Immobilienwirtschaft 7/2018 - page 63

63
7
-8.2018
es auf einen radikalen B-to-B-Kurs brin-
gen. Denn Smart Home im Einfamilien-
haus ist sicherlich etwas für Freaks, Spieler
und Sicherheitsbedürftige. Doch die gro
ßen Geschäfte damit werden – ein Blick
ins Ausland, siehe oben, genügt – in der
Immobilienwirtschaft gemacht. Und da
hat Viessmann reichlich Erfahrung.
Wie nun könnten smarte Lösungen für
Verwalter überhaupt aussehen? Und was
bringen sie? Vorab: Smart ist nicht gleich
smart. Zwar kannman denVerbrauch von
Wärme und Wasser digitalisieren, daraus
Bezüge steuern und ein komplett papier-
und fast fehlerfreies Abrechnungssystem
erzeugen. Für manchen Verwalter mag
das schon smart genug sein. Doch smart
meint eigentlich: Es sollten Systeme sein,
die mitdenken und mitlernen.
Heinz Lux, CEO und Sprecher der
KNX-Organisation, die den gleich-
Z
uerst: Das Angebot ist groß. Es gibt
keine Haustechnik-Komponente, die
derzeit nicht am Markt in einer smar-
ten Variante verfügbar wäre. „Diese sind
aber weniger an den Bedürfnissen und
Wünschen des Endkunden – komplette
Vernetzung – als an eigenen Geschäfts-
interessen orientiert“, so Prof. Dr. Chri-
stian Pätz, Sprecher der europäischen Z-
Wave Alliance. Das führt zu Produkten,
die am Bedarf vorbei entwickelt wurden
und schnell wieder verschwinden. Des-
wegen sieht er auch nicht die klassische
Haustechnik-Industrie am Drücker, die
weiterhin gerne an bewährten, aber in
seinen Augen zu teuren Standards wie
KNX festhält, sondern die großen Inter-
netplaner wie Amazon oder Google. Denn
die haben mit ihren smarten und sprach-
gesteuerten Hauskommunikatoren schon
einen Fuß in der Tür.
Tatsächlich scheint die derzeitige
Produktpolitik der Technikhersteller ihre
ersten Kinder zu fressen. Im Mai musste
einer der Smart-Home-Pioniere Insolvenz
anmelden. Wibutler entwickelte eine ei-
gene Heimzentrale, mit der die verschie-
densten Geräte ohne Rücksicht auf deren
Standards eingebunden werden konnten.
Doch die Geschäftsidee, vor allem direkt
an Kunden zu vertreiben, ging nicht auf.
Außer an den üblichen Sicherheitskom-
ponenten wie Kamera, automatisierter
Beleuchtung sowie Alarm- und Brand-
meldern, die aber auch ohne smarte Ein-
bindung schon immer ein Renner waren,
hielt sich das Interesse in Grenzen.
Auf der anderen Seite: Anbieter wie
Loxone steigern Jahr um Jahr ihre Um-
sätze. Allein 2017 waren es 32,5 Prozent
mehr als im Vorjahr. Der Grund ist vor
»
allem im Ausland zu suchen, wo Loxone
einen Großteil seiner Gewinne macht.
Denn da setzen Immobilienverwalter und
öffentliche sowie gewerbliche Bauherren
verstärkt auf smarte Technologien. In
Deutschland sind die Treiber eher private
Bauherren.
Die großen Smart-Home-
Geschäfte werden in der
Immobilienwirtschaft
gemacht
Immerhin: Die Wibutler-Geschichte
nahm nur drei Wochen später ein gutes
Ende. Heiztechnik-Pionier Viessmann,
in Deutschland und weltweit Vorreiter
bei der Digitalisierung seiner Branche,
steigt in das Unternehmen ein und wird
Foto: Loxone
Hype oder Nichthype – das ist nicht die Frage
Smart Home ist in aller Munde. Kosten senken und Energie sparen wollen die einen.
Den digitalen Zwilling die anderen. Doch über allem schwebt Angst vorm Datenklau.
Wie realistisch ist eigentlich die smarte Ausstattung der großen Immobilienbestände?
Smart ausgerüstete
Heizungen lassen
sich per Loxone-App
überwachen.
1...,53,54,55,56,57,58,59,60,61,62 64,65,66,67,68,69,70,71,72,73,...76
Powered by FlippingBook