für Investoren sein – so jedenfalls formuliert es der Leiter
        
        
          Wohnungswirtschaft des Verbands Berlin-Brandenburgischer
        
        
          Wohnungsunternehmen, Mario Hilgenfeld. Geld anzubieten sei
        
        
          einfach, sagt er. „Privatinvestoren für mit Auflagen verbundene
        
        
          Programme zu begeistern, das ist imaktuellenNiedrigzinsumfeld
        
        
          die eigentliche Herausforderung.“
        
        
          «
        
        
          Kristina Pezzei, Berlin
        
        
          „Das Problem ist bei Subventionen
        
        
          doch immer: Sie gehen zu Ende, wenn
        
        
          das Geld alle ist.“
        
        
          
            Christoph Gröner,
          
        
        
          CEO der CG-Gruppe