IMMOBILIENWIRTSCHAFT 6/2017 - page 43

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nungsbildung einen Riesenschritt voran­
gegangen sind. Der IVD und seine Vor­
gängerverbände RDM und VDM fordern
den Sachkundenachweis ja nun seit mehr
als 90 Jahren. Als Verbandsmensch darf
man kein Kurzstreckenläufer sein. Mein
Hobby ist Marathonlauf. Und das hier ist
wirklich einer …
Wie sieht es denn aus mit Ihrem ande-
ren großen Steckenpferd, der Vertrau-
ensschadensversicherung? Hat sich da
etwas bewegt?
Der Gesetzgeber wird sie
nicht als Mindestvoraussetzung für Ver­
walter vorsehen. Sie ist ja quasi der Schutz
von den Treuhandgeldern. Man wird se­
hen, ob zumindest die Vermögensscha­
densversicherung in ein Gesetz einfließt.
Stärkt das nicht die Verbände?
Mög­
licherweise. Wer sichergehen will, dass
seine Treuhandgelder wirklich geschützt
sind vor Missbrauch, der muss halt darauf
achten, bei einem IVD-Mitglied zu sein.
Denn nur wir haben eine Vertrauens­
schadensversicherung für alle Mitglieder
abgeschlossen.
Gibt es Ziele, bei denen Sie im letzten
Jahr weitergekommen sind?
Ein Rie­
senerfolg für uns ist, dass alle deutschen
Parteien über Wohneigentumsbildung
sprechen. Auch haben wir eine gute Mei­
nungsbildung bei der Wohnimmobili­
enkreditrichtlinie erreicht. Ein Erfolg ist
auch, dass die Mietpreisbremse nicht ein
zweitesMal verschärftworden ist. Auch ist
es bisher gelungen, allenVersuchungen zu
widerstehen, denNeubau in punctoMiete
zu regulieren. Das alles hätte das Inves­
titionsklima in Deutschland nachhaltig
geschädigt.
Was versprechen Sie sich jetzt von der
Bundestagswahl?
Mein Wunsch wäre,
dass wir ideologiefrei über die Bedürf­
nisse unsererWohnungsmärkte sprechen,
dass die neue Regierung nicht nur Mie­
terschutzpolitik, sondern sachgerechte
Immobilienpolitik macht und sie nach
den Bedürfnissen von Mietern und Ver­
mietern ausrichtet.
Befürchten Sie, dass das Bestellerprin-
zip ausgeweitet wird?
Dass die Bun­
desregierung Bestellerprinzip und Miet­
preisbremse eingeführt hat, war in der
überhitzten Wohnimmobiliendiskussion
in den Augen von Union und SPD von­
nöten. Jetzt sollten aber keine weiteren
Regulierungen kommen, damit die In­
vestitionsbereitschaft in den Wohnungs­
neubau nicht nachlässt. Wenn überzogene
Forderungen dazu führen, dass in den
Bestand nicht weiter investiert wird oder
Investitionen in den Wohnungsneubau
unterbleiben, dann sind ja vor allem die
Mieter diejenigen, die die Zeche zahlen…
Liegen die Prioritäten bei der Woh-
nungspolitik zurzeit nicht zu stark im
Ausbau von Sozialwohnungen?
Die Fo­
kussierung auf bezahlbares Wohneigen­
tum und bezahlbaren Mietwohnungs­
bestand ist schon essentiell. Bei diesem
Thema sollte man aber nicht alle Fehler
der Vergangenheit wiederholen, insbeson­
dere nicht die Fehlbelegung großer Teile
der Bestände, bis hin zumBau seelenloser
Neubaubestände, in denen keiner wohnen
will.
Was erwarten Sie vom Deutschen Im-
mobilientag?
Wir wollen keine Sonntags­
reden aneinanderreihen, sondern zwei
hochintensive Tage veranstalten. Ziel ist
es, als bessere Unternehmer nach Hause
zu gehen.
Foto: IVD
ZUR PERSON
Jürgen Michael Schick
ist seit über 20 Jahren im Immobiliensegment aktiv. 1994 gründete er das Investmentmaklerhaus
Michael Schick Immobilien, dem er auch heute noch als Geschäftsführer vorsitzt. Seit Juni 2015 ist er der Präsident des Immobilien Verbands
Deutschland IVD. Schick hat sich 2005 zum Professional Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (MRICS) qualifiziert. 2010
wurde Schick als erster Makler Deutschlands mit der neuen EU-Norm DIN EN 15733 für Anlageimmobilien zertifiziert.
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Interview: Dirk Labusch, Freiburg
„Wichtig ist, gemein-
sam den Schritt nach
vorn zu machen in
einer Marktphase, wo
es fast allen außeror-
dentlich gut geht. “
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