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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
SMART HOME
namigen Standard verwaltet und wei-
terentwickelt, nennt ein standardisiertes
Protokoll, zertifizierte Produkte und ein
herstellerneutrales Inbetriebnahme-Tool
als die drei Grundvoraussetzungen für
deren Funktionieren.
Hans-Rüdiger Gnauck, Gründer und
Geschäftsführer der auf Smart Home spe-
zialisierten Diri GmbH aus Landsberg bei
Halle, empfiehlt dabei, zumindest imNeu-
bau und bei grundlegenden Sanierungen
eine Basis für Smart Home zu legen, also
die Gebäude entsprechend zu verkabeln.
„Das ist eine zu verschmerzende Inves
tition am Anfang einer Bauphase“, so
Gnauck. „Wenn ich da spare, wird das für
die Zukunft ein Fehler sein. Smart Home
muss man heute von Anfang an mitden-
ken, alles andere ist veraltet.“
Doch wo liegt die Motivation, sich
ein solches System zu installieren? Es gibt
vorrangig drei Felder. Bleiben wir beim
Thema Energie. Ein wirklich smartes Sys-
temderWärmeversorgung würde die Da-
ten eines Außenthermometers und eines
externen Wetterdienstleisters nutzen, um
die Heizung aktuell wie auch prognostisch
zu steuern. Es lernt aus diesen Daten, wie
es bei ähnlichen Wetterlagen in Zukunft
die Heizung vorausschauend steuert. „Die
Beschattung spricht mit der Heizung, um
solare Energie zu gewinnen und damit
gleichzeitig die Heizung runtergefahren
wird“, beschreibt dies Martin Öller, Grün-
der und CEO von Loxone. Solche Syste-
me erkennen auch, an welchen Tagen wie
viele Menschen in einem Gebäude sind.
Interessant ist das für alle öffentlichen
Immobilien oder im Einzelhandel. Damit
wäre eine wichtige Motivation genannt,
warum sich Immobilienverwalter mit
Smart-Home-Technologien beschäftigen:
die Energieeinsparung.
Im Privatbereich ist zum Zweiten we-
niger die Einsparung von Energie, son-
dern vor allem Sicherheit das wichtigste
Argument für Smart Home. Gefragt sind
Kombinationen von Videokameras, Au-
ßenbeleuchtung, automatischer Absper-
rung und Alarmgebung.
Zugangserkennung
ist für Verwalter hoch-
interessant
Im gewerblichen Immobilienbereich
existiert dies ebenso, rangiert nach Ein-
schätzung von Lux aber nach den Einspa-
rungen an zweiter Stelle. Gefragt sind hier
zudem Systeme, mit denen Besucher von
Gebäuden automatisch erkannt werden –
und ihnen entweder der Zugang gewährt
wird oder eben nicht. Und dies wiederum
ist für Immobilienverwalter interessant.
Denn das kann – zumindest inGebäuden,
wo eine Aufsicht oder Einlasskontrolle
Pflicht ist – den Personalbedarf deutlich
reduzieren.
Lyon: Erzeugt den
Strom fürs Quartier vor
Ort – Gebäude im Ly-
oner Confluence-Viertel.
Fotos: KNX; Future Real Estate Institute
LYON
Im Confluence-Viertel der zweitgrößten französischen Stadt, das zwischen den beiden Flüssen
liegt, läuft derzeit das Projekt Positive Energy Buildings (PEB). Dabei soll Strom aus vor Ort
erzeugten erneuerbaren Energien, immerhin 14 MWh und somit genug für den eigentlichen
Verbrauch, in den Wohngebäuden so effizient wie möglich genutzt werden. Mittels KNX wird der
Energieverbrauch der gesamten Nachbarschaft abgebildet. Das Verbrauchsverhalten der Immo-
bilien kann sich an die aktuelle Energieproduktion anpassen. Um das zu gewährleisten, wird das
ganze Arsenal der Smart-Home-Komponenten abgerufen: Anwesenheitserkennung, Fenster-
sensoren, Jalousiesteuerungen, HLK-Regler, Temperatursensoren, smarte Hausgeräte bis hin zur
Kaffeemaschine, CO
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-Sensoren, Lichtsensoren und Steuerschalter sowie die digitalisierte Messung
der Verbräuche von Energie und Wasser. Jedes Haus verfügt dabei über ein eigenes Manage-
mentsystem, das wiederum mit einem Managementsystem auf kommunaler Ebene verbunden
ist. So können Energieverbrauchsspitzen, aber auch Energieverschwendung erkannt und sogar
vorhergesagt werden. Der Strommix wird wie folgt bezogen:
›
Bis zu 9 kW: Stromnetz
›
9 kW bis 14 kW: 50 Prozent aus Batterien
›
Über 14 kW: 100 Prozent aus eigener Produktion
Die smarten Technologien machen nicht vor einzelnen
Immobilien halt, sondern verknüpfen diese untereinander
und mit anderen Regionen. Dazu zwei Beispiele.
PRAXISBEISPIELE
Smartes Management
ganzer Stadtteile
FLENSBURG
Die Stadt Flensburg rüstet kommunale
Bauten seit 1992 mit modernster Gebäude-
systemtechnik auf Basis von KNX aus. Das
ermöglicht es, ausgesuchte Datenpunkte mit
hoher Wichtigkeit, wie Energieerfassung oder
Störmeldungen, smart einzubinden und mit-
tels übergeordneter Zentralvisualisierung zu
erfassen. Dadurch können alle Liegenschaften
zeitnah aktuell hinsichtlich ihrer Energiever-
bräuche erfasst werden. Einen Nutzen haben
davon auch die Hausmeister der Immobilien.
Denn sie können über einen Tablet-PC den
Status erkennen und steuern. Dabei können
sie aufgrund der hohen Standardisierung
auch Immobilien in Vertretung von Kollegen
übernehmen.