Immobilienwirtschaft 7/2018 - page 67

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menzuführen und ihnen zu zeigen: Wir
arbeiten an demselben Ziel, und nur wenn
wir zusammenarbeiten, können wir den
Herausforderungen der Digitalisierung
begegnen. Denn Digitalisierung ist nicht
nur Technologisierung. Viele Mitarbeiter
haben Angst, weil sie nicht wissen, ob sie
den technischen Erfordernissen genügen
oder ob ihr Job noch in ein paar Jahren
existiert. Das ist ein kultureller Wandel,
den wir als Abteilung mit begleiten.
Welche Arbeitskultur pflegen Sie dabei?
Ich verfolge einen kollaborativen Ansatz.
Denn einen solchen habe ich selbst erfah-
ren. Ich habe bei JLL vor fast 20 Jahren
mein Praktikum gemacht und im Unter-
nehmen meine Diplomarbeit geschrie-
ben. Aber ich habe eigentlich alle drei
Jahre einen völlig anderen Job gemacht.
JLL hat mir immer so viel Freiraum ge-
geben, eine Idee in eine Innovation, eine
Lösung, ein Produkt zu konvertieren.
Und das Gleiche mache ich nun mit
meinen Mitarbeitern. Wir haben zum
Beispiel einmal in der Woche ein Stand-
up-Meeting, bei dem alle Fachbereiche
zusammenkommen und sich über ihre
Arbeit austauschen, über konkrete Opti-
mierungsansätze sprechen oder innova-
tive Konzepte diskutieren.
Die Mehrheit der Führungskräfte be-
klagt die fehlenden digitalen Kompe-
tenzen in der Belegschaft. In welchen
Bereichen tun sich in Ihrer Abteilung
kritische Lücken auf?
Vor allem bei spe-
ziellen technischen Themen fehlen uns
als Immobilienberatungsunternehmen
Spezialisten. Diese sind sehr schwer zu
bekommen. Ich habe zum Beispiel fast
ein Jahr lang einen JavaScript-Entwickler
gesucht. Der Markt ist wie leergefegt.
Was sind die wichtigsten neuen Tech-
nologien, an denen Sie derzeit arbei-
ten?
Im Fokus stehen künstliche Intelli-
genz, Machine Learning und Blockchain.
Blockchain ist eine Technologie, bei der
wir in Spanien gerade in der letzten in-
ternen Testphase sind. Wir arbeiten an
einem Produkt für einen international
agierenden Kunden. Wir sind bei vielen
Entwicklungen – und das ist das Neue,
das die Digitalisierung mit sich bringt –
„angewiesen“ auf die Kollaboration mit
unseren Kunden. Deren Bedarfe haben
eine neue und wichtige Dimension ein-
genommen. Ziel ist es, die Erfahrungen
und Erkenntnisse des spanischen Proof
of Concept nach Deutschland zu transfe-
rieren und auch hier für unsere Kunden
zur Verfügung zu stellen.
Welche dieser Technologien wird Ihrer
Meinung nach den größten Einfluss auf
die Immobilienbranche haben?
Ich bin
da ambivalent. Die Blockchain-Techno-
logie und das dahinterliegende Konzept
werden Veränderungen mit sich bringen.
Denn bei Blockchain steht imFokus: Take
out theMiddleMan. Sprich: Nimmdie In-
termediäre, also etwa dieMakler, raus und
verbinde Käufer undVerkäufer direkt mit-
einander. Das wird Folgen haben. Und die
Entwicklung würde mir durchaus Sorgen
machen, wenn wir uns nicht derThematik
widmen würden.
Welche Rolle spielt die künstliche Intel-
ligenz in absehbarer Zeit?
Sie ist eben-
falls von großer Bedeutung. Das Thema
Daten ist für mich insgesamt die Basis für
Digitalisierung und Innovationen. Und
die Möglichkeiten, die sich ergeben, aus
vorhandenen Einzeldaten neues Wissen
zu schaffen. Ein weiteresThema in diesem
Kontext sind räumliche Daten. Wichtig ist
zudem alles, was im Bereich Virtual und
Augmented Reality passiert.
Wie wichtig sind für Sie strategische
Partnerschaften mit PropTechs?
Seit
einigen Jahren arbeitet JLL eng mit Lever-
ton zusammen. In den Bereichen Virtual
Reality und 3D bestehen Kooperationen
mit deutschen und Schweizer Firmen. Die
Zusammenarbeit basiert hier nicht auf Be-
teiligungsbasis, sondern auf Vertrags- und
vor allemVertrauensbasis. Dies ist ein sehr
großer Mehrwert für beide Seiten. Insge-
samt muss man sagen, dass PropTechs für
die gesamte Immobilienbranche wichtig
sind. Denn die Start-ups haben uns wach-
gerüttelt, was Themen wie Digitalisierung
und Innovationen betrifft. Auf Basis neuer
Technologien sind sie in der Lage, Lücken,
die die „Old Economy“ offen gelassen hat,
zu schließen. Damit zeigen sie uns gleich-
zeitig Potenziale, die es zu heben gilt.
Das heißt, um die Zukunft von JLL muss
man sich keine Sorgen machen?
Nein,
da mache ich mir keine Gedanken. Im-
mobilien sind ein sehr komplexes Asset,
für das weiterhin Beratungsleistung not-
wendig ist. Technologien und Digitalisie-
rung verändern natürlich die Art, wie wir
zukünftig arbeiten. Dennoch wird es am
Ende Menschen brauchen. Auch, weil das
Vertrauen zu Menschen wichtig ist. Aus
meiner Sicht wichtiger als das bloße Ver-
trauen in Technologie.
«
Laura Henkel, Freiburg
„Bei Blockchain steht
im Fokus: Take out the
Middle Man. Sprich:
Nimm die Intermediäre,
also etwa die Makler,
raus und verbinde Käufer
und Verkäufer mitein-
ander. Das wird Folgen
haben.“
NEUE SERIE
CDOs IM GESPRÄCH
Sie sollen die digitale Transformation vorantreiben wie kein anderer: Chief Digital Officers
oder Chief Information Officers. Wer gehört zu den CDOs oder CIOs der deutschen Immobilien-
wirtschaft? Wie ist ihr Rollenverständnis? Welche strategischen Ziele verfolgen sie und auf
welche neuen Technologien setzen sie? Das verrät unsere neue Serie.
TEIL 1
KAI ZIMPRICH,
CIO JLL
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