Immobilienwirtschaft 7/2018 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ROUND TABLE
Ist die ERP-Komponente, Herr Trampe,
nur Beifang dieser Akquisition?
Trampe:
Beifang sind ja Fische, die eher
zufällig im Netz gelandet sind. In der Tat
kambei uns in einer Vorstandssitzung die-
se Frage auf: „Steigen wir nun bloß beiläu-
fig in ein ERP-System ein, weil es gerade
einfach zumAngebot hinzugehört?“ Doch
imHinterkopf hatten wir das schon lange.
Jetzt haben wir endlich ein ERP-System
gefunden, das auch technisch zu der Phi-
losophie passt, wie wir Plattformen seit
über 20 Jahren entwickeln – nämlich aus-
schließlich webbasiert. Unsere drei Vor-
stände meinten dann unisono: „Genau in
diesenMarkt werden wir jetzt einsteigen!“
Wenn man das Beifang nennen will, o.k!
Wir wollten eigentlichHering fischen und
hatten auf einmal zusätzlich einen riesigen
Lobster imNetz! Und mit diesem können
wir wirklich etwas bewegen.
Schulmann:
MitHypoport habenwir end-
lich den Partner, der nicht nur an einem
einzelnen Produkt interessiert ist. Es gab
ja in den letzten 15 Jahren zahlreiche An-
gebote von den verschiedensten Markt-
playern. Doch zu unserer breiten Palette
in der Finanz- und Immobilienwirtschaft
war unter den früheren Anfragen kein
Pendant vorhanden. Die große Hypoport
stärkt tatsächlich in allen Bereichen unser
ureigenes Kerngeschäft. Ohne die ERP-
Komponente wäre der Verkauf für uns
kein Thema gewesen.
Steht, Herr Trampe, das Modell Aareal
Bank Pate bei Ihrer Marktstrategie?
Trampe:
Ein Patenmodell für uns? Nein!
Das gilt sowohl innerhalb der Unterneh-
men als im Verhältnis zu den Kunden.
Wir gehen unsere eigenen Wege. Auf
diesen sind wir sehr erfolgreich. Banales
Beispiel: Die Aareal Bank hat noch nie
ein webbasiertes System entwickelt. Wir
dagegen stehen schon immer für End-to-
end-Lösungen. Unsere erste Plattform,
Europace, haben wir sofort auch für alle
Dr.Thies:
Kurzfristig ändert sich gar nicht
so viel. Mittelfristig werdenwir profitieren
von den Ressourcen, mit denen Hypoport
FIO Systems stärken wird. Langfristig
entsteht eine wichtige strategische Kon-
stellation. Wir können unsere Idee vom
Ökosystem miteinander erweitern. Wir
haben wirklich ein neues Level erreicht.
Wie sehen Sie das, Herr Schulmann?
Schulmann:
Nebender Finanzkraft istmir
wichtig, dass wir technisch auch die Pro-
dukte von Hypoport in unser Ökosystem
einbinden. In diesem Fall all diejenigen
von Dr. Klein. So bietet mywowi exzel-
lentes Portfoliomanagement für Woh-
nungsunternehmen. Auch die Intranet-
Lösung von Hypoport wird integriert.
Herr Trampe, was verspricht sich Hypo-
port insbesondere von der Übernahme
der FIO Systems in ihr Portfolio?
Trampe:
Ein Internetpost traf es genau:
„Damit hat Hypoport die kleine Hypoport
in Leipzig gekauft.“ Wir überschneiden
uns in allen Zielgruppen. Die Angebote
von FIO Systems vervollständigen unsere
Geschäftsmodelle oder erweitern diese.
Unser Kerngeschäft – die Finanzierung
von Immobilien –wird jetzt durchMakeln
und die Bewertung komplettiert. Zusätz-
lich steigen wir in den ERP-Markt ein.
Sind Sie, Herr Schulmann, nun am Ziel
Ihres Engagements angekommen? Wie
nutzen Sie die Marktmacht der Hypo-
port AG, bei der Sie nun drittgrößter
Aktionär geworden sind?
Schulmann:
Wir sind diesem Ziel ein
ganzes Stück näher gekommen. Denn
wir hier am Tisch möchten zusammen
der führende Akteur in der Immobilien-
wirtschaft werden. Dazu gehört zuerst ein
solider Kundenstamm. Dafür haben wir
mit Haufe genau den richtigen Partner.
Auch brauchen wir dauerhaft Finanzstär-
ke. Denn vor uns liegen einige Investiti-
onen. Drittens gehört dazu die richtige
Technologie. Das ist genau die magische
Mischung für das nächstes Level.
Herr Dr. Thies, Sie haben von der Über-
nahme von FIO Systems durch Hypoport
auch erst durch die Adhoc-Mitteilung
des S-Dax-notierten Unternehmens
erfahren: Wie überrascht ist die Haufe
Group von diesem Vorgang?
Dr.Thies:
Zuerst war ich überrascht. Doch
nach denGesprächen, die sich sofort nach
derMitteilung angeschlossen haben, nicht
mehr. Die Übernahmelogik ist ja sofort
eingängig. Da war auch mir gleich klar:
Das passt und bringt uns insgesamt voran.
Was bedeutet dies für die Kooperation
zwischen Haufe und FIO Systems?
„Als Beifang einen Lobster“
„Wir überschneiden uns
in allen Zielgruppen. Die
Angebote von FIO Sys-
tems vervollständigen
unsere Geschäftsmodelle
oder erweitern diese.“
Hans Peter Trampe,
Vorstand Hypoport AG
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